Das Aus von Sympatex im Jahr 2016/17 war schon damals verwirrend. Zwei Manager sitzen seit circa Ostern in U-Haft – neue Dokumente belasten schwer.
Die sogenannte Investoren- und Treuhandvereinbarung vom 30.11.2017 ist lediglich eine ganze Seite lang, aber sie bringt sieben Jahre später Mitglieder der Hamburger Handelsdynastie Otto in peinlichen Erklärungsnotstand.
Sie gehören zum Dunstkreis des Unternehmensberaters Stephan Goetz und planten dem Dokument zufolge einen Streich mit dem Münchner Textilunternehmen Sympatex, so berichtet jedenfalls das HandelsBlatt. Jahrelang war das Papier nur einem erlesenen Kreis zugänglich, jüngst fiel es in die Hände des HB.
Die heikle Vereinbarung enthält bis dato unbekannte Details rund um Vorgänge vor einem Schuldenschnitt bei Sympatex, bei dem Anleger bekanntlich viel Geld verloren. Neu ist hingegen, welche Rolle Angehörige von Goetz im Vorfeld der Transaktion offenbar spielen sollten.
So unterschrieb Goetz‘ Ehefrau Ingvild, geborene Otto und Kunstsammlerin, die Vereinbarung an erster Stelle. Das ist brisant, da Sympatex damals mittelbar Stephan Goetz und seinem Partner Stefan Sanktjohanser gehörte und vorgeblich kurz vor einer Insolvenz gestanden habe. Ausgerechnet die Ehefrau eines Eigners hätte ihren Einsatz demnach verdreifachen sollen, wie aus dem Papier hervorgehe. Das nennt man wohl Strohfrau.
Demnach wollten Ingvild Goetz und weitere Investoren aus der Otto-Familie und deren Umfeld die fast insolvente Firma Sympatex für 2,5 Mio. EUR übernehmen, um sie für 7,5 Mio. EUR, passenderweise dem Dreifachen, weiterzuverkaufen. Zuvor jedoch sollten Anleger der 13 Mio. EUR schweren Anleihe zustimmen, auf 90% ihres Kapitals zu verzichten. Doch da es Zweifel an der Krise bei Sympatex gab und gibt, hat der verhängnisvolle Schuldenschnitt nunmehr ein juristisches Nachspiel.
Die beiden Eigner sitzen seit etwa Ostern in U-Haft. Der Verdacht: nicht weniger als Anlegerbetrug. Seinerzeit getätigte Abstimmungen sollen sie manipuliert haben, im Singular oder Plural ist unklar. Die AGVs scheiterten am Teilnahmequorum. Interessanterweise ging es dabei um die Einräumung einer sogenannten Call-Option – zur vorzeitigen Rückführung des Anleihevolumens. Weshalb dies nicht zustande kam, ist bis heute ein Rätsel innerhalb eines Mysteriums. Mit dem Inhalt des Papiers macht es heute jedenfalls mehr Sinn als damals.
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