Maritim Vertrieb: kommunikative Wiedergutmachung?

Will Maritim mit einer offenen Kommunikation Bond-
holder "abschleppen"?; Foto: Maritim Vertriebs GmbH

Die Maritim Vertriebs GmbH betreibt kommunikative Wiedergutmachung und beschwichtigt Zweifler an der Solvenz der Einzweckgesellschaft mit positiven Daten zur Unternehmensentwicklung im ersten Halbjahr 2014.

Leinen los für Maritim  Quelle: Maritim Vertriebs GmbHDanach informierte die Gesellschaft, deren einziger Geschäftszweck der Erwerb, die Veräußerung, das Halten und Verwalten von Beteiligungen an acht Einschiffsgesellschaften ist, heute Vormittag in einer überschaubaren Pressemitteilung über die positive Wertentwicklung der genannten Gesellschaften im ersten Halbjahr 2014. So hätten die Einschiffsgesellschaften, an denen Maritim über die Fremdmittel aus der 8,25%-Offshore-Anleihe (2012/14) beteiligt ist – vom Ausbau der Offshore-Infrastruktur und dem Wachstum der gesamten Branche in den letzten Jahren „stark profitiert“; dadurch sei sowohl die Verschuldung deutlich reduziert als auch zusätzliche Liquidität aufgebaut worden. Wie Maritim angibt, wären so etwa Bankdarlehen seit Begebung der Anleihe im Mai 2012 von knapp 92 Mio. EUR auf zuletzt 70 Mio. EUR verringert worden. Auch die einzelnen Schiffe befänden sich laut Maritim in einem „weiterhin ausgezeichneten Zustand“ – der Marktwert liege nach Informationen des norwegischen Schiffsmaklers Fearnleys im Mai 2014 bei rund 200 Mio. EUR. Daraus ergebe sich ein Nettosubstanzwert (NAV) für die Flotte – berechnet als (Schiffswert–Nettoschulden)/( Kommanditkapital+Vorzugskapital) – von aktuell etwa 113%.

Auch operativ laufe bei den acht Einschiffsgesellschaften gegenwärtig „alles nach Plan“, versichert Maritim. Für alle Offshore-Schlepper würden aktuell Aufträge vorliegen bzw. seien die Schiffe bereits verchartert. Für weitere Details zur laufenden Geschäftsentwicklung der Einschiffsgesellschaften und somit auch auf Maritim verweisen die Kemptener auf den Jahresbericht 2013, der Anfang September präsentiert werden soll.

Hintergrund
768a6f1f16
Noch Ende Juli beabsichtigte der Spezialist für Schleppschiffe die Einberufung einer Anleihegläubigerversammlung, auf der die Inhaber der im Hamburger Freiverkehr umlaufenden 20-Mio.-EUR-Maritim-Anleihe einer Laufzeitenverlängerung des Bonds um weitere fünf Jahre sowie einer Herabsetzung der Anleiheverzinsung ab dem 1. Dezember 2014 um 500 Basispunkte auf nur noch 3,25% zustimmen sollten. Begründet wurde das Vorhaben mit dem Anliegen des Maritim-Managements, die noch zu günstigen Konditionen erworbenen Beteiligungen an den Einschiffsgesellschaften wegen deren positiver Geschäftsentwicklung für die Anleger längerfristig zu sichern.

MaritimDie relativ dünne Begründung und die im gesamten Verlauf wieder einmal unglückliche Kommunikation eines Mittelstandsanleihenemittenten warfen mehr Fragen als Antworten auf und sorgten entsprechend für reichlich Unverständnis und Skepsis unter den Anleiheinhabern. Kurz darauf sagte Maritim das für den 28. August geplante Gläubigertreffen aufgrund „der heftigen Reaktion des Marktes“ wieder ab. Von dem bis dato schon eingetretenen Vertrauensverlust auf Seiten der Bondholder hat sich das Wertpapier, das derzeit trotz versicherter Rückzahlung zum 1. Dezember 2014 nur zu 92% gehandelt wird, bislang noch nicht vollends erholt. Noch immer scheinen vereinzelte Marktteilnehmer daran zu zweifeln, ob Maritim am 1. Dezember überhaupt in der Lage sein wird, den offenen Zahlungsverpflichtungen aus der Anleihe fristgerecht und im vollen Umfang nachkommen zu können.

Lesen Sie die jüngsten Ereignisse rund um Maritim und die bis vor Kurzem noch beabsichtigte Anleihegläubigerversammlung noch einmal im BondGuide-Rückblick.

! Bitte nutzen Sie für Fragen und Meinungen Twitter – damit die gesamte Community davon profitiert. Verfolgen Sie alle Diskussionen & News zeitnaher auf Twitter @bondguide !