Frank Hock, DF Deutsche Forfait: „Eine Ablehnung oder zeitliche Verzögerung würde unseren Fortbestand erheblich gefährden!“

Frank Hock, CFO, DF Deutsche Forfait AG

Nach dem „OFAC-Blacklisting“ forciert die DF Deutsche Forfait ihren operativen Neustart. Wesentliche Voraussetzung hierfür sind zuvor jedoch umfassende Maßnahmen zur finanziellen Restrukturierung des angeschlagenen Außenhandelsfinanzierers. Im Gespräch mit BondGuide erläutert Finanzvorstand Frank Hock die wesentlichen Aspekte der angestrebten Maßnahmen und ruft zugleich jeden Anleihegläubiger angesichts der gegebenen Dringlichkeit dazu auf, sich mit seinem Stimmrecht an der Abstimmung ohne Versammlung zwischen dem 20. und 22. Januar zu beteiligen.

BondGuide: Herr Hock, nach Streichung der DF Deutsche Forfait AG (DFAG) von der OFAC-Sanktionsliste – betrachten Sie sich im wahrsten Sinne des Wortes als „vom Haken“, wie groß ist die Erleichterung?
Hock: Wir sind sehr erleichtert, dass es uns gelungen ist, in einer Rekordzeit von 249 Tagen – durchschnittliche Verweildauer auf der OFAC-Liste beträgt 800 Tage – von der „List of Specially Designated Nationals and Blocked Persons“ („SDN-Liste“) entfernt worden zu sein. Dass wir während des Listings operativ handlungsunfähig waren, hat uns hart getroffen und zu einem negativen Eigenkapital geführt. Der richtige Befreiungsschlag gelingt uns hoffentlich mit der Umsetzung der Restrukturierungsmaßnahmen in den kommenden Wochen.

BondGuide: Wie stellt sich aktuell die operative und vor allem finanzwirtschaftliche Entwicklung dar?
Hock: Als die Streichung von der Sanktionsliste absehbar war, haben wir ein 100-Tage-Programm zur Stärkung des Vertriebs und Wiedereintritt in den Markt erarbeitet und unmittelbar mit Streichung von der SDN-Liste eingeleitet. Dieses trägt erste Früchte: In den letzten Wochen haben wir zahlreiche Geschäftsanfragen aus unserem Netzwerk sowie von alten und neuen Geschäftspartnern erhalten. Die sich uns bietenden operativen Chancen können wir jedoch nur dann vollumfänglich nutzen, wenn wir auch die finanzielle Handlungsfähigkeit wiederherstellen. Dazu haben wir ein umfassendes Restrukturierungskonzept ausgearbeitet. Dies ist Grundlage für das Sanierungsgutachten IDW S6, das der Gesellschaft auf Basis ihrer Mittelfristplanung eine positive Fortführungsprognose bescheinigt.

BondGuide: Nach dem Sanierungsgutachten ist eine positive Fortführungsprognose und damit die Sanierungsfähigkeit der DFAG nur gegeben, wenn verschiedene Kapitalmaßnahmen vollständig umgesetzt werden. Könnten Sie das vielleicht kurz ausführen? Und auf welchen Sanierungsbeitrag müssen sich die Inhaber Ihrer 30-Mio.-EUR-Unternehmensanleihe einstellen?
Hock: Das Sanierungsgutachten kommt zu dem Fazit, dass die Gesellschaft ohne die Reduzierung der Fremdkapitalzinsen und Durchführung von Kapitalmaßnahmen zur Stärkung des Eigenkapitals nicht sanierungsfähig ist, da eine nachhaltige Renditefähigkeit nicht gegeben wäre. Die Situation ist also ernst, aber nicht aussichtslos. Daher bitten wir alle Anleihegläubiger, sich zwischen dem 20. (0 Uhr) und 22. Januar (24 Uhr) an der virtuellen Gläubigerabstimmung zu beteiligen. Nähere Details und das Formular zur Stimmabgabe sind auf www.dfag.de/investor-relations/anleihe/ hinterlegt. Wichtig: Die Stimmabgabe ist nur innerhalb des Abstimmungszeitraums wirksam. Stimmformulare die außerhalb dieses Zeitraums (davor oder danach) beim Notar eingehen, können leider nicht berücksichtigt werden und sind demzufolge nicht wirksam.

Unser Restrukturierungskonzept besteht aus vier Bausteinen:

1. Freiwilliges Angebot eines Debt-to-Equity-Swaps an die Anleihegläubiger (Kapitalerhöhung I um bis zu 3,4 Mio. Aktien). Dafür liegen uns schon Absichtserklärungen in signifikantem Umfang vor.

2. Reduzierung des Nominalzinssatzes der Anleihe 2013/20 von 7,875% p.a. auf 2,00% p.a. unter Gewährung von Optionsrechten zum Erwerb von DF-Aktien.

3. Gewährung von Kreditlinien durch die Banken in der vor dem OFAC-Listing bestehenden Höhe von etwa 43 Mio. EUR mit einer Laufzeit bis zum 31. Dezember 2016 und gleichzeitiger Zinsreduzierung für die gesamte Laufzeit auf rund 1% gegen Besserungsschein + ggf. zu stellende Sicherheiten.

4. (Bar-)Kapitalerhöhung II um bis zu 6,8 Mio. Aktien.

Die Deutsche Forfait profitiert vom Trend der Suche nach Finanzierungsalternativen.BondGuide: Das Einräumen von Optionsrechten als Gegenleistung für den Zinsverzicht ist bei zu restrukturierenden Mittelstandsanleihen ein Novum. Was hat Sie dazu bewogen, wo sehen Sie etwaige Vorteile für die Anleihegläubiger?
Hock: Wir haben uns bewusst entschieden – anders als bei vielen Restrukturierungsfällen der letzten Jahre – keinen Kapitalschnitt zu vollziehen: Die Anleihegläubiger sollen, wie vorgesehen, ihr Kapital im Mai 2020 zu 100% zurückerhalten. Mit den Optionsrechten wollen wir ihnen zusätzlich die Chance einräumen, ihren Zinsverzicht ganz oder teilweise wieder aufzuholen. Denn durch die Zinsreduktion tragen die Bondholder dazu bei, dass die Gesellschaft wieder operativ profitabel wird.

BondGuide: Können Sie den etwaigen Ablauf der Ausübung der Optionsrechte vereinfacht skizzieren? Was muss sich der Anleiheinvestor konkret darunter vorstellen?
Hock: Bei Ausübung der Optionsrechte erhalten Anleihegläubiger die Möglichkeit, eine Anzahl von mindestens 100 und höchstens 113 Stück neuen Aktien je Anleihenominal von 1.000 EUR zu einem Bezugspreis von 1,25 EUR zu erwerben. Hierfür soll das Grundkapital je nach Ausübung um bis zu 3,39 Mio. EUR durch Ausgabe von bis zu 3.390.000 neuen DF-Aktien bedingt erhöht werden (Anm. d. Red.: 30.000 TSV multipliziert mit maximal 113 Optionsrechten). Die Optionsrechte können innerhalb von festgelegten Ausübungsfenstern zwischen dem 27. Mai 2016 und dem 27. Mai 2020 ausgeübt werden. Steigt der Kurs der DF-Aktie beispielsweise auf 2,50 EUR (XETRA-Schlusskurs 16.01.2015: 1,28 EUR) erzielt der Anleiheinhaber im Fall von 100/113 Optionsrechten einen Gewinn von 125 EUR/141 EUR. Die genaue Anzahl der Optionsrechte ist davon abhängig, ob den kreditgebenden Banken Sicherheiten zu gewähren sind und wird mit dem zur Wahl stehenden Gemeinsamen Vertreter abgestimmt.

DFAGBondGuide: Sehen Sie nach vereinzelter Kritik an Ihrem Restrukturierungskonzept die Interessen der Anleihegläubiger angemessen berücksichtigt?
Hock: Wir haben uns im Rahmen der Erstellung des Restrukturierungskonzepts auch mit einer Vielzahl von Anleihegläubigern, auf Basis entsprechender Verschwiegenheitsverpflichtungen, ausgetauscht und positives Feedback bekommen. Unser Konzept wird als innovativ und ausgewogen, was den Beitrag der verschiedenen Kapitalgebergruppen angeht, empfunden. Daher gehe ich fest davon aus, dass die erforderliche Mehrheit unserer Anleihegläubiger unseren Vorschlägen zustimmen wird. Ferner wurden bis zuletzt keinerlei Gegenanträge gestellt.

BondGuide: Gibt es dennoch alternative Szenarien, wie die DFAG im Falle einer Ablehnung der Anleihegläubiger außerhalb eines gerichtlichen Verfahrens saniert werden könnte? Kurz gesagt: Haben Sie einen Plan B in der Tasche?
Hock: Ja, alles andere wäre fahrlässig. Allerdings bestehen bei den Alternativen erhebliche Unsicherheiten. Eine Ablehnung oder zeitliche Verzögerung würde uns mit weiteren Kosten belasten und das Vertrauen aller Kapitalgebergruppen und Kunden beeinträchtigen. Durch die damit verbundene Unsicherheit würde unsere gerade im Wiederaufbau befindliche Marktposition erneut geschwächt und am Ende der Fortbestand der Gesellschaft erheblich gefährdet. Daher tun wir alles dafür, dass wir in der ersten, jetzt anstehenden Abstimmung, den ersten Meilenstein auf dem Weg zur finanziellen Handlungsfähigkeit hinter uns lassen.

df_forfaitGMBondGuide: Neben der angestrebten Finanzrestrukturierung planen Sie die Aufnahme von 15 Mio. EUR an neuem Fremdkapital in H2/2015 – welche Optionen wurden schon ausgelotet?
Hock: Nach einer erfolgreichen Restrukturierung werden wir über eine solide Eigen- und Fremdkapitalbasis verfügen. Das zusätzliche langfristige Fremdkapital dient der weiteren Stärkung der Kapitalstruktur, um wieder Geschäftsvolumina in der Größenordnung wie vor der SDN-Notierung realisieren zu können. Auch die Umsetzung unserer strategischen Projekte auf der Platzierungsseite – „Trade Finance Fonds“ und „Asset Backed Securities“-Programme – erfordern eine ausreichende Finanzierungsbasis für unser Handelsgeschäft. Die Chancen und Geschäftsmöglichkeiten in unserem Markt sind groß und wir haben die feste Absicht, das Unternehmen zurück auf die Erfolgsspur zu führen. Daher möchte ich zum Abschluss nochmals an alle Anleihegläubiger appellieren, ihr Recht wahrzunehmen und unsere Vorschläge in der Abstimmung zwischen dem 20. und 22. Januar zu unterstützen.

BondGuide: Herr Hock, besten Dank für das aufschlussreiche Gespräch!

Das Interview führte Michael Fuchs

Das Jahr 2014 für die DF Deutsche Forfait AG im ausführlichen BondGuide-Rückblick