Welche Abgaben werden auf Pokergewinne fällig?

Wenn Fortuna einen Geldregen prasseln lässt, ist Vater Staat häufig der lachende Dritte. Allerdings gibt es Ausnahmen, bei denen Gewinne ungeschmälert auf dem Konto des jeweiligen Glückspilzes landen. Von Robert Steininger*

Dazu gehören im Normalfall auch Gewinne aus dem Pokerspiel. Weil derartige Einnahmen aus Glücksspiel vom Finanzamt keiner eindeutig erkennbaren Einkommensart zugewiesen werden können, bleiben sie in Deutschland unangetastet. Obwohl das populäre Zocken im Online-Casino mit Ausnahme von Schleswig-Holstein offiziell erst ab dem Sommer im Rahmen des neuen Glücksspielländerstaatsvertrags legal ist, gilt zurzeit bereits eine Duldungsregelung für die Übergangszeit. Landbasierte Casinos in staatlicher Hand sind in Deutschland seit Generationen etablierte Institutionen.

Wer online zockt, sollte zudem darauf achten, dass die Anbieter tatsächlich über eine offizielle behördliche Lizenz verfügen. In der Europäischen Union sind Online-Casinos nur erlaubt, wenn sie ihre Lizenz aus einem der EU angehörigen Land erhalten haben. Wer auf einer dubiosen Seite mit Sitz außerhalb der EU spielt, muss damit rechnen, dass ihm Gewinne seitens des Betreibers vorenthalten werden oder aber das Geld von Behörden beschlagnahmt wird.

Sind die Töpfe beim Pokern oder einem anderen Glücksspiel in einem anerkannten Casino eingestrichen worden, wird es in Deutschland für Vater Staat erst interessant, wenn der Mammon auf dem Konto gelandet ist und Zinsen abwirft. Diese Zinsen werden nämlich als Einnahmen vom Finanzamt mit einer Abgeltungssteuer in Höhe von 25% belegt. Das gilt in Deutschland beim staatlichen Zahlenlotto ebenso wie beim Poker online und im landbasierten Casino.

Wer mehr als nur gelegentlich zockt und etwa regelmäßig bei kleineren oder großen Turnieren abkassiert, der muss sich allerdings darauf gefasst machen, dass Vater Staat zulangt. Sobald ein Zocker nicht mehr als Hobbyspieler angesehen wird, sondern eine Einstufung als gewerblicher Spieler erhält, ist es vorbei mit der Steuerfreiheit für die eigentlichen Gewinnsummen.

Deshalb war der Sieg eines deutschen Pokerspielers bei der World Series of Poker 2019 in Las Vegas auch ein Triumph für das deutsche Finanzamt. Hossein Ensan, der nach einem mehrstündigen Finale beim Main Event außer dem Weltmeistertitel auch zehn Millionen US Dollar gewann, durfte einen erklecklichen Teil seines Gewinns beim deutschen Fiskus abgeben. Multimillionär blieb er dennoch. Vor Ensan hatte es lediglich ein anderer Deutscher zum millionenschweren Weltmeistertitel gebracht. Der damals 22-jährige Pius Henz hatte im Jahr 2011 die deutsche Pokergemeinschaft und das Finanzamt zum Jubeln gebracht.

Nicht jedes Land handhabt die Besteuerung von Gewinnen so großzügig wie die Bundesrepublik Deutschland. In der Schweiz müssen Lotteriegewinne in der Steuererklärung angegeben werden. Weil Gewinne bis zu umgerechnet 1.000 EUR steuerfrei sind und von vornherein 35% des Gewinns an den Lotterie-Veranstalter gehen, kann es jedoch sein, dass der Fiskus einen Teil des einbehaltenen Geldes rückerstattet.

Grundsätzlich gelten die Regeln im Lande des Betreibers, wenn es um die Besteuerung geht. Das gilt vor allem außerhalb der EU, obwohl mit vielen Ländern Doppelbesteuerungsabkommen bestehen.

Das trifft unter anderem auf die USA zu. Wer sich seinen Traum erfüllt und wie die deutschen Weltmeister in Las Vegas zu den Karten greift, kann als Bundesbürger seine Gewinne ungeschmälert einstreichen. Für US-Spieler und Zocker aus Ländern ohne Doppelbesteuerungsabkommen fallen in den Vereinigten Staaten auf Glücksspielgewinne kräftige Steuern an. Deshalb werden diesen Spielern von vornherein nur 70% ihres Gewinnes ausgezahlt. Das betrifft unter anderem auch Zocker aus Österreich und der Schweiz, die allerdings versuchen können, die einbehaltenen 30% zurückzufordern. Im Glücksspielparadies Las Vegas im Bundesstaat Nevada gibt es mittlerweile zahlreiche Anwälte, die sich nur auf dieses Sachgebiet konzentrieren.

Völlig mühelos ist das Prozedere aber auch für deutsche Spieler nicht. Sie sollten sich vorab eine für Ausländer erhältliche ITIN-Nummer besorgen. Das Kürzel steht für Individual Taxpayer Identification Number, und diese Nummer ist zur ungekürzten Auszahlung des Gewinnes erforderlich.

Wie das deutsche Finanzamt auf den etwaigen Geldsegen reagiert, hängt anschließend von der Einstufung als gewerblich oder hobbymäßig ab. Wer es als Zocker bei den großen Turnieren in die lukrativen Geldränge schafft, wird es schwer haben, zu sagen, dass er nur so zum Spaß in der Freizeit gelegentlich zu den Karten greift. Dafür lassen sich als Profi Turnierkosten und eventuelle Verluste steuerlich geltend machen.

Prinzipiell gilt beim Zocken im Ausland stets, dass die Spieler sich über die rechtlichen und steuerlichen Bedingungen informieren sollten, um nicht plötzlich mit enormen Abzügen konfrontiert zu werden oder gar ungewollt das Gesetz gebrochen zu haben, ob es nun ums Zahlenlotto, Sportwetten oder Pokern geht.

Wer in Deutschland beim hobbymäßigen Spiel Kasse macht, füllt den Säckel auch ohne zusätzliche Besteuerung. Vater Staat kassiert nämlich durch Lotteriesteuer und Glücksspielabgabe von vornherein mit, soweit es sich ums regulierte Glücksspiel handelt. Dazu gehören Online-Casinos außerhalb von Schleswig-Holstein zwar erst ab dem 1. Juli 2021, aber dann sollen gleich 20 in Deutschland lizenzierte Anbieter auf den Markt kommen.

Da die jeweiligen Steuern an das Lizenzgeberland abgeführt werden, kann die Bundesrepublik mit kräftigen Mehreinnahmen rechnen. Zurzeit werden im regulierten Glücksspielmarkt inklusive landbasierten Casinos und Lotto pro Jahr Bruttoerträge in Höhe von rund 11,07 Mrd. EUR erzielt. Davon fließen allein durch die Lotteriesteuer 1,5 Mrd. EUR in den Staatssäckel. Der Bruttoumsatz im nichtregulierten Glücksspielmarkt wird auf 2,21 Mrd. EUR geschätzt.

Das Finanzamt gewinnt im Hintergrund stets, auch wenn die Gewinne ungeschmälert auf das Konto des Spielers fließen.

*) Robert Steininger ist Fachautor für u.a. Anlagestrategien und publiziert regelmäßig zu Fachthemen wie Online-Strategien, Investment-Strategien und Verhaltensanalyse