Kryptos: Paradigmenwechsel in der Asset Allokation

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Bitcoin markiert ein neues Allzeithoch und liegt derzeit bei knapp 111.000 USD. Für viele Anlegerinnen und Anleger ist das nicht nur ein Grund zur Freude, sondern auch ein Anlass zur strategischen Neuorientierung: Wie lassen sich digitale Assets wie Bitcoin oder Ethereum sinnvoll in ein bestehendes Portfolio integrieren? Diese Frage ist durchaus berechtigt, hat sich doch in der Vergangenheit immer wieder gezeigt: Wer auf Bitcoin setzt, kommt zuweilen auf eine beachtliche Rendite. So war Bitcoin in den zwölf Jahren von Anfang 2012 bis Ende 2023 neunmal der Top-Performer über alle Anlageklassen wie Aktien, Gold und Anleihen hinweg. Der aktuelle Marktkommentar von Johanna Belitz, Valour

Kryptowährungen als weitere Säule moderner Portfolios
Wer am Kapitalmarkt investiert, sollte zumindest eine der grundlegenden Börsenweisheiten kennen: Lege nicht alle Eier in einen Korb! Dahinter verbirgt sich das Diversifikationsprinzip, nicht alles auf einen Markt und eine Anlageklasse zu setzen, sondern das Risiko so breit wie möglich über verschiedene Anlageklassen zu streuen. In der Vergangenheit basierten viele langfristige Anlagestrategien auf der sogenannten 60/40-Regel, 60% Investment in Aktien und 40% in Anleihen. Doch in einer Welt mit höheren Inflationsraten, geopolitischen Unsicherheiten und fragiler Geldpolitik stoßen klassische Konzepte zunehmend an ihre Grenzen. Immer mehr Anleger, ganz gleich ob institutionell oder privat, wenden sich daher alternativen Anlageklassen zu. Dazu zählen auch digitale Assets, allen voran Bitcoin.

Die Kryptowährung hat sich von einem spekulativen Nischenphänomen zu einem ernstzunehmenden Baustein in der Vermögensallokation entwickelt. Neben seiner Rolle als potenzieller Inflationsschutz bietet das „digitale Gold“ vor allem einen Diversifikationseffekt, der mit klassischen Anlageklassen wie Aktien kaum zu erzielen ist.

Korrelation: Bitcoin vs. US-Aktien und globale Liquidität
In den vergangenen Jahren konnte man zwar gut beobachten, dass die Korrelation zwischen Bitcoin und US-Aktien (S&P 500) phasenweise zunimmt. Besonders während globaler Krisen wie Corona oder euphorischer Marktphasen, Zeiten also, in denen über nahezu jede Anlageklasse „alles steigt oder fällt“. Diese Verschiebung unterstreicht, wie globale makroökonomische Faktoren, wie zum Beispiel die Politik der Zentralbanken, Liquiditätszyklen und Wirtschaftskrisen, die Synchronisierung zwischen den Anlageklassen vorantreiben können.

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Bitcoin reagiert besonders empfindlich auf Veränderungen der globalen Liquidität, definiert durch die Verfügbarkeit von Krediten, die Zinspolitik und die Bilanzaktivität der Zentralbanken. In Zeiten der quantitativen Lockerung oder einer lockeren Geldpolitik entwickelt sich Bitcoin oft stark und profitiert von dem allgemeinen „risikofreudigen“ Umfeld. Umgekehrt, wenn sich die Liquidität verknappt – wie bei aggressiven Zinserhöhungen oder Bilanzverkürzungen – hat Bitcoin, wie viele andere Wachstumswerte, tendenziell mit Gegenwind zu kämpfen.

Doch einen konstanten Gleichlauf zwischen den beiden Anlageklassen zu vermuten, ist trügerisch. Historisch betrachtet weist Bitcoin immer wieder Phasen mit niedriger oder sogar negativer Korrelation zu den Aktienmärkten auf. Die Aktienkurse und Preise digitaler Assets bewegen sich dann unabhängig voneinander oder sogar gegensätzlich, abhängig von der vorherrschenden Makrolage.

In diesem Jahr etwa hat Bitcoin seine Korrelation mit dem S&P 500 mehrfach verloren. Zum Beispiel zeigte Bitcoin eine gewisse Widerstandsfähigkeit gegen den Abwärtstrend zu Beginn des Zoll-Streits im April, als Aktien über alle Märkte hinweg stark einbrachen. Gleichzeitig stieg die Korrelation zu Gold, womöglich als Absicherung der Märkte gegenüber einer erhöhten Inflationsgefahr. Diese Phasen der Entkopplung unterstreichen die Attraktivität von Bitcoin als Anlageform, die nicht an traditionelle Unternehmensgewinne oder die wirtschaftliche Entwicklung einzelner Staaten gebunden ist.

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Langfristig auf die jeweiligen Monate betrachtet liegen die Korrelationswerte zwischen Bitcoin und dem US-Index im Bereich zwischen plus 0,2 und minus 0,2, also im Rahmen einer moderaten Korrelation. Zwar gibt es immer wieder deutliche Ausreißer in die eine oder andere Richtung, insbesondere bei großen Liquiditäts- oder Makroereignissen. Als Asset zur Portfoliodiversifizierung ist Bitcoin aber dennoch geeignet, auch weil sich ehemals wenig korrelierende Investments wie US-Staatsanleihen zunehmend positiv korrelierend zum S&P 500 entwickeln. Digitale Assets können also durchaus der entscheidende Kniff sein, um das Depot krisenfester zu machen.

Krypto ist mehr als nur Bitcoin
Bitcoin ist zwar die bekannteste Kryptowährung, er ist aber nicht alleiniger Repräsentant der gesamten Asset-Klasse „Krypto“. Wer mit digitalen Assets diversifizieren will, sollte also einen Blick über den „Tellerrand“ werfen. Denn so wie ein Aktienportfolio nicht nur aus einer Einzelaktie bestehen sollte, gilt auch im Kryptobereich: Einzelrisiken lassen sich am besten durch Streuung minimieren. Bitcoin ist zwar das Schwergewicht unter den digitalen Vermögenswerten – immerhin repräsentiert er rund 60% der gesamten Marktkapitalisierung in diesem Bereich –, doch dahinter entwickelt sich ein breites Feld an Projekten mit völlig unterschiedlichen Anwendungsfällen, Risiken und Chancen. Ethereum (ETH) und Solana (SOL) etwa sind Plattformen für Smart Contracts sowie Grundlage dezentraler Finanzdienstleistungen wie Handel, Verleih und Versicherung digitaler Assets.

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Der Krypto-Markt ist heterogen und dynamisch. Einzelne Projekte können stark an Wert gewinnen oder verlieren. Diese hohe Volatilität macht eine Diversifizierung umso wichtiger. Nicht nur, um das Risiko zu reduzieren, sondern auch, um Chancen für eine überdurchschnittliche Performance zu nutzen. Indem sie in einen breiten Korb von digitalen Vermögenswerten investieren, anstatt sich auf einzelne Token zu verlassen, können Anleger von Wachstumsschüben in verschiedenen Marktsegmenten profitieren und ihre Chancen auf eine langfristige Wertsteigerung erhöhen.

Ähnlich wie bei ETFs im traditionellen Finanzbereich gibt es auch bei Krypto die Möglichkeit einen Korb verschiedener Werte zu kaufen. Exchange Traded Products (ETPs) bieten diese Möglichkeit, sie können wie andere klassische Wertpapiere über alle gängigen Handelsplätze gekauft und verkauft werden. Damit sind sie vor allem für Anleger interessant, die in ein diversifiziertes Krypto-Angebot investieren wollen, aber über kein Wallet, sondern ein klassisches Aktiendepot verfügen. Das 1Valour STOXX Bitcoin Suisse Digital Asset Blue Chip ETP bildet die Wertentwicklung der wichtigsten digitalen Blue-Chip-Assets ab und beinhaltet Positionen in Bitcoin, berücksichtigt aber auch Assets aus den Bereichen Smart Contract Plattform und Decentralized Finance (DeFi) wie etwa Ethereum, Solana und Uniswap.

Johanna Belitz, Valour

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