Markt für Minibonds am Scheideweg – Kolumne von Klaus Stopp, Baader Bank

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panthermedia_2121469, Eberhard Starosczik

Aufgrund der vorweihnachtlichen Ruhe am Primärmarkt nutzen derzeit die Anleger die Zeit, um sich mit dem hochverzinslichen Markt für Mittelstandsanleihen zu befassen, bei dem der Begriff Mittelstand im Gegensatz zu sonstigen Vorstellungen leider nicht immer für Qualität steht.

Anlass dafür waren die nicht abreißenden Hiobsbotschaften, die in diesem Monat von der Pleite des Münchner Personaldienstleisters HKW (Kurs: hier) und einer Umtauschaktion von ATU geprägt waren. ATU zahlt einen ihrer Bonds gar nicht zurück und tauscht zwei andere in Anteile der Gesellschaft um.

Unterm Strich landet damit nach Berechnungen der Ratingagentur Scope fast jeder achte Euro, den Anleger in Mittelstandsanleihen stecken, bei einer Pleitefirma. Dass der Markt für diese Art von Minibonds kein Selbstläufer mehr ist, zeigt auch der Umstand, dass in diesem Jahr 23% der angestrebten Volumina nicht erreicht worden sind. Die Anleger zeichnen offenbar nicht mehr blind jedes Papier, das mit einem hochverzinslichen Kupon ausgestattet ist. Es ist also höchste Zeit für die Beteiligten, sich zu überlegen, wie man die Minibonds mit größeren Sicherheiten ausstatten könnte. Denn der Markt ist in diesem Jahr an einem Scheideweg angekommen. Wie es gehen kann, zeigen Projektentwickler und  Immobiliengesellschaften, bei denen Sicherheiten für ihre Bonds fast schon zum Standard zählen. Ansonsten droht eine zweite Dotcom-Blase, denn die gesunde Mitte fehlt. Bei ca. 1,84 % Rendite für eine zehnjährige deutsche Staatsanleihe würden sich viele Anleger über  3 % für eine vernünftig besicherte fünfjährige Anleihe des gesunden Mittelstands (der Säule unserer Wirtschaft) erfreuen. Aber Zinssätze von 7 % und mehr lassen Investoren hellhörig werden.

Anleger weichen auf Währungsanleihen aus
Angesichts mangelnder Alternativen wagen sich Anleger verstärkt an Währungsanleihen in türkische Lira und brasilianische Real. So stand in dieser Woche eine Medium Term Note der Volkswagen Financial Services (WKN: A1G44H) im Mittelpunkt des Interesses. Der Bond, der in türkischer Lira notiert, rentiert bei einer Laufzeit bis Mai 2014 mit rund 7,4 5%. Umgekehrt waren auch auf Euro lautende Anleihen des türkischen Staates gefragt – etwa ein Bond (A0DYR8) mit einer Rendite von ca. 2,55 %, der bis Februar 2017 läuft und sich nach seinem Jahrestief Ende Juli von 105,59 % wieder auf ein Niveau von 108,60 % hochgearbeitet hat.

Im Fokus standen in dieser Woche auch zwei auf brasilianische Real lautende Anleihen der KfW (A1K0WU und A1RE8Z), die mit Renditen von 9,14 % und 9,34 % bis März 2015, beziehungsweise März 2016 laufen. Auch diese Bonds haben sich seit ihren Jahrestiefständen im Juli wieder leicht erholt. Ein weiterer Fremdwährungsbond, der auf den Kauflisten stand, war eine auf US-Dollar lautende Anleihe der Ukraine (A1G7QA), die bei einer Rendite von ca. 9,2 5% bis Juli 2017 läuft.  Wohlgemerkt, das Währungsrisiko ist bei solchen Anleihen immer mit zu berücksichtigen und nicht zu unterschätzen.

Klaus Stopp, Baader

Klaus Stopp, Baader

 

 

 

 

 

Klaus Stopp,
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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