„Enormer Auftragseingang, der erst einmal finanziert werden will“

Das Maschinenbauunternehmen RENA plant in den kommenden Wochen eine zweite Anleihe im Frankfurter Entry Standard zu begeben. Im Gespräch mit BondGuide spricht Finanzvorstand Stefan Baustert über die Akquisition von Stulz H+E und deren Bedeutung für das Unternehmen.

BondGuide: Herr Baustert, wir kennen uns noch von Ihren Zeiten bei Singulus Technologies. RENA ist bei Endkunden nicht extrem bekannt – beschreiben Sie uns doch mal in eigenen Worten bitte, was RENA genau macht.
Baustert: Sie haben recht, der Vergleich mit Singulus liefert zumindest gewisse Parallelen. RENA ist ein deutsches Maschinenbauunternehmen, das 1993 gegründet wurde und sich seither verschiedenen Formen nasschemischer Prozesse widmet. Auf unseren Maschinen wird ein Produkt in einem solchen Prozess beispielsweise geätzt oder gereinigt. In der ersten Phase unseres Bestehens haben wir vor allem für die Halbleiterindustrie produziert, später dann auch für die Solarindustrie. In letzter Zeit kamen weitere Anwendungsbereiche etwa in der Medizintechnik hinzu, z.B. Maschinen mit nasschemischen Prozessen für Kontaktlinsen oder Zahnimplantate.

BondGuide: Aber nicht nur. Im vergangenen Jahr hat RENA die Stulz H+E akquiriert, die einen nicht unbeträchtlichen Umsatzanteil schon im ersten Halbjahr ihrer Konsolidierung beisteuert. Wo genau passt Stulz da in ihr Gesamtbild?
Baustert: Uns war von Anfang an klar, dass wir uns nicht in eine zu große Abhängigkeit vom chinesischen Solarmarkt begeben durften. Wo also konnte man hineindiversifizieren, ohne sich von seinen Kernkompetenzen wegzubewegen? So kamen wir zu Stulz mit ihren Reinstwasseranlagen für die pharmazeutische Industrie, Maschinen zur Abwasseraufbereitung oder zur Reinigung chemischer Anlagen, sowie Bioenergieanlagen – und da schließt sich der Kreis schon zu RENA, die Maschinen für nasschemische, also flüssige, Prozesse herstellt und auch im erneuerbaren Energiebereich tätig ist. Hinzu kommt bei RENA der hohe Standardisierungsgrad der Maschinen, ein Know-how das auf die neu erworbenen Stulz-Geschäftsfelder in der Wasseraufbereitung übertragen werden kann.

BondGuide: Wie groß ist die Bedeutung der Stulz-Übernahme in Zahlen ausgedrückt?
Baustert: 2013 erstmals voll für ein ganzes Geschäftsjahr konsolidiert wird Stulz deutlich mehr als die Hälfte der Umsätze ausmachen. Derweil geht der Solarbereich noch von sich aus weiter zurück. Der RENA-Altteil macht 2013 in unseren Planungen schon nur noch rund 30% des Gesamtumsatzes aus. Der reine Solar-Anteil ist ca. 15-20%. Stulz ist für uns also wirklich signifikant.

BondGuide: Vermutlich aber auch nicht ganz kostenlos: Dazu jetzt eine weitere Finanzierung?
Baustert: In erster Linie genau aus diesem Grunde: Akquisitionsfinanzierung bzw. Umfinanzierung. Die Übernahme von Stulz hatten wir bisher ausschließlich aus dem Cashflow gestemmt. Wir haben hier also ganz konkret Refinanzierungsbedarf zur Ablösung teurer Verbindlichkeiten – da sind wirklich einige größere Brocken angefallen. Dem früheren Stulz-Mitgesellschafter, einer landeseigenen Private-Equity-Firma, schulden wir ein Verkäufer-Darlehen, das wir gerne durch einen kapitalmarktnäheren Zinssatz ablösen wollen.

BondGuide: Klingt nach einer klassischen Anleihe-Emission. Bleibt da für Wachstumsfinanzierung noch etwas übrig?
Baustert: Natürlich, das ist mit ein wesentlicher Treiber für die Emission. Stulz hat einen enormen Auftragseingang, der erst einmal finanziert werden will. Refinanzierung und Wachstumsfinanzierung beschreiben unsere Pläne am besten.

BondGuide: „RENA I“ war im Dezember 2010 leidlich erfolgreich, statt geplanter 75 hat RENA nur rund 40 Mio. EUR bei der Anleiheemission in Bondm realisieren können. Was machen Sie dieses Mal anders?
Baustert: Möglicherweise waren 75 Mio. EUR etwas hoch gegriffen und dem damaligen Optimismus in einem äußerst dynamischen Solarmarktumfeld geschuldet. Zudem haben wir dieses Mal eine Bank mit an Bord, während es 2010 eine Eigenemission war; und RENA ist inzwischen im Kapitalmarkt eine bekannte Größe.

BondGuide: Herr Baustert, ganz herzlichen Dank für die interessanten Hintergründe!

Das Interview führte Falko Bozicevic.