Vergleich: Sind Anleihen gefahrloser als Aktien?

Bankguthaben sind bis zu einer Summe von 100.000 EUR pro Investor durch die gesetzliche Einlagensicherung vollständig versichert. Allerdings gibt es auf diese Anlagemöglichkeit kaum Rendite. Anders bei Unternehmensanleihen und Aktien. Ein Vergleich – von Robert Steininger*

Im Allgemeinen wird in der Finanzwelt ein Risiko als Option eines Defizits oder eines minderen Zinsertrags denn als Risiko einer Investition bezeichnet. Sein Geld bei einem Geldinstitut zu hinterlegen, gilt als risikoloser als in Aktien oder Anleihen anzulegen.

Wer gerade damit beginnt, sein Geld an der Börse zu investieren, hat viele Fragen. Unter anderem: Wie unterscheiden sich Anleihen und Aktien bezüglich Laufzeit oder Rendite? Welche Investition ist aktuell risikoloser? Um von Anfang an auf Nummer sicherzugehen, lohnt sich ein Vergleich!

Wie unterscheiden sich Anleihen von Anlagen in Aktien?

Der Hauptunterschied liegt darin, dass es sich bei einer Anleihe um Fremd- und bei einer Aktie um Eigenkapital handelt. Eine Anleihe ist eine Art Kredit für ein Unternehmen oder den Staat und eine Aktie ein handelbarer Teil eines Unternehmens. Das heißt: Geht das Unternehmen pleite, verlieren Anteilseigner in der Regel ihr gesamtes Geld. Besitzer von Anleihen, beziehungsweise Gläubiger, haben noch die Chance, einen Teil ihres Geldes aus der Insolvenzmasse zurückzuerhalten.

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Eine Anleihe, auch als Rentenpapier bezeichnet, ist also im Grunde ein Kredit. Ein vorher abgeschlossener Vertrag klärt alles rund um Laufzeit und Rendite. Sie werden also zu festgelegten Zinssätzen gekauft und in der definierten Zeit steigt deren jährlicher Wert an. Das Hauptziel eines solchen Investments ist es meistens, möglichst hohe Zinserträge zu erwirtschaften. Möglich ist das auf zwei Arten: entweder über den Zins, also den sogenannten Kupon, oder über Kursveränderungen.

Wer in eine Anleihe investiert, kann dies entweder einzeln oder in Form von Investmentfonds tun. Davon gibt es viele verschiedene Arten von sehr sicheren bis hin zu hochriskanten Varianten. Allerdings balancieren sich in einem auf Anleihen spezialisierten Fonds diverse Bestände meist gegenseitig aus, so dass der Wert der Investition unabhängig von einzelnen Anleihen in der Regel relativ beständig bleibt.

Tipp: Wer heutzutage mit festverzinslichen Wertpapieren Geld verdienen will, darf sich auch auf exotisches Terrain vorwagen. Rentable Unternehmensanleihen sind momentan beispielsweise Google, Casinos mit deutscher Lizenz oder solche aus dem Immobiliensektor des wirtschaftsstarken Asiens. Die Auswahl ist praktisch unbegrenzt.

Google steigerte seinen Gesamtumsatz in den letzten drei Jahren um 71,8% Prozent. Dieser Aufwärtstrend bestätigt sich auch in den letzten Monaten weiter.

• Gleichermaßen sind Casino-Anleihen eine attraktive Überlegung. Beispielsweise sind Guichard-Perrachon Anleihen mit Fälligkeiten bis 05.08.2026 zurzeit mit Kupons verfügbar, die fast die 6%-Marke knacken. Insgesamt beträgt das ausstehende Volumen 6,345 Mrd. EUR.

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• Da asiatische Notenbanken aktuell mehr Spielraum für weitere Zinskürzungen in den nächsten 12 bis 18 Monaten haben als ihre europäischen und US-amerikanischen Pendants, bieten insbesondere chinesische Anleihen Potenzial. Die Immobilienpreise sind auf dem Weg der Erholung und die Profitabilität der Entwickler verbessert sich. Vor allem große Unternehmen, die ihren Marktanteil ausbauen und eine breite Palette an Finanzierungsmöglichkeiten haben, sind für Investoren attraktiv.

Aktien bedeuten Miteigentum am Unternehmen in der Rechtsform der Aktiengesellschaft, bieten aber die Chance auf eine höhere Rendite. Wenn eine Aktie erworben wird und der Kurs abfällt, fundiert sich der Verlust auf diese eine Anlage – allerdings kann der Kurs, abhängig vom Marktwert, ständig hoch- oder runterspringen.

Mit Aktien kann man auf zwei Arten am Erfolg der Gesellschaft teilhaben: Zum einen in Form der Kursentwicklung und zum anderen in Form von Gewinnanteilen, den sogenannten Dividenden. Dem Kurs liegen für kurze Zeit diverse Einflüsse zugrunde. Das Ausmaß der Dividenden dagegen ist abhängig vom Erfolg der Firma, denn Anteile des erwirtschafteten Gewinns werden dem Aktionär in Form der Dividenden ausgeschüttet. Langfristig gesehen bildet sich so der Unternehmenserfolg im jeweiligen Aktienkurs ab.

Sind Aktien wirklich riskanter?

Klare Antwort: Ja, Stammaktien sind riskanter als Anleihen. Ein Verlustrisiko besteht jedoch prinzipiell für beide Investmentformen, allerdings sind Anleihen wesentlich kursstabiler bzw. weniger volatil. Da sich der Wert einer Aktie jeden Handelstag verändert und je nach Marktentwicklung sowie Firmenleistung schwankt, steigt oder fällt entsprechend der Preis. Trotzdem ermöglichen Aktien höchstwahrscheinlich höhere Renditen. Zudem sind Aktien trotz teils hoher Bewertungen nicht immer per se teuer.

Anleihen sind weniger volatil im Kurs. Die Hauptgefahr besteht darin, dass die Firma in Zahlungsverzug gerät. Anleihen sind auch deshalb sicherer, da Anleihegläubiger stets vor den Aktionären bezahlt werden und Zinsen im Vergleich zu den Dividenden steuerlich abzugsfähig sind. Investitionen in Anleihen, wenn sie klug und mit Fachwissen getätigt wurden, bringen die weniger unsichere Rendite. Allerdings sollte für eine gute Vorhersage und sinnvolle Investition stets ein beratender Experte zur Seite stehen.

Ist ein Bewertungs-Vergleich überhaupt sinnvoll?

Ein wesentliches Argument, weshalb es nicht unter allen Umständen sinnvoll ist, den Aktien- und den Anleihemarkt gegenüberzustellen, ist der Umstand, dass Aktienkurse viel direkter mit der Gewinnentwicklung gekoppelt sind. Aktien- und Anleihekurse entwickeln sich häufig diametral zueinander, manchmal auch parallel. Nur unter bestimmten Ausnahmen ist es sinnvoll, diesen Vergleich einzuleiten. Wenn die Zinserträge der Anleihen eine bestimmte Stufe überragen, kommt es zu größeren Umschichtungen. Das kann dann durchaus auch den Aktienmarkt absolut wirksam und tiefgreifend beeinflussen.

Momentan sind die Finanzleitungen der Notenbanken noch bis weit in das kommende Jahr geöffnet. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Entwicklung der Inflation(serwartungen) sowie der Zinserträge am Anleihemarkt. Denn sie könnten die nächste bedeutende Norm für die Entwicklung des Marktumfeldes im Jahr 2021 sein.

*) Robert Steininger ist Spezialist für u.a. Anlagestrategien und publiziert regelmäßig zu Fachthemen wie Online-Strategien, Investment-Strategien und Verhaltensanalyse