Interessante Anleihestrategien für 2020

Bei Hochzinsanleihen muss genau kalkuliert werden

Für Investoren ist es im Jahr 2020 nicht leicht, rentable Anleihen auszumachen. Die Experten sehen zwei wesentliche Möglichkeiten. Zum einen weit entfernte Länder und Anleihen mit wesentlich höherem Risiko. Sind das gute Ideen? – von Robert Steininger*

Denn üblicherweise gibt es an den weltweiten Finanzmärkten absolut keine Garantien. So war es für Anleger nicht verwunderlich, dass das Jahr 2019 ihnen bei vielen riskanten Anleihen Verluste bescherte, wenn er sie bis zur Fälligkeit behielt. In keinem Jahr zuvor war das Gesamtvolumen an laufenden Anleihen mit Renditen im Minus höher. Bereits bis August brachte das einen Spitzenwert weltweit von über 17 Mrd. USD.

Obwohl sich die Lage Ende des Jahres 2019 im Bereich der negativen Renditen entspannt hatte, blieb dennoch ein Verlust von 12 Mrd. USD zur Jahreswende. Gerade für europäische Anleger bleibt es eine große Herausforderung, mit Zinspapieren eine positive Rendite zu erwirtschaften und einem Verlust erfolgreich entgegenzuwirken.

Leitzinsen und Staatsanleihen

Im ersten Quartal 2020 blieben die Leitzinsen der EZB (Europäische Zentralbank) bei 0,0% und es ist davon auszugehen, dass diese auch im Verlauf des restlichen Jahren nicht angehoben werden. Daher ist ein Ende des Anlagenotstandes in ferne Zukunft gerückt.

Aus diesem Gesichtspunkt heraus betrachtet, dürften die als bisher sicher geltenden Staatsanleihen im Euro-Gebiet, negative Renditen über einen längeren Zeitraum abwerfen. Hierzu gehört zum Beispiel eine deutsche Bundesanleihe mit einer Laufzeit von zehn Jahren.

Experten raten daher zu risikoreichen Unternehmensanleihen oder Investments außerhalb Europas oder zu Anleihen in Schwellenländern. Letztere Zinspapiere dürften weiterhin Auftrieb bekommen durch die weltweit niedrigen Zinsen. Denn die Entwicklung in den Schwellenländern sind an die Zinsentwicklung des US-Marktes gekoppelt.

Steigen die Zinsen, ziehen vornehmlich die globalen Investoren ihr Kapital dort ab und lenken es in die USA um. Das Gleiche gilt ebenso umgekehrt. Somit sucht jeder Finanzmakler bei sinkenden US-Zinsen nach lukrativen Wachstumsmärkten in Schwellenland-Anleihen. Ähnlich verhält es sich mit dem Glücksspiel. So versprechen die beste Online Casinos eine hohe Rentabilität selbst bei niedrigen Einsätzen.

Schwellenland-Anleihen

Eine genaue Prüfung der Anleihen aus den Schwellenländern sollten Investoren in jedem Fall vornehmen. So konnten von der Zinswende 2019 in den USA die meisten lateinamerikanischen Länder und besonders Argentinien nicht profitieren. Dort wurden Milliarden an Kapital von den Investoren aufgrund politischer Umbrüche abgezogen. Diejenigen, die nicht sofort verkauften, sitzen nun zumeist auf den argentinischen Dollar Anleihen fest.

Zuletzt im Jahr 2014 mussten Anleger die Umschuldung der Ukraine mittragen. Dabei zeigte sich im Nachhinein, dass mit Sanierungen hervorragend mitverdient wird. Somit ist nach Meinung von Fachleuten gerade der Emerging Market Bereich ein Paradies für aktive Manager. Selbst wenn das Risiko hoch ist, versprechen Bonds aus kleinen und vernachlässigten Ländern, wie etwa Guatemala, zweistellige Renditen.

Hochzins-Anleihen

Bei Unternehmensanleihen ist die Aussicht auf höhere Zinserträge ungleich höher als bei anderen Anlagen. Dennoch sollten Anleger in diesem Segment sehr vorsichtig agieren. Im Jahr 2019 vermischte sich zusehends die bisherige Zweiteilung des Marktes mit den Investmentgrade-Bonds (Unternehmen mit guter Liquidität) und Junkbonds (Schrottanleihen) weiter.

Mit einem Ertrag von rund 15% gehörten 2019 alle Investoren zu den Gewinnern, die in Unternehmenspapiere in der höchsten Ratingkategorie (Zweifach-B-Rating) für das Hochzinssegment investierten. Damit erzielten diese Anleihen ein fast identisches Niveau wie die Papiere aus dem Investmentgrade-Segment mit Dreifach-B-Rating. Gerade die Jagd nach der bestmöglichen Rendite steuerte einen maßgeblichen Impuls zu dieser Entwicklung bei.

Bei risikoreichen Investoren waren dagegen im Jahr 2019 waschechte Junkbonds eher ein ungeliebtes Stiefkind, trotz des circa fünfprozentigen Ertrages. Das ist bei einem Wertpapier mit Dreifach-C-Rating schon recht beachtlich. Unternehmen, die nach zehn Jahren des Aufschwungs immer noch in dieser Einstufung verweilen, werden berechtigterweise von den Anlegern gemieden.

In einem Punkt sind sich jedoch alle Investoren einig: Jahresrenditen von 15% und mehr werden in 2020 nur sehr schwer zu finden sein, auch wenn Sie in Zinspapiere von Unternehmen mit vergleichsweise positiven Bilanzen investieren. Somit bleibt es weiterhin bei den Anleihen spannend und es stellt sich die Frage, wo sich bis zum Jahresende die besten Ergebnisse erzielen lassen.

*) Robert Steininger ist Spezialist für u.a. Anlagestrategien und publiziert regelmäßig zu Fachthemen wie Online-Strategien, Investment-Strategien und Verhaltensanalyse.