Investment im Umbruch: wie Spannungen die Finanzwelt verändern

Investieren und Modernisieren – für das eigene Unternehmen, Beschäftigte und für einen Wirtschaftsstandort, der schon oft aus Spannungen neue Kraft schöpfte. Von Robert Steininger*

Die Finanzwelt scheint in den vergangenen Jahren rascher zu atmen: Geopolitische Konflikte, hohe Inflation und das Ringen um digitale Marktanteile stellen Unternehmerinnen und Unternehmer vor immer komplexere Entscheidungen. Wo früher langfristige Planung noch als sicher galt, fordern heute volatile Lieferketten und schwankende Energiekosten eine bemerkenswerte Flexibilität. Das Schlagwort Umbruch prägt dabei nicht nur die Art und Weise, wie investiert wird, sondern auch, wer investiert und mit welchem Ziel.

Digitale Chancen nutzen

Einer der Hoffnungsträger in diesem Spannungsfeld heißt Künstliche Intelligenz (KI). Obwohl viele Betriebe die hohen Investitionen erst noch scheuen, erkennen immer mehr Mittelständler, dass sich durch KI ein echter Wettbewerbsvorteil erzielen lässt. Angefangen bei smarten Lagerlösungen bis hin zu intelligenter Verwaltung: Die Effizienzsteigerungen sind teils so beträchtlich, dass sie trotz der finanziellen Hürden langfristig lohnend sind.

Gleichzeitig zeigt sich auch in anderen digitalen Bereichen, wie zum Beispiel beim wachsenden Interesse an Krypto-Technologien, dass sich neue Chancen eröffnen. Wer etwa erste Erfahrungen mit Krypto Börsen macht, stellt fest, dass die dahinterliegenden Blockchain-Verfahren immer mehr Branchen verändern. In Kombination mit KI kann dieses Zusammenspiel beider Technologien nicht nur zu einer schnelleren Datenverarbeitung führen, sondern auch neue Möglichkeiten für sichere und effiziente Prozesse schaffen.

Mittelstand zwischen Vorsicht und Mut

Parallel zu diesen Chancen häufen sich jedoch Klagen über wachsende Standortnachteile. Hohe Energiekosten, strenge Umweltauflagen und umfangreiche Corporate Bonds zehren besonders an jenen Firmen, die ohnehin nur über begrenztes Kapital verfügen. Viele Geschäftsführer halten ihr Geld daher zusammen und verschieben große Modernisierungsschritte.

Fast noch unberechenbarer ist der Mangel an Nachfolgern für erfolgreiche Familienunternehmen. Über Jahre aufgebautes Fachwissen könnte verloren gehen, wenn sich keine geeigneten Nachfolger finden, weder innerhalb der Familie noch von außerhalb. Tatsächlich spielen Bankkredite und Investitionspläne hier oft nur eine Nebenrolle.

Politik am Zug – aber wohin?

Die Antwort der Politik fällt vielerorts noch zögerlich aus. Neben Programmen für Forschungs- und Entwicklungsvorhaben oder KI-Transfer sehen sich Unternehmen weiterhin mit unübersichtlichen Genehmigungsverfahren und komplizierten Steuerregelungen konfrontiert. „Wir brauchen vielmehr einen klaren wirtschaftsfreundlichen Gesamtrahmen als punktuelle Subventionen“, lautet ein gängiges Credo aus den Reihen des deutschen Mittelstands.

Denn eines ist sicher: Wer heute investiert, tut dies selten nur mit Blick auf das kommende Geschäftsjahr. Langfristige Planbarkeit und verlässliche Regeln sind die eigentlichen Rohstoffe, mit denen die Wirtschaft zukunftssicher gestaltet wird. Hohe Abgaben und rasch wechselnde Auflagen hingegen verschärfen jene Spannungen, die die Finanzwelt momentan aus dem Takt zu bringen drohen.

Ausblick voller Optionen

Gleichwohl gibt es Grund für Optimismus. Die steigende Nachfrage nach KI-Lösungen und die damit verbundenen Einsparpotenziale könnten vielen Firmen den nötigen Innovationsschub geben. Wer frühzeitig Kompetenzen aufbaut und die Belegschaft mit einbezieht, wird Herausforderungen eher meistern als jene, die in Starre und Unsicherheit verharren.

Bei Spannungen helfen gemeinsame Kräfte

Bei Spannungen helfen gemeinsame Kräfte

Was bleibt, ist der Balanceakt zwischen Risikobereitschaft und besonnener Vorsicht: Investieren, aber sinnvoll; modernisieren, aber mit Weitblick. Und am Ende entscheiden nicht nur Kontostände oder Regularien, sondern auch die Fähigkeit, den eigenen Wandel als Chance zu begreifen – für das eigene Unternehmen, für die Beschäftigten und für einen Wirtschaftsstandort, der schon oft bewiesen hat, dass er aus Spannungen neue Kraft schöpfen kann.

*) Robert Steininger ist Fachautor für u.a. Anlagestrategien und publiziert regelmäßig zu Fachthemen wie Online- und Investment-Strategien, Glücksspielthemen, Krypto und Verhaltensanalyse.

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