Unternehmen kritisch bewerten und unter der Vielzahl von Neugründungen die Spreu vom Weizen trennen – analysiert Helge Skibeli von JPMorgan Funds.
Noch steht der KI-Innovationszyklus ganz am Anfang – doch für Anlegerinnen und Anleger stellt sich die Frage: Wer gehört mittel- und langfristig zu den Gewinnern und Verlierern der Entwicklung? Ein Blick in die Historie zeigt nach Ansicht von Helge Skibeli, Manager des JPMorgan Funds – Global Focus Fund bei J.P. Morgan Asset Management, dass frühe Gewinner irgendwann auch zu den Verlierern – und anfangs scheinbare Nischenanbieter zu späteren Gewinnern zählen können. Bislang wurde die KI-Marktreaktion vor allem von den US-Big-Techs, den „Glorreichen Sieben“, dominiert. Nvidia beispielsweise hat auf Sicht der letzten fünf Jahre eine Wertentwicklung von über 2.000% erzielt.
Künftig sieht Skibeli aber andere Werte vorn: „Ein Großteil des künftigen Ertragspotenzials dürfte in den Bewertungen der ‚Glorreichen Sieben‘ bereits berücksichtigt sein. Doch Nvidia und etwa auch OpenAI existieren nicht im luftleeren Raum. Sie haben Zulieferer und Kunden, mit deren Hilfe Anleger an ihrem Wachstum teilhaben können“, erklärt Skibeli. Dazu gehörten Anbieter von Hardware, Software und KI-Infrastruktur, die den Geschäftsbetrieb von Nvidia und OpenAI ermöglichen, aber auch eine Vielzahl nachgelagerter Unternehmen in unterschiedlichen Sektoren, die KI einsetzen, um durch die Entwicklung neuer oder verbesserter Produkte und Dienstleistungen Kosten zu senken und die Umsätze zu steigern. Beispiele sind der französische Elektrotechnik-Konzern Legrand sowie der Chiphersteller TSMC aus Taiwan, der die Grafikprozessoren von Nvidia fertigt.
Wie schwierig eine Vorhersage von Gewinnern und Verlierern bei einem Innovationszyklus ist, zeigt ein Blick in die Jahre des Internet-Booms: Wer hätte 1998 gedacht, dass Amazon sich vom Online-Buchhändler zum heutigen E-Commerce-Giganten entwickelt? Oder dass ein einstiger Vorreiter wie Sun Microsystems von der Bildfläche verschwindet? „Auch Cisco war einer der Wegbereiter des Internets und hatte auf dem Höhepunkt der Blase die größte Marktkapitalisierung der Welt.
Zwar lagen die Prognosen nicht unbedingt weit von der Realität 20 Jahre später entfernt, aber die Aktie konnte sich nicht auf einem derart überdehnten Bewertungsniveau halten“, analysiert Skibeli. „Für viele der anderen Aktien, die im Nasdaq auf seinem Höchststand im Jahr 2000 vertreten waren, ging das Phänomen Internet bekanntlich nicht ganz so gut aus. Schon damals galt es, Unternehmen kritisch zu bewerten und unter der Vielzahl von Neugründungen die Spreu vom Weizen zu trennen“, führt der Portfolio Manager aus. […]
Vorgelagerte KI-Zulieferer sind der niederländische Mikrochip-Ausrüster ASML, der die Maschinen baut, mit denen TSMC die KI-Chips von Nvidia produziert, und Shin Etsu, ein japanischer Hersteller der Silizium-Wafer, auf die diese Chips übertragen werden. Das Training von KI-Modellen erfordert darüber hinaus enorme Mengen an Computerspeicher, was die Nachfrage nach DRAM-Modulen (Dynamic Random Access Memory) von Speicherchipherstellern wie dem südkoreanischen Unternehmen Samsung ankurbelt. […]
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