Kaum ein Fondsmanager erwartet mehr eine Rezession in den USA

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In der jüngsten Fondsmanager-Umfrage der Bank of America zeigt sich, dass die Fondsmanager eine Rezessionsgefahr abgehakt haben. Der gleichzeitig veröffentlichte Empire State Index der Einkaufsmanager ist auf der anderen Seite so negativ wie nie seit 2020 und klar rezessiv. Die Börsen spielen zwar noch das bestmögliche Szenario, haben aber seit Wochen keine neuen Hochs mehr geschafft. „Egal wer jetzt recht behält: Kommt eine auch nur milde Rezession, werden 80% der Fondsmanager auf dem falschen Fuß erwischt“, sagt Benjamin Bente, Geschäftsführer der Vates Invest GmbH.

In der von der Bank of America Merrill Lynch durchgeführten Umfrage unter Fondsmanagern ist der Anteil derer, die noch eine US-Rezession erwarten, auf 17% gefallen. „Das ist der tiefste Stand seit knapp einem Jahr“, sagt Bente. „Zugleich ist die Zahl derer, die nur ein Soft Landing oder gar ein No Landing, also eine Form des Goldilocks, erwarten, auf fast 80% gestiegen.“ Das ist ebenfalls der höchste Wert seit mehr als einem Jahr. Kurzum: Kaum einer erwartet mehr eine Rezession. Umso größer wäre das Überraschungspotenzial, wenn sie dann doch kommt.

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Gleichzeitig wurde der Empire State Index veröffentlicht, der Einkaufsmanager-Index des verarbeitenden Gewerbes im Bezirk New York. Das ist eine der Regionen neben dem Bezirk Philadelphia, die sich für das produzierende Gewerbe häufig als Vorlaufindikator bewiesen hat, denn hier liegt der Rust Belt, das industrielle Herz der USA. „Deshalb haben diese beiden regionalen Umfragen im Bereich Einkaufsmanager-Indizes aus unserer Sicht eine höhere Bedeutung als andere regionale Umfragen“, so Bente.

Nun ist der gerade veröffentlichte Empire State Index deutlich eingebrochen auf das niedrigste Niveau seit Mai 2020 und klar rezessiv. „Ein Datenpunkt allein ist zwar nicht aussagekräftig“, sagt Bente. „Noch fehlt die Bestätigung von anderen Indizes wie dem Philly Fed Index.“ Dennoch sei es interessant, dass das just zu einem Zeitpunkt passiere, an dem die Märkte extrem nach oben gelaufen seien, aber seit knapp vier Wochen an Kraft verlieren und keine neuen Hochs erreichen. Auf der anderen Seite sind die Investoren so zuversichtlich wie nie seit dem 2022er-Zinsschock, dass es dieses Mal anders ist und doch nicht zu einer Rezession kommt. „Und genau in diesem Moment wartet am aktuellen Rand ein wichtiger Vorlaufindikator mit einer gänzlich diametralen Botschaft auf“, sagt Bente.

Wozu könnte das führen? Sollte es doch anders kommen als die Mehrheit erwartet und so, wie es in der Vergangenheit immer war, dass auf solche Zinsschocks auch Rezessionen folgen, dann würden die Investoren in ihrer überwiegenden Mehrheit auf dem völlig falschen Fuß erwischt.

Sie haben ihre Portfolios nicht für Rezessionen aufgestellt, sind viel zu bullish mit entsprechend hohem Anpassungsbedarf in den Portfolios“, sagt Bente. „Und damit sorgen sie im Fall der Fälle für entsprechend negatives Abwärtsdruckpotenzial für die Aktienmärkte, verstärken also einen möglichen Abschwung.“

Benjamin Bente, Vates Invest

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