paragon AG: „Haben unseren Investoren gut zugehört“

Ende Januar hielt paragon einen Webcast ab, in dem über die beabsichtigte Prolongation der Anleihe 2017/22 und die anstehenden AGVs informiert wurde. Der Termin zeigte: Es ist komplex. BondGuide bat deshalb den Vorsitzenden der Geschäftsführung der paragon GmbH & Co KGaA, Klaus Dieter Frers, zu einigen Nachfragen.

BondGuide: Herr Frers, nicht alle Investoren, Besucher der KMU-Anleihen-Portale kennen überhaupt die in der TelKo Ende Januar angesprochene Präsentation von Houlihan Lokey – was genau moniert diese Adresse?
Frers: Ich bin offen gesprochen froh darüber, falls nur wenige Investoren diese nach meinem Empfinden sehr irreführende Präsentation kennen. Umso wichtiger ist es, dass wir in der TelKo am 31. Januar direkt die gröbsten Schnitzer korrigieren konnten. Wir haben die Gelegenheit genutzt, um vor allem auf die unzulängliche Konzerndarstellung einzugehen und haben unsere wahren Kennzahlen erläutert.

BondGuide: … und was in deren Stellungnahme konkret ist irreführend?
Frers: Es wurde fälschlicherweise eine Konzernbetrachtung vorgenommen, die in dieser Struktur für den Anleihegläubiger irrelevant ist. Wichtig für die Beurteilung der anstehenden Prolongation ist doch das Augenmerk auf die Kapitaldienstfähigkeit und die künftige wirtschaftliche Entwicklung der Einheit, um die es geht – und das ist nun einmal das automobile Geschäft von paragon. Für mehr Details zu unserer Gesamtsituation verweise ich gerne auf unsere Website. Da geben wir allen Interessierten die Fakten an die Hand.

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BondGuide: Im Zuge der gewünschten Prolongation ist die Rede von partieller Rückzahlung – und sofern ein aktuelles M&A-Projekt erfolgreich verliefe. Was heißt teilweise Rückzahlung – first come, first serve?
Frers: Wir haben im Dialog mit unseren Investoren gut zugehört. Deshalb werden wir im Falle der prolongierten Anleihe explizit die Möglichkeit einer teilweisen, frühzeitigen Rückzahlung verankern. Diese soll, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind, dann allen Investoren gleichermaßen offenstehen.

BondGuide: Als ‚Zugeständnis zur Zustimmung‘ zur beabsichtigten Prolongation kamen – wie in der TelKo von Ihnen sehr ausführlich dargelegt – mehrere Optionen in Frage. Hier jedoch unser Widerspruch, sehr wohl ist eine Consent Fee möglich – 4finance hat das 2x gemacht, ferner nochmals je ¼ Punkt Kuponerhöhung für die Teilnahme. Sagt unsere Datenbank. Ich meine, es gibt noch ein weiteres Beispiel jüngerer Zeit. Sie haben jedoch nicht erwähnt, welche Option Ihr Favorit wäre.
Frers: In der Tat kann ich Ihnen auch noch nicht von meinem favorisierten Weg berichten. Wir sind da mit unseren Investoren noch in der Phase der konkreten Ausgestaltung. Meine persönliche Präferenz ist da auch gänzlich unerheblich. Klar ist allerdings: Eine wie auch immer geartete Consent Fee – also eine Prämie für eine Zustimmung – wird von unseren Rechtsberatern kritisch gesehen. Wir könnten uns jedoch eine Art Aufwandsentschädigung für die Sperrvermerke, Porto, etc. für die Teilnahme als solche vorstellen. Denn letztlich geht es darum, eine rege Teilnahme der Investoren an der Gläubigerversammlung zu sichern. Dann mache ich mir keine Sorgen um die Zustimmung, denn schon das Ergebnis der Abstimmung ohne Versammlung Anfang Februar hat gezeigt, wie überzeugend unsere Argumente sind.


BondGuide
: Das ausgelobte Gutachten haben Sie für Mitte bis Ende Februar in Aussicht gestellt – wird das zeitlich ausreichend sein mit Blick auf den zweiten Termin, der ja noch nicht fix ist?

Frers: Selbstverständlich werden wir darauf achten und die Ergebnisse unseren Investoren rechtzeitig in aggregierter Form bereitstellen. Denn das ist in unser aller Interesse.

BondGuide: Nun laufen die besprochenen Anleihen nicht überraschend plötzlich ab, die Termine sind verankert. Während der Termin für die erste AGV äußerst kurzfristig anberaumt wurde, hätte man an die Fälligkeiten nicht in jeder Hinsicht – auch kommunikativ – vielleicht mit etwas mehr Vorlauf herangehen können und sollen?
Frers: Diese Frage ist verständlich, auch und gerade in der Retrospektive. Wir hatten einen anderen Plan und wollten die Rückzahlung der Anleihe über einen Verkauf bzw. Teilverkauf einer Beteiligung bewerkstelligen. Das konnte dann vor allem wegen der Verwerfungen angesichts von COVID-19 nicht wie geplant erfolgen und wir wollten auch nicht unter Wert verkaufen. Eine Umtauschanleihe als Alternative wäre mit Blick auf die jüngsten Erfahrungen anderer Unternehmen schwierig umsetzbar und kam deshalb nicht in Frage. Wir haben verstanden, richten den Blick nach vorne und das immer unter der Prämisse, paragon langfristig wert- und nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen.

BondGuide: Ich kann nachvollziehen, dass keine Werte vernichtet werden sollen. Aber mit sechs Monaten Vorplanung hätte man auch einen Debt-to-Equity-Swap ernsthaft in Erwägung ziehen können – speziell, wenn paragon, wie Sie ja selbst argumentierten, überdurchschnittlich unterwegs ist. Als Entschädigung für Zusagen wünschen sich viele Investoren Teilhabe an dieser positiven Perspektive.
Frers: Grundsätzlich partizipieren Fremdkapitalgeber ja immer von einem attraktiven Kupon. Die hypothetische Idee eines Debt-to-Equity Swaps ist ein Instrumentarium, das überhaupt nicht zu einer Prolongation passt und eine Art der Besicherung ist, die wiederum große Probleme bei anderen unbesicherten Darlehen mit sich bringen würde. Ich denke, niemand kann einer Zunahme an Komplexität bei der Kompromissfindung etwas abgewinnen.

Klaus Dieter Frers, paragon

BondGuide: Wohl zur schwierigsten Frage: Selbst das niedrigere Quorum von 25% Teilnahme an einer zweiten AGV ist kein Selbstläufer. Was, wenn es nicht zustande käme?
Frers: Auf hypothetische Fragen zu antworten, macht für mich wenig Sinn; Sie dürfen allerdings beruhigt und sicher sein: Als Unternehmer habe ich in vielen Jahrzehnten verinnerlicht, dass es immer gute Alternativen gibt. Wir sind in Kontakt mit diversen institutionellen Investoren und bleiben zuversichtlich, das notwendige Quorum und die Zustimmung zu erreichen. Eine niedrige Teilnahme an der AGV ist, wie Sie selbst wissen, die Regel und besorgt uns nicht.

BondGuide: Herr Frers, danke an Sie für die ausführlichen Erläuterungen und im Voraus im Namen aller betroffenen Leser.

Interview: Falko Bozicevic