Europäische Emittenten : die Profiteure der Preissetzungsmacht

Die Aussichten für europäische Emittenten haben sich laut ODDO BHF Asset Management zufolge im Vergleich mit dem letzten Jahr verbessert.

Das Bewertungsniveau liegt mit einem Kurs-/Buchverhältnis von 1,7 nahe dem langjährigen Durchschnitt und deutlich unter den 3,9 für US-Aktien. Im vergangenen Jahr litten die europäischen Aktienmärkte angesichts des Kriegs in der Ukraine unter einem Risikoabschlag gegenüber ihren amerikanischen Pendants. Angesichts des Energiepreisschocks war das Sentiment für europäische Aktien ungewöhnlich negativ, schreiben die Portfoliomanager der ODDO BHF Polaris-Fondsfamilie.

„Die Entspannung bei den Gaspreisen hat inzwischen die Aussichten für Europa verbessert.“ Neben der moderaten Bewertung gebe es auch auf Währungsseite Unterstützung. So dürfte der Euro gegenüber dem US-Dollar aufwerten, da die Zinsdifferenzen zwischen dem Dollar-Raum und der Eurozone sinken dürften.

Qualitätsunternehmen

Angesichts eines Umfelds mit schwachem Wirtschaftswachstum und hoher Inflation raten die Portfoliomanager jedoch auf Qualitätsunternehmen zu fokussieren, die auch in schwierigen Zeiten verlässlich gute Ergebnisse erzielen sollten. In Europa finde man solche Unternehmen in zahlreichen Branchen und Ländern, die von strukturellen Trends wie Automatisierung und Digitalisierung sowie Energietransformation und -effizienz profitieren oder die sich im Umfeld von hohen Zinsen und Inflation widerstandsfähig zeigen. Diese europäischen Unternehmen verfügen über langfristige Wachstumspotenziale und passen daher gut zu auf Qualitätswerte ausgerichteten Anlagestrategien.

Versicherung und Energie

Versicherungen wie die französische AXA und die deutsche Allianz etwa gehörten tendenziell zu den Profiteuren steigender Zinsen, was die Bewertungen noch nicht widerspiegeln. „Auch bei Energiewerten spricht nach unserer Analyse bewertungsseitig einiges für europäische Werte wie Total Energies und Equinor.“

Beide Titel profitierten von den anhaltenden Knappheiten bei Gas und Öl, planten aber im Unterschied zu ihren höher bewerteten US-Pendants einen beträchtlichen Teil der Erlöse aus dem traditionellen Energiegeschäft in erneuerbare Energien und die Reduzierung des CO2-Abdrucks zu investieren.

Foto: © NicoElNino – stock.adobe.com

Digitalisierung und Industrie

Bei den auf Digitalisierung spezialisierten Unternehmensberatungen sei die europäische Capgemini im Vergleich zu ihrer US-Konkurrentin Accenture attraktiver bewertet. Daneben gebe es einige europäische Industrieunternehmen, die von Megatrends wie Automatisierung und Digitalisierung profitieren, bei denen wegen der eingesetzten Softwarelösungen die Kundenbindung besonders eng gering ist.

Nach Angaben der Experten von ODDO BHF AM zählt hierzu Siemens mit technischen Lösungen für Automatisierung und Steuerung, Stromversorgung, Transport und medizinische Diagnose. Der französische Elektrotechnikkonzern Schneider Electric profitiere von den Investitionen in den energieeffizienten Aus- und Umbau von Gebäuden. Wachstumspotenzial gebe es auch durch den Aufbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos und die massiv ansteigenden Investitionen in Rechenzentren.

Preissetzungsmacht

„Dem Unternehmen gelang es selbst in einem schwierigen Marktumfeld seine Margen durch Preiserhöhungen, Kostenkontrolle und Produktivitätssteigerungen auszubauen“, heißt es. „Europa exportiert aber nicht nur Maschinen und Anlagen, sondern auch Luxusgüter wie Wein, Lederwaren oder Uhren. Hier zählt LVMH zu den führenden Unternehmen der Welt mit vielen starken Marken im Portfolio. Besonders die aufstrebende Mittel und Oberschicht in Asien ist gerne bereit größere Teile ihrer wachsenden Einkommen in Luxusgüter als Statussymbole zu investieren.“ Dadurch verfüge LVMH über eine hohe Preissetzungsmacht.

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