Penell GmbH: Neuer Bilanzskandal bei Mittelstandsanleihen?

Penell: Die Wertabweichung des Warenlagers dürfte
einiges an Sprengkraft besitzen!
Foto: © Thinkstock/iStock/oorka

Mit der Nachricht, wonach das für die Anleiheinhaber als Sicherheit dienende Warenlager allem Anschein nach nicht mehr den zuvor prospektierten Wert aufweist, schockte der Anbieter von Systemlösungen für die Elektroversorgung gestern Abend seine Bondholder. Unweigerlich werden böse Erinnerungen an den Bilanzskandal bei MIFA wach, bei dem zunächst auch fehlerhafte Bestandsbewertungen aufgedeckt wurden. Bald danach folgte die Insolvenz der traditionsreichen Fahrradschmiede – ein böses Omen also?

Wie Penell gestern Abend mitteilte, habe eine erneute Überprüfung der Kupferkabellagerbestände eine Unterdeckung ergeben. Danach würden die Lagerbestände, die den Inhabern der erst kürzlich ausplatzierten 7,75%-Unternehmensanleihe (2014/19) über final 5 Mio. EUR als Sicherheit dienen, allem Anschein nach nicht dem ursprünglich angegebenen Lagerwert von rund 9 Mio. EUR entsprechen. Als Sicherheit wurde den Bondholdern das Kupfer in den Kupferkabeln zugesagt. Bei Unterschreitung des Schwellenwertes von 6,25 Mio. EUR ist die Gesellschaft gemäß Prospekt zur Nachbesicherung verpflichtet. Dies soll momentan durch den Geschäftsführer Kurt Penell besorgt werden. Nach aktuellen Schätzungen weisen die Sicherheiten trotz zugesagter Nachbesicherung jedoch nur einen Wert von rund 5,5 Mio. EUR auf und würden somit unter dem ursprünglichen Schwellenwert liegen.

Penell ist jetzt verpflichtet, bei einer Nachbesicherung unverzüglich eine Gläubigerversammlung der Anleiheinhaber einzuberufen und über die neue Sicherheitenlage abstimmen zu lassen. Ein solches Treffen werde dem Vernehmen nach vorbereitet. In Absprache mit dem vorläufigen gemeinsamen Vertreter der Anleihegläubiger soll in den kommenden Tagen eine entsprechende Einladung erfolgen, hieß es weiter.

Penell Luftfoto_D3Wie die Wertabweichung zu Stande kommt bzw. wohin die anscheinend verschwunden Kupferkabel gelangt sind, ist derzeit noch nicht bekannt. Allerdings scheint festzustehen, dass die Wertabweichung angesichts eines in Euro umgerechneten zumindest stabilen Kupferpreises kaum preislich bedingt sein kann und insofern eher mengenmäßig begründet werden muss. Die Frage ist dann: Wurde die Menge der eingelagerten Kupferkabel grundsätzlich falsch eingeschätzt oder ist die fehlende Menge inzwischen umsatzrelevant verarbeitet worden? Kurios: Am 12. August wies das Lager mit rund 1.900 Tonnen Kupfer noch einen damaligen Warenwert von etwa 9,8 Mio. EUR auf, versicherte Geschäftsführer Kurt Penell Anfang September im BondGuide-Interview. Unklar scheint auch, wie eine Unterdeckung des Warenlagers längere Zeit unbemerkt bleiben kann. Antworten hierüber ist Penell bislang noch schuldig geblieben, eine Stellungnahme wurde abgelehnt.

Besorgniserregend wäre in diesem Zusammenhang auch die Entwicklung des Eigenkapitals: Im Jahresabschluss 2013/14 weist das Unternehmen auf Seite 10 bei einer Bilanzsumme von 12,4 Mio. EUR ein Eigenkapital von rund 3,3 Mio. EUR (EK-Quote: ~27%) und Gesamtverbindlichkeiten von 9,1 Mio. EUR auf – der Wertansatz basiert u.a. auf einem Vorratsvermögen von knapp 9,3 Mio. EUR. Stellt sich der aktuelle Wert des Warenlagers nun tatsächlich mit nur noch 5,5 Mio. EUR dar, würde das zuvor ausgewiesene Eigenkapital bei gleichbleibender Verschuldung vollständig aufgezehrt werden und einen negativen Wert aufweisen. Unterdessen zog Feri EuroRating erste Konsequenzen aus dem sich abzeichnenden Bilanzskandal und stufte die im Mai/August 2014 mit B+ geratete Penell-Emission auf CC herab – höchstes Verlustrisiko, Vorstufe von „D“ (= Ausfall).

Penell2Die offensichtliche Fehleinschätzung lässt zumindest Zweifel an der Kompetenz des Penell-Managements aufkommen, das sich erst im Juni mit neuen Anleihegeldern eindeckte, und erinnert doch stark an den Bilanzskandal bei MIFA mit seinen weitreichenden Folgen. Gegenwärtig wird das Familienunternehmen nur noch von Kurt Penell als Alleingeschäftsführer geleitet – Unternehmensgründerin Waldtraut Penell schied Mitte November altersbedingt aus der operativen Leitung aus. Der im Düsseldorfer Primärmarkt gehandelte Penell-Bond sank im gestrigen Handelsverlauf zunächst nur um 3 Punkte, heute Vormittag geht es dann um gut ein Fünftel auf aktuell 80% nach unten.

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