Neuemission Karlsberg: „Am liebsten organisch mit unseren Kernmarken wachsen“

Sich für eine, für DIE charakteristische Headline zu entscheiden, fiel bei diesem Gespräch mit Karlsberg schwerer als gewöhnlich. Aber das kennen wir schon von den Homburgern – BondGuide im Gespräch mit Christian Weber* und Martin Adam* zur Emission von Anleihe 2024/29.

>> aus BondGuide 07-2024 vom 5. April

Herr Weber, Herr Adam, haben Sie denn schon die Wetterprognosen für den Zeitraum Juni/Juli studiert?
Weber: Aber natürlich. Ich gehe davon aus, dass die Menschen zu den hiesigen Großevents im Sommer alle in Biergärten, bei Public Viewings, beim Grillen oder einfach daheim draußen sitzen und einige Kaltgetränke genießen. Was wäre das sonst für ein Sommer?

Aber Karlsberg ist ja keines der bekannten ‚Fernseh-Biere‘, kein Hauptsponsor eines der Großevents. Liefern EM & Co trotzdem etwas Schub?
Weber: Je weiter die deutsche Mannschaft kommt, desto länger wird auch das Interesse an der EM anhalten. Insofern: Klar drücken wir alle der deutschen Mannschaft die Daumen. Der eine wird ein Fernseh-Bier trinken, ein anderer ein Karlsberg Urpils oder MiXery. Einen verregneten Sommer und ein frühes Ausscheiden unserer Mannschaft wünscht sich niemand. Übrigens: Wegen Karlsbräu drücken wir auch den Franzosen parallel ein wenig die Daumen. Wir haben gleich mehrere Pferde im Rennen. Also Wunschfinale bei der EM wäre für uns Deutschland gegen Frankreich – bei Grillwetter.

„Unser Wunschfinale bei der EM wäre Deutschland gegen Frankreich – bei Grillwetter.“
Christian Weber

Blick auf die Brauerei von Karlsberg

Als wir uns zur Emission der Anleihe 2020/25 vor knapp vier Jahren in Frankfurt trafen, lag das genau zwischen den beiden Lockdowns. Was ist unter dem Strich von Corona geblieben – war es etwa nur eine einmalige Episode oder hat Karlsberg Erkenntnisse auch genutzt, um ggf. einige Weichen anders zu stellen?
Weber: Also – zunächst einmal war positiv, wie schnell das Geschäft doch wieder zurückgekommen ist. Die Prognosen im Herbst 2020 waren sich da alles andere als einig, einige ausgesprochen düster. Das hat sich nicht bewahrheitet. Nicht nur der Handel, auch die Gastronomie ist stark zurückgekehrt. Das belegen unsere Geschäftszahlen. Auch in dieser Zeit der Veränderung und Konsolidierung in der Gastronomie haben wir es geschafft, über viel Akquise neue Kunden zu gewinnen und so die Anzahl der Zapfhähne, die wir haben, zu steigern.

Diverse Brauereien haben zwischenzeitlich das Handtuch schmeißen müssen – sogar traditionsreiche Familienbetriebe. Gab es dabei zwischenzeitlich nichts Interessantes für einen durchaus finanzstarken Konzern wie Karlsberg?
Weber: Nach Corona kamen ja sogleich neue Thematiken wie Lieferketten und Beschaffungsmanagement. Denken Sie nur an den Vorfall im Suezkanal. Und der Krieg in der Ukraine mit Auswirkungen auf die Energie- und Rohstoffkosten. Das waren wirklich herausfordernde Jahre. Wir sind nicht sonderlich darauf aus, diese Sondersituationen jedes Jahr zu haben. Und nein: Bei den Brauereien, die in den vergangenen Jahren haben aufgeben müssen, war für uns nichts Interessantes dabei. Außerdem wachsen wir am liebsten organisch mit unseren Marken.

„Wir sind nicht sonderlich darauf aus, diese Sondersituationen jedes Jahr zu haben.“
Christian Weber

Bei den Zahlen sah man: Ihre Kernmarken Karlsberg und MiXery sorgen für Marge, alles andere scheint Ihre Marge zu reduzieren. Bringen Diversifizierung und andere Nebenmarken denn etwas?
Adam: Unsere starken Marken Karlsberg und MiXery genießen in der Tat höchste Priorität und die jüngsten Zahlen untermauern das nochmals. Dies wird ergänzt durch das Exportgeschäft. Der vierte Baustein sind Partnermarken. Diese letzten beiden Portfoliobereiche ergänzen unsere Kernmarken. Und ja, wir müssen auch Synergieeffekte und Risikostreuung im Blick behalten.

Gerade vor wenigen Tagen kamen ja besagte frisch gezapfte Geschäftszahlen für 2023, dabei gab es einen leichten Zuwachs beim Bruttoumsatz von 1,4%. Daher die Frage: Können Sie als Brauerei organisch auskömmlich wachsen, sprich: Ist ein Plus von 1-2 % pro Jahr okay?
Adam: Guter Punkt. Wir haben absolut scheinbar nur wenig dazugewonnen. Es hätte mehr sein dürfen. Aber der Gesamtmarkt war immer noch rückläufig, insofern haben wir im Inland überdurchschnittlich gut abgeschnitten. Das Ergebnis des Geschäftsjahres 2023 stand immer noch unter dem Einfluss von Sonderthemen und ist somit sehr solide. Ich denke auch, dass 2024 das erste wieder vergleichbare Geschäftsjahr werden wird.
Weber: Ganz genau. Ich meine, unser Anspruch ist schon etwas mehr als +1,4% Wachstum. Wir bieten unseren Kunden und Konsumenten in der Region, national und international ein attraktives und diversifiziertes Produktportfolio, das eine Vielzahl von Nachfragetrends abdeckt und so ein stabiles Geschäft gewährleistet. Darüber hinaus haben wir in den letzten Jahren unsere Abläufe stetig verbessert und unsere Produktivität und Effizienz gesteigert.

Und Bottom Line: Gibt es in Ihrem Metier eigentlich noch Innovationen in der Herstellung oder ist alles, wie es seit einem Jahrhundert schon immer war?
Weber: Eines ist ja wohl ganz klar: Als Familienbrauerei mit über 145 Jahren Tradition erwartet man von Karlsberg nicht weniger als eine stets vergleichbar hohe Qualität. Am Ersatz von in die Jahre gekommenen Anlagen darf man also keinesfalls sparen. Diesen Re-Investitionszyklus haben wir bisher stets mitgenommen. Schon seit längerem kommen Energieeffizienz und Schonung der Ressource Wasser hinzu – nicht nur aufgrund fortschreitender Regulatorik, sondern aus eigenem Antrieb. Unsere Anlagen sind schon effizienter, aber mehr geht auch noch – Schritt für Schritt. So wie ich es wahrnehme, sind unsere Anlagenbauer da gerade äußerst innovativ.

„Bei der neuen Anleihe mag ‚Green‘ ein Teil oder sogar ein großer Teil sein, aber es ist kein Green Bond. Das geben unser Metier und unsere Mittelverwendung so nicht her.“
Martin Adam

Müssen wir da eines fernen Tages einen Green Bond von Karlsberg auf dem Radar haben?
Adam: Jedenfalls nicht zeitnah. Das geben unser Metier und unsere Mittelverwendung so nicht her. Die Mittelverwendung der neuen Anleihe ist so weit eindeutig: Refinanzierung unserer bisherigen Anleihe und allgemeine Unternehmensfinanzierung. Davon mag ‚Green‘ ein Teil oder sogar ein großer Teil sein, aber es ist kein Green Bond. Das heißt nicht, dass wir in dieser Beziehung nicht alles tun, was wir können, z.B. beim Stromverbrauch, Photovoltaik auf Dächern, Wassereinsparung etc.

Nun refinanzieren Sie Ihre Altanleihe von 2020 doch vergleichsweise frühzeitig mit 1 ½ Jahren Vorlauf – müssen dafür aber auch womöglich 2 Prozentpunkte mehr Kupon bieten. Wäre nicht Zeit gewesen, noch etwas fallende Zinsen abzuwarten und ggf. mit nur einem Prozentpunkt plus davonzukommen?
Weber: Was wir nicht wollten, war, auf fallende Leitzinsen im Laufe dieses Jahres zu spekulieren, um damit einen perfekteren Zeitpunkt abzupassen. Als Familienunternehmen mit Tradition denken wir auch hierbei längerfristig. Der Zeitpunkt mit den gerade fertiggestellten Geschäftszahlen 2023 bot sich natürlicherweise an und so haben wir gesagt: Dann machen wir das jetzt und nicht irgendwann.

Übrigens die fast gleiche Frage wie 2020: Anleihe 2020/25 notiert bei soliden 102%, bietet also noch rund 3% p.a. Restrendite. Sind Sie mit Ihrem neuen Angebot vielleicht etwas übervorsichtig?!
Adam: Kommuniziert haben wir ja zwischen 6,0 und 7,0%. Unser Ziel sind sicherlich die 6,0%, wenn das neue Angebot wiederum gut angenommen wird von unseren Investoren. Und genau das signalisiert ja der Kurs unserer Anleihe von 2020. Wir hoffen, dass unsere Bestandsinvestoren wiederum fleißig umtauschen. Gleichzeitig adressieren wir mit dem Nordic-Bond-Format einen Markt, der uns parallel neue Investoren in einem liquiden Marktsegment erschließen könnte und so die Anleihe auch für Bestandsinvestoren noch attraktiver macht.

„Unser Investitionsplan wird aufgrund von Opportunitäten nicht ad hoc komplett umgeschmissen – selbst dann nicht, wenn wir wieder eine hohe Überzeichnung bei der neuen Anleihe haben sollten.“
Martin Adam

<em>Christian Weber</em>, Karlsberg

Christian Weber

Angenommen, die Nachfrage würde riesig: Können Sie aufstocken und hätten Sie auch eine sinnvolle Verwendung für derlei ‚Übererlöse‘?
Weber: Theoretisch könnten wir um weitere 5 Mio. EUR im Rahmen der Privatplatzierung aufstocken. Karlsberg hat einen wiederkehrenden Rhythmus von Investitionszyklen: Welche Anlagen müssen zu welchem Zeitpunkt durch neue ersetzt werden? Da schauen wir immer zehn bis 15 Jahre nach vorne. Natürlich kann man das eine oder andere etwas schneller oder langsamer machen – insgesamt denken wir, dass wir zeitlich derzeit ganz gut im Takt sind. Mit zusätzlichen Erlösen könnten wir entweder hier oder dort etwas zeitlich vorziehen oder aber auch stärker in Richtung Erhöhung unseres Nachhaltigkeitsfaktors gehen.
Adam: Wir haben natürlich einen konkreten Investitionsplan. Der wird aufgrund von Opportunitäten nicht ad hoc komplett umgeschmissen – selbst dann nicht, wenn wir wieder eine hohe Überzeichnung bei der neuen Anleihe haben sollten.

Martin Adam, Karlsberg

Martin Adam

Zum Schluss verraten Sie uns doch noch, was Ihre besondere Brauzutat für Interessenten Ihrer neuen Anleihe ist?
Adam: Wir halten uns natürlich auch hier an das deutsche Reinheitsgebot. Als etablierter Emittent am Fremdkapitalmarkt zeichnen wir uns neben einer attraktiven Verzinsung durch ein ansprechendes Finanzprofil, eine solide Eigenkapitalquote und einen moderaten Nettoverschuldungsgrad aus.
Weber: Auf den Punkt gebracht, sehen wir es als unsere Aufgabe, durch unsere Getränke das Leben unserer Konsumenten schöner zu machen und ein gesundes Unternehmen über Generationen weiterzugeben. 

Interview: Falko Bozicevic

*) Christian Weber ist geschäftsführender und persönlich haftender Gesellschafter der Karlsberg Brauerei KG Weber, Martin Adam Geschäftsführer der Karlsberg International Getränkemanagement GmbH und CFO der Karlsberg Holding.

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