
Vor einigen Wochen war noch von einer Emissionswelle die Rede, die bis Ende des Jahres bevorstehe. Vielleicht erinnern Sie sich, dass ich begründete Zweifel angemeldet hatte.
Unsere minimale Relativierung gleich eine Ausgabe später Anfang September war verfrüht – die ursprüngliche Ratio war doch korrekt.
Aufgrund der mittlerweile manifestierten Eyemaxx-Pleite gibt es bereits wieder zahlreiche Privatinvestoren, die dem KMU-Anleihemarkt den Rücken kehren. Das ist deshalb traurig, da die Havarie der drei betroffenen Anleihen, möglicherweise plus eins, weniger ein pauschales Marktproblem als vielmehr eines Made in Austria sein dürfte.
Leidigerweise scheint praktisch das gesamte Emissionsvolumen der drei Eyemaxx-Anleihen bei Privatanlegern gelandet, die nun einmal mehr am direktesten betroffen sind. Es war ein Schönwettermodell, das gut funktioniert hat bis etwas Unplanbares wie Corona auftauchte.
Im Nachhinein scheint zudem kein Zufall, dass CEO Dr. Müller bei praktisch jeder neuen Emission seine begleitende Emissionsbank austauschte, was stets kritisch zur Kenntnis genommen werden sollte. Zum Zeitpunkt der acht (!) Eyemaxx-Emissionen hat allerdings niemand eins und eins zusammengezählt nach meinem Kenntnisstand.
Der zweite Punkt in diesem Zusammenhang ist, dass Projektentwickler im Umfeld von Lieferengpässen einen schweren Stand haben. Wer aktuell Bauprojekte fertig stellen muss und hierbei terminlich in der Pflicht steht, hat unweigerlich Probleme, die in Regressforderungen münden können – wie es auch bei Eyemaxx Real Estate passierte. Man sollte allerdings vermuten, dass derartige Risiken versicherbar seien. Wenn man vorsichtig ist. Bekanntlich eines der kaufmännischen Gebote.
Der Trend zu Non-Real-Estate wird sich m.E. deshalb 2022 zunächst fortsetzen. Im laufenden Jahr zählen wir nur drei Immobilienanleihen, namentlich Pandion, Ramfort und jüngst Noratis.
Falko Bozicevic,
BondGuide
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