Die häufigsten Investment-Fehler und wie Sie sie vermeiden können

Frankfurt am Main

Der Markt für Geldanlage ist nahezu unüberschaubar – eine realistische Bewertung von Investments erfordert viel Zeit und Know-how, um die typischen Fehler zu vermeiden. Viele Investoren sind sich nicht über die Risiken, die das eigene Anlagevermögen gefährden können, im Klaren. Von Torsten Reidel*

Fehlende Investmentkenntnisse

Ist das Investmentportfolio von starken Marktschwankungen betroffen, können Emotionen Anleger zu unüberlegten Handlungen drängen: An- oder Verkäufe von vermeintlich rentablen oder defizitären Wertpapieren sind die Folge. Es ist weder zielführend, nur auf das eigene Gefühl, noch auf neue Indikatoren und zukunftsweisende Strategien zu vertrauen, die in Finanz-Communities angepriesen werden. Das eigene Gefühl kann täuschen und Tipps sind nie exklusiv. Egal, ob diese im Internet bzw. der Zeitung stehen oder eine persönliche Empfehlung des Anlageberaters darstellen: In den meisten Fällen haben sie sich bereits in den Aktienpreisen niedergeschlagen.

Vertrauen auf Altbewährtes

Menschen neigen dazu, auf Altbewährtes zu vertrauen – im Privat- und Berufsleben kann dies helfen, im Börsengeschehen kann es jedoch dazu führen, dass Chancen verpasst werden. Es ist nicht erfolgsversprechend, auf sogenannte ‚Goldene Börsenregeln‘ zu vertrauen. Altbewährte Taktiken funktionieren nur bedingt und es muss hinterfragt werden, ob sich daraus wertbringende Anlageentscheidungen ableiten lassen.

Kein Einklang zwischen Investmentzielen und Portfoliostrategie

In der Praxis zeigt sich, dass die meisten Anleger ihre Ziele und Strategie nicht aufeinander abstimmen. Dies ist zu großen Teilen durch eine falsche Risikobewertung bedingt: Grundsätzlich gilt, je länger die Investitionszeitspanne gewählt ist, desto größer darf das kalkulierte Risiko sein. Die meisten Anleger sind jedoch nur bereit, bei kurzfristigen Anlagen höhere Risiken zu tragen, statt das Portfolio langfristig gesehen sinnvoll aufzustellen. So werden häufig bei einem kurzfristigen Zeithorizont zu große und langfristig zu geringe Risiken eingegangen, sodass die eigenen Ziele verfehlt werden.

Angebot und Nachfrage bleiben unbeachtet

Oft wird vergessen, dass Aktienpreise auch aus Angebot und Nachfrage nach Aktien resultieren. Die Besonderheit: Dieses Angebot kann nahezu unendlichen Schwankungen unterliegen. Neue Börsengänge sorgen beispielsweise für eine Steigerung des Angebots an Aktien. Dagegen sind Rückkäufe, Fusionen und Übernahmen treibende Indikatoren für eine Verringerung des Aktienangebots. Gemäß dem Prinzip von Angebot und Nachfrage sowie Preismechanismen, führt eine Steigerung des Aktienangebotes zu fallenden Kursen und eine Minderung zu steigenden Kursen.

Unbekannte Risikofaktoren

Greifen Investoren auf ein zu konzentriertes Portfolio zurück, ohne sich mit entscheidenden Faktoren wie Branche, Land oder Verbindungen zu anderen Aktien auseinanderzusetzen, steigern sie eigenhändig das Risiko für Verluste. Denn solche Portfolios unterliegen erfahrungsgemäß höheren Schwankungen als ausreichend diversifizierte.

Foto: © blende11.photo – stock.adobe.com

Gleichstellung von Ertrag und Cashflow

Manchen Anlegern ist nicht bekannt, dass es in Hinblick auf den Lebensunterhalt einen Unterschied zwischen Ertrag und Cashflow gibt: Vereinfacht gesagt gibt der Cashflow an, wie viel Geld für die Lebenserhaltungskosten und andere Anschaffungen benötigt werden. Beim Ertrag handelt es sich um die erwirtschafteten Dividenden und Zinsen im Rahmen des Anlageportfolios. Die gewonnenen Erträge beeinflussen insgesamt das Vermögenswachstum und die Steuerzahlungen. Somit ergeben sich wiederum Auswirkungen auf den vorhandenen Cashflow. Anleger sollten nicht die falsche Hoffnung hegen, dass die Erträge allein für die Lebenskosten reichen.

Lebenserwartung falsch einschätzen

Viele sind bescheiden, wenn es um die Einschätzung der eigenen Lebenserwartung geht. In Bezug auf die eigene Portfoliostrategie und in Hinblick auf die Fortschritte in der Medizin und Gesundheitslehre ist Optimismus jedoch besser – Pessimismus kann dazu führen, dass die finanziellen Rücklagen vor dem Lebensende aufgebraucht sind und bis dahin an Lebensqualität eingebüßt wird.

Missachten von ausländischen Aktienmärkten

Der deutsche Aktienmarkt hat nur etwa einen Anteil von 3% des Wertes der Aktien weltweit. In Hinblick auf die Aktienrendite ist es ein Fehler, nur die jeweilige gesamtwirtschaftliche und politische Lage des Heimatlandes zu berücksichtigen. Vielmehr sollte auf die Qualität auserkorener Aktienunternehmen im Rahmen einer globalen, diversifizierten Strategie gesetzt werden, um eine höhere Performance zu erhalten.

So vermeiden Sie Investment-Fehler

Um Investment-Fehler zu vermeiden, ist Wissen das A&O: Im Idealfall verfügen Investoren über Informationen, die anderen Marktteilnehmern unbekannt sind oder sie können öffentliche Informationen besser deuten. Darüber hinaus ist die Erkenntnis entscheidend, dass Wertpapiere Angebot und Nachfrage unterliegen – wirtschaftliche Geschehnisse beeinflussen diese und sollten bei Investitionsentscheidungen treffend bewertet werden, um erfolgreiche Marktprognosen aufzustellen.

Daraus resultiert, dass Branche, Land, Währung und unter anderem die Korrelation mit anderen Wertpapieren wichtige Faktoren darstellen, die in der Diversifikation berücksichtigt werden sollten. Es lohnt sich, ausländische Anlagen in Betracht zu ziehen, um Erfolge zu maximieren. Auch die persönlichen Lebensumstände sind entscheidend in Hinblick auf die Finanzstrategie, weshalb drohende Erkrankungen im Alter und anfallende finanzielle Kosten einkalkuliert werden sollten.

Torsten Reidel, Grüner Fisher

Anlageerfolg kann erzielt werden, wenn die eigenen Investmentziele und die Portfoliostrategie aufeinander abgestimmt sind. Dazu gehört, als Anleger den Fokus auf den Gesamtgewinn nach Steuern zu legen. Haben Investoren dies verstanden, steht der Erfüllung von Wachstumszielen im Portfolio nichts entgegen.

*) Torsten Reidel ist Geschäftsführer der Grüner Fisher Investments GmbH. Die Grüner Fisher Investments GmbH ist eine wachstumsstarke, unabhängige Vermögensverwaltung. Das Unternehmen wurde 1999 von Thomas Grüner gegründet. Seit der amerikanische Milliardär Ken Fisher, dessen Vermögensverwaltung in den USA zurzeit mehr als 107 Mrd. USD managt, Mitte 2007 eine Beteiligung an dem Unternehmen erworben hat, lautet der Firmenname Grüner Fisher Investments GmbH.