Wege zum Wachstum – Kapitalmarktfinanzierung!

 ‚Wege zum Wachstum‘ war das Thema des ersten DVFA Kapitalmarktforums, das der Verband mit der Finanzplatzinitiative Frankfurt Main Finance durchgeführt hat.

Vor knapp 50 Teilnehmern im hybriden Format hat eine Vielzahl von bekannten und hochkarätigen Referenten fast einen gesamten Tag intensiv diskutiert und um Lösungsvorschläge gerungen. Im Ergebnis wurde konstruktiv eine polypolistische Ausgangskonstellation – viele Probleme, aber auch viele Lösungsoptionen – diagnostiziert.

Allerdings stehen wir auch an einem möglichen Kipp-Punkt. Bei der Lösung der komplexen Ausgangslage kommt deshalb der Kapitalmarkt-Finanzierung für die Umsetzung der Transformation hin zu einer ökologisch sozialen Marktwirtschaft eine zentrale Rolle zu, erläutert Thorsten Müller, Vorstandsvorsitzender der DVFA.

Folgende Punkte standen in der Diskussion im Mittelpunkt:

1. Das Projekt Kapitalmarktunion muss jetzt angegangen werden. Immer noch ist es für viele Marktteilnehmer zu abstrakt, deshalb gilt: ‚Think European – act local first‘ als Handlungsmaxime, um bei dem Projekt ins Laufen zu kommen.

2. Die gesamtwirtschaftliche Herausforderung der Klima-Transformation kann nur über funktionierende Kapitalmärkte ablaufen. Um die bereits heute angespannten öffentlichen Finanzen nicht weiter zu belasten, sind die bis 2050 geschätzten 5 Bio. EUR zusätzlicher Klimaschutzinvestitionen mehrheitlich privat zu finanzieren.

Wachstum in Frankfurt am Main: jährlich 1-2 neue Scyscraper

Der Staat muss hierbei als conditio sine qua non einen sauberen und stabilen Ordnungsrahmen garantieren, beschleunigte Planungs- und Genehmigungsverfahren, offene Märkte und ein stabiles Fachkräftepotential gewährleisten. Eine europäisch abgestimmte Finanzmarktaufsicht und eine direkte Aktionärsdemokratie sind zu fördern und zu fordern. Regulation kann ein starker Wettbewerbsvorteil sein – wie gerade bei den Diskussionen über amerikanische Regionalbanken offensichtlich wird.

3. Eine Stabilisierung und Stärkung der börsennotierten Eigenkapitalmärkte ist dringend geboten. Die öffentliche Verschuldung und die demographischen Herausforderungen bei der Altersvorsorge ‚erzwingen‘ diesen Schritt. Insbesondere die mangelnde Tiefe der Aktienmärkte wurde Stand heute bemängelt.

Hier gilt es insbesondere Langfristinvestoren wie Versicherungsgesellschaften, die sich durch Solvency II schwertun in börsennotierte Werte zu investieren, für den Aktienmarkt zurückzugewinnen. Zusätzlich gilt es die steuerliche Diskriminierung von Eigenkapital gegenüber Fremdkaptal abzuschaffen. Viele positive Best Practice Beispiele in z.B. Italien, Frankreich, Schweden oder auch Großbritannien wurden erläutert und könnten importiert werden, um den dramatischen Rückgang bei börsennotierten deutschen Unternehmen (nahezu eine Halbierung seit 2007) zu stoppen und Börsengänge wieder attraktiver zu machen. Insbesondere der Vorschlag des Deutschen Aktieninstitutes eines steuerlich flankierten Anlagesparkontos erscheint attraktiv – auch auf Basis der Erfahrungen in anderen Ländern.

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4. In Bezug auf die Börsennotierung von KMUs wurde erneut deutlich: Gegenseitig negativ verstärkende mangelnde Liquidität und durch MiFID II verursachte Reduzierung des Researchangebots schränken die Investierbarkeit in KMUs deutlich ein. Hier gilt es, sich intelligente Lösungen wie das sehr erfolgreiche PIR Programm in Italien genauer anzusehen. Zusätzlich leiden KMU durch die regulatorischen ESG Anforderungen. Hier sollte eine Erleichterung über die zeitliche Streckung hinaus angedacht werden, um in diesem Segment nicht noch zusätzlich Investoren zu verlieren.

Als Fazit stellte Ingo Mainert, stellvertretender Vorsitzender der DVFA, fest, dass er für die nächsten Monate eine deutliche Beschleunigung in der Diskussion bei den genannten Themen erwartet. Der Zeitpunkt scheint reif.

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