
Während die Kurse vieler Digitalwährungen kräftig nachgeben, spricht vieles dafür, dass die Fundamentaldaten stabil bleiben – insbesondere bei Bitcoin. Von James Butterfill*
Ich sehe derzeit eine wachsende Diskrepanz zwischen den Kursbewegungen und den Fundamentaldaten. Gerade für Bitcoin bleibt das makroökonomische Umfeld ausgesprochen konstruktiv. Zwar zeigen die regionalen FED-Umfragen – vor allem aus Philadelphia und New York – eine überraschend deutliche Eintrübung der Geschäftsstimmung. Doch die breiteren Wirtschaftsdaten bleiben aufgrund des andauernden Regierungsstillstands in den Vereinigten Staaten vorerst unklar, weil viele Veröffentlichungen verschoben wurden.
Daten der Plattform Polymarket spiegeln zunehmende Skepsis wider, dass der Shutdown bald endet. Die Wahrscheinlichkeit, dass er länger als 30 Tage andauert, liegt inzwischen bei über 80% – das wäre ein neuer Rekord und ein weiteres Zeichen für die politische Lähmung in Washington. Parallel dazu geraten die Aktien regionaler US-Banken erneut unter Druck – ein Déjà-vu zu den Turbulenzen vom März 2023. All das hat die Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung verstärkt. Die Terminmärkte rechnen inzwischen, ganz im Einklang mit meiner Erwartung, mit zwei weiteren Zinssenkungen noch in diesem Jahr – Ende Oktober und im Dezember.
Solide Kapitalzuflüsse trotz Kursrückgang
Erstaunlich robust zeigen sich die Kapitalflüsse in Krypto-ETPs. Seit Wochenbeginn sind netto rund 40 Mio. USD geflossen. Hinter dieser Zahl verbergen sich allerdings Abflüsse von 588 Mio. USD aus Bitcoin-ETPs – für eine Korrektur dieser Größenordnung ist das vergleichsweise wenig. Zum Vergleich: Beim Kursrückgang Ende Februar waren es fast 3 Mrd. USD. Das legt nahe, dass der Verkaufsdruck derzeit eher von Krypto-Natives als von ETP-Anlegern ausgeht.
Handelszölle als Auslöser – aber kaum strukturelle Gefahr
Der unmittelbare Auslöser der Korrektur war die Ankündigung neuer US-/China-Handelszölle. Langfristig sehe ich darin allerdings ein deutlich größeres Risiko für Aktien als für digitale Vermögenswerte, da klassische Unternehmen stärker unter Margendruck geraten könnten. Bitcoin hingegen bleibt weitgehend unbeeindruckt. Im Gegenteil: Die neuerliche Schwäche im US-Bankensektor könnte Bitcoin sogar stützen – so wie schon im Frühjahr 2023, als viele Anleger das Vertrauen in das traditionelle Finanzsystem verloren und in digitale Alternativen umschichteten.
Mein Fazit: Fundamentaldaten sprechen für Bitcoin
Trotz der aktuell gedrückten Stimmung im Krypto-Sektor bin ich überzeugt, dass die fundamentale Lage stabil bleibt. Faktoren wie der Regierungsstillstand, die Schwäche der Regionalbanken und die Aussicht auf eine lockerere Geldpolitik schaffen ein Umfeld, das Bitcoin strukturell begünstigt.
Kurz gesagt: Der Markt mag nervös sein – die Fundamentaldaten sind es nicht.
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