Kurswechsel der FED lässt Metalle glänzen

In seiner Rede vom 27. August auf dem jährlichen Wirtschaftssymposium in Jackson Hole kündigte Jay Powell – Vorsitzender der US-Notenbank (Fed) – einen bedeutenden Kurswechsel für die US-Notenbank an. Von Mobeen Tahir, WisdomTree

Der monetäre Handlungsrahmen der Fed zielt normalerweise darauf ab, die Arbeitsplätze zu maximieren und eine langfristige Inflationsrate von 2% anzustreben. Künftig wird die Zentralbank eine durchschnittliche Inflation um dieses Niveau anpeilen – eine Maßnahme, die nach Wirtschaftskrisen und langen Perioden niedriger Inflation besonders wichtig sein wird.

Das unmittelbare Ergebnis dieses Strategiewechsels

Die Abkehr der Fed von ihren Grundsätzen kommt weder überraschend noch ist sie unvernünftig. Seit der globalen Finanzkrise liegt die US-Inflation in den meisten Fällen unter dem Ziel der US-Notenbank. Ihr Dilemma bei der Frage, was sie dagegen tun soll, hat sich in diesem Jahr durch die Pandemie noch verschärft – die Inflation ist in den USA auf fast 0% gesunken. Die Rede von Präsident Powell hat die Erwartung – oder sogar die „Hoffnung“ – der Märkte gefestigt, dass die Geldpolitik über einen längeren Zeitraum akkommodierend bleiben wird. Wenn die Inflation ohne Straffung der Politik auf über 2% steigen kann, bedeutet dies, dass die Fed die Zinsen länger niedrig halten wird.

Die Renditen der Staatsanleihen sind auf historische Tiefststände gefallen, und der US-Dollar war in diesem Jahr extrem schwach – eine direkte Folge der wirtschaftlichen Unsicherheit und der sehr expansiven Geldpolitik. Es wird erwartet, dass die formelle Ankündigung einer Politik des „längerfristig niedrigeren“ Leitzinses durch die Fed die Renditen niedrig und den Dollar schwach halten wird.

Quelle: Bloomberg. Daten vom 31. Mai 2020 bis zum 01. September 2020. ‚Edelmetalle‘ bezieht sich auf den BCOM Precious Metals Total Return Subindex. ‚Industriemetalle‘ bezieht sich auf den BCOM Industrial Metals Total Return Subindex.

Metalle werden profitieren

Sowohl Edel- als auch Industriemetalle haben seit der Rede von Jay Powell einen Anstieg erfahren (siehe Abbildung) und dürften aus drei wesentlichen Gründen durch den bevorstehenden Kurswechsel der Fed an Stärke gewinnen: 

  1. Nachfrage nach Safe-Hafen: Der US-Dollar dient normalerweise als sicherer Hafen in Zeiten wirtschaftlicher Not. Angesichts der anhaltenden Schwäche des Dollars werden Investoren weiterhin an alternativen Anlagen als bessere „Vermögensvorräte“ interessiert sein. Edelmetalle werden weiterhin an vorderster Front stehen, um dieses Bedürfnis der Anleger zu befriedigen.

  1. Physische Nachfrage: Wenn der Dollar schwach ist, ist damit zu rechnen, dass die physische Nachfrage nach Rohstoffen von Anlegern anderer Währungen steigt, da es für diese Abnehmer billiger wird, auf Dollar lautende Vermögenswerte zu kaufen. Dies könnte die Erholung und den Aufschwung bei Industriemetallen weiter vorantreiben.

Mobeen Tahier, Associate Director, Research, WisdomTree

Mobeen Tahier, Associate Director, Research, WisdomTree

  1. Hedging Nachfrage: In dem Maße, wie die Inflation wieder anzieht (und in den USA über 2 Prozent steigt), wird die Notwendigkeit, wirksame Absicherungen gegen inflationserodierende Portfoliowerte zu halten, immer wichtiger. Edelmetalle – insbesondere Gold – und breitere Rohstoffkörbe – einschließlich zyklischer Sektoren wie Industriemetalle – werden den Anlegern als Teil ihrer strategischen Vermögensallokation gute Dienste leisten.