
Rohstoffmärkte: Von Luis Olguin, Portfoliomanager, und Alexandra Symeonidi, Corporate-Credit-Analystin, im Emerging-Markets-Debt-Team von William Blair Investment Management.
Die Rohstoffmärkte werden im Jahr 2025 von außergewöhnlichen Faktoren geprägt sein: Ein reichhaltiges Angebot bedroht den Ölmarkt, steigende Zollrisiken bedrohen die Cleantech-Dynamik bei Kupfer, Versorgungsprobleme beflügeln Aluminium, und Gold glänzt inmitten wirtschaftlicher und geopolitischer Unsicherheiten.
Rohöl
Der weltweite Rohölverbrauch lag Ende 2024 bei rund 103 Mio. Barrel pro Tag, wobei die Schwellenländer die Haupttreiber des Verbrauchs sind. Bis 2030 erwarten wir einen Anstieg des Rohölverbrauchs auf etwa 105 Millionen Barrel, wobei die Schwellenländer weiterhin den Verbrauch ankurbeln und die Industrieländer ihren Verbrauch reduzieren werden. Benzin ist nach wie vor der Haupttreiber der Ölnachfrage, aber sein Wachstum dürfte sich mit der zunehmenden Verbreitung von Elektrofahrzeugen und der Energiewende verlangsamen. Dieser Rückgang dürfte jedoch durch die steigende Nachfrage nach Industrie- und Flugzeugtreibstoffen (die nicht wesentlich sauberer sind) ausgeglichen werden.
Auf der Angebotsseite ist der Anteil der OPEC an der weltweiten Erdölproduktion von fast 36 auf unter 30% im Jahr 2024 gesunken. […] Einer der am schnellsten wachsenden Produzenten ist Guyana, wo die Produktion von nahezu Null vor ein paar Jahren auf etwa 650.000 Barrel pro Tag angestiegen ist. Schätzungen gehen davon aus, dass sie 1,5 bis 2 Mio. Barrel pro Tag erreichen könnte, was das Land zu einer der größten Quellen für neue Lieferungen machen würde. […]
Bei den Unternehmen, in die wir investieren, liegt der Schwerpunkt weiterhin auf der Kostenstruktur, der betrieblichen Effizienz und dem Ersatz von Barrel und nicht auf kurzfristigen Ölpreisschwankungen. Die Managementteams sind sich bewusst, dass die Volatilität der Rohölpreise unvermeidlich ist, weshalb wir Unternehmen bevorzugen, die bei einem Preis von 70 USD pro Barrel ohne nennenswerte Kreditrisiken nachhaltig wirtschaften können. Wenn die Preise steigen, verbessern sich die Kreditkennzahlen, aber der größte Teil des Aufschwungs kommt dem Aktienwert zugute.
Kupfer
Kupfer ist ein Industriemetall mit einem breiten Anwendungsspektrum. Es wird in einer Vielzahl von Branchen verwendet, darunter im Baugewerbe (28%) und im Energiesektor (16%), wobei der Anteil des letzteren aufgrund von Anwendungen im Bereich der erneuerbaren Energien zunimmt. Auch die Verwendung im Verkehrswesen (13%) nimmt zu, vor allem durch Elektrofahrzeuge, die drei- bis viermal mehr Kupfer verbrauchen als herkömmliche Autos.
Die Energiewende ist eine wichtige Triebkraft für die Kupfernachfrage, wobei saubere Energien derzeit etwa 25% des Verbrauchs ausmachen. Dieser Anteil soll bis 2040 auf 45% steigen, wobei die Gesamtnachfrage laut IEA um 40% – d. h. um zusätzliche 11 Mio. Tonnen – zunehmen dürfte. […]
Auf der Angebotsseite stammen mehr als 80% der weltweiten Minenproduktion aus den Schwellenländern. Chile ist mit 24% der weltweiten Produktion führend, während die Demokratische Republik Kongo (DRK) in den letzten Jahren ein zweistelliges Produktionswachstum verzeichnete. Auch Peru bleibt ein wichtiger Lieferant. Nach der Gewinnung muss das Kupfer verhüttet und raffiniert werden, wobei China mit 45% der weltweiten Raffineriekapazität dominiert. […]
Mit Blick auf die Zukunft stellen Handelskriege das größte Abwärtsrisiko dar, wobei die bereits angekündigten Zölle zwischen den USA und China und die weitere Eskalation eine zentrale Unsicherheit darstellen. Die starke Nachfrage nach grüner Energie bleibt jedoch ein positiver Katalysator, ebenso wie die chinesischen Konjunkturmaßnahmen, die sich noch nicht vollständig auf den Markt ausgewirkt haben.
Gold
Die Goldnachfrage hat sich im vergangenen Jahr stark positiv entwickelt, was zu einer stärkeren Konzentration auf das Metall geführt hat. Die drei wichtigsten Nachfragetreiber sind Schmuck, auf den 50% der weltweiten Nachfrage entfallen, gefolgt von den Käufen der Zentralbanken und der Investitionsnachfrage, einschließlich Termingeschäften, börsengehandelten Fonds (ETFs), Münzen und Barren.
China und Indien machen zusammen etwa die Hälfte der weltweiten Goldnachfrage aus, mit einem historisch starken physischen Verbrauch. Im Jahr 2024 stieg die physische Nachfrage, obwohl die Zahlen in China gedämpfter waren, was möglicherweise die unterschiedliche wirtschaftliche Stimmung in den beiden Ländern widerspiegelt.
Seit 2022 sind die Goldkäufe der Zentralbanken weiterhin hoch und tragen erheblich zur Nachfrage bei. […]
Aluminium
Aluminium, ein weiteres Industriemetall, weist viele Parallelen zu Kupfer auf, insbesondere bei den Nachfragetrends in wichtigen Sektoren.
China dominiert den Markt und steht für 58% der weltweiten Aluminium-Nachfrage. Zudem verfügt das Land über die größte Schmelzkapazität und ist somit der führende Produzent. Auch Europa spielt mit einem Anteil von 14% an der globalen Nachfrage eine bedeutende Rolle.
Die Energiewende ist ein zentraler Wachstumstreiber: Der sogenannte ‚grüne Bedarf‘ – also aus erneuerbaren Energien, Elektrofahrzeugen und Stromnetzinfrastruktur – macht derzeit 8% der Aluminium-Nachfrage aus. Bis 2030 soll dieser Anteil auf 18% steigen, was das langfristige Wachstum weiter unterstützen dürfte. […]
Die Investmentchancen
[…] Um die Anleiherenditen richtig einzuordnen, ist es entscheidend, die jeweilige Position eines Unternehmens im Kreditzyklus zu verstehen. Die meisten Rohstoffsektoren bieten eine breite Spanne an Renditen und damit vielfältige Investmentchancen. Gold- und Kupferunternehmen etwa erzielen in der aktuellen Marktphase typischerweise Renditen zwischen 5 und 8%. Aluminiumrenditen liegen tendenziell etwas darunter. Bei unabhängigen Ölunternehmen variieren die Renditen deutlich – abhängig von der Produktionsgröße (20.000 bis 30.000 vs. 150.000 bis 250.000 Barrel pro Tag) –, im Schnitt liegen sie jedoch bei rund 9%.
Bei staatlichen Ölunternehmen reichen die Renditen von 5% bis 9%, abhängig von der Kreditqualität und dem jeweiligen Länderrisiko, mit einem Durchschnitt um die 7%. Die Laufzeit der Anleihen spielt bei den Renditeunterschieden eine geringere Rolle, da die meisten Papiere im Fünf- bis Sieben-Jahres-Bereich liegen – wobei staatliche Ölunternehmen auch länger laufende Anleihen begeben können. Insgesamt ergibt sich ein breites Spektrum an Möglichkeiten, mit denen Investoren das optimale Risiko-Rendite-Verhältnis identifizieren können.
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