Niedrigere Anleiherenditen ante portas im Jahr 2024?

Ein Kommentar von Jenna Barnard und John Pattullo, Co-Heads of Global Bonds, Janus Henderson Investors zu den Anleiherenditen 2024.

– Nach der vorübergehenden Belastung der Anleiheerträge durch den „Bear Steepener“ im Oktober 2023 scheint dieser nun den Höhepunkt der Zinssätze eingeläutet zu haben

– Reaktionen nach dem Zinshöhepunkt dürften zu niedrigeren Anleiherenditen führen

– Dies verspricht potenziell hohe Erträge aus zinssensiblen Bereichen wie Staatsanleihen, doch die Konjunkturschwäche erfordert eine sorgfältige Auswahl der Unternehmensanleihen

2023 sollte eigentlich das Jahr der Anleihen werden und während die Erträge positiv ausfielen, was weitgehend die Einnahmen aus den Anleihen widerspiegelte, war ein starker Kapitalzuwachs durch einen Renditerückgang weniger wahrscheinlich. Da die Zinssätze ihren Höhepunkt erreicht haben dürften, stellt sich die Frage nach den Ursachen für die Verzögerung und die weitere Entwicklung der Renditen.

Anlelherenditen im Vergleich

Quelle: Bloomberg, Berechnungen von Janus Henderson, 31. Dezember 2023.

Stolperstein

Anfang Oktober 2023 sprachen wir über das auftretende Phänomen eines „Bond Bear Steepener“. Dabei steigen die Renditen von Anleihen mit längerer Laufzeit stärker an als die von Anleihen mit kürzerer Laufzeit. Das Phänomen wird als „Steepener“ bezeichnet, weil die Renditekurve, die die Renditen von Anleihen gleicher Qualität, aber unterschiedlicher Laufzeit darstellt, normalerweise von unten links nach oben rechts ansteigt. Wenn also die Renditen von Anleihen mit längerer Laufzeit schneller steigen als die von Anleihen mit kürzerer Laufzeit, führt dies zu einer Versteilerung der Renditekurve. Dieses Phänomen ist sehr selten, und wenn es bei inversen Renditekurven auftritt – wie 2023 – führt es in der Regel 1) zu einem Rückgang der Spitzenrenditen und 2) zu einer Rezession. […]

Anderer Weg, gleiches Ziel

Quelle: Janus Henderson, Piper Sandler, Dezember 1954 bis 31. Dezember 2023. 

Enttäuschender Bärenmarkt für Anleihen in absehbarer Zeit: Die Renditen folgen dem orangefarbenen Pfad von 1969-81. Dies würde dazu führen, dass die Renditen für einen Großteil des Jahres 2024 innerhalb einer bestimmten Spanne liegen. Auslöser könnte alles sein, was die Inflationssorgen wieder schürt, oder eine vorübergehende Wachstumsbeschleunigung, die dazu führt, dass die Zentralbanken die Zinssenkungen zurückstellen. Die längere Hochzinsphase verschärft die finanziellen Bedingungen. In der zweiten Jahreshälfte 2024 schwächt sich die Wirtschaft ab, die Inflationsangst lässt nach und Zinssenkungen drohen, was im weiteren Jahresverlauf 2024 zu einem starken Rückgang der Anleiherenditen führt.

Stabiler Bullenmarkt für Anleihen: Die Renditen schließen wieder an den blauen Pfad von 1984-2018 an und die Anleiherenditen sinken zunehmend. Dies könnte passieren, wenn klar wird, dass die Inflation endgültig bekämpft ist. Die Zentralbanken beginnen mit Zinssenkungen, um zu verhindern, dass die Realsätze (Zinssätze abzüglich der Inflationsrate) zu restriktiv werden.

Natürlich könnten sich Anleiherenditen auch völlig neu entwickeln. Auch in diesem Fall dürften die Renditen 2024 eher nach unten tendieren. Wir halten es für unrealistisch, dass die Verzögerungen durch die frühere geldpolitische Straffung das Wirtschaftswachstum nicht beeinträchtigen. Wir sehen immer noch eine hohe Wahrscheinlichkeit für einen Abschwung in den USA 2024, und einige europäische Länder steuern bereits auf eine Rezession zu.

Selbst wenn Zentralbanken mit Zinssenkungen beginnen, werden die meisten Unternehmen oder Haushalte, die ihre Schulden oder Hypotheken refinanzieren, einen höheren Zinssatz zahlen als noch vor einigen Jahren. Die Geldpolitik wird weiterhin restriktiv sein, und eine niedrigere Inflation bedeutet, dass die Realzinsen (inflationsbereinigt) höher ausfallen. […]

 Quelle: Janus Henderson Investors, Goldman Sachs Prognosen, Dezember 2018 bis November 2023.

Bei Credit halten wir Agency-Mortgage-Backed-Securities für attraktiv, sowohl wegen ihrer Einkünfte als auch wegen ihres relativ geringen Kreditrisikos, da sie von Bundesbehörden oder der US-Regierung direkt abgesichert werden. Wir betrachten auch High-Yield-Unternehmensanleihen mit BB-Rating allmählich als eine fast eigenständige Anlageklasse. Sie entwickeln sich zu einem Sammelbecken für Wachstumsunternehmen mit steigendem Cashflow, während es sich bei einigen Investment-Grade-Anleihen mit BBB-Rating, insbesondere bei den Telekommunikationsunternehmen, um hoch verschuldete Alt-Unternehmen handelt. Wirtschaftliche Schwäche erfordert möglicherweise eine größere Sorgfalt bei der Auswahl von Unternehmensanleihen.

Insgesamt könnten sich Anleiherenditen in den nächsten Monaten unterschiedlich entwickeln, aber letztlich erwarten wir eine Kombination aus Einkünften und sinkenden Zinsen, die 2024 zu attraktiven Renditen bei Anleiheerträgen führen dürfte.

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