Die Corona-Pandemie – wie ein Risiko durch soziokulturelles Menschenverhalten außer Kontrolle gerät

 

Und die Wirtschaft? Das deutsche IFO-Geschäftsklima (das Zuversicht-Barometer der deutschen Wirtschaft) kollabiert von der Bewertung im Februar über 96,1 Punkten auf 87,7 im März. Insbesondere die Erwartung von 82 Punkten nach 93,2 im Vormonat drückt die berechtigte Sorge der befragten Unternehmer über das erhebliche Abwärtsrisiko der gesamten deutschen Wirtschaft und die darauffolgende hoher Wahrscheinlichkeit einer Rezession aus. Deshalb müsse die Politik schnell umdenken und sofort mit nie da gewesenen unbürokratischen Maßnahmen handeln: alles was jetzt geschieht und in wenigen Wochen leider noch geschehen wird, war im Februar bereits zu erwarten. Die Kapitalmärkte wirren im Nirwana und haben nichts Greifbares, wonach sie sich orientieren um eine mögliche künftige reale Makro- und Mikrowirtschaft einpreisen können.

In einer solch schwierigen Zeit für Europa, die mit dem Corona Virus zu kämpfen hat, stellt sich die berechtigte Frage, ob Großbritannien nach der emotional schockierenden Warnung über den „sicheren Tod von vielen geliebten Familienangehörigen“ durch Covid19, die rationale Führung behalten wird, einen harten BrExit überhaupt durchzuführen: aus heutiger Sicht eigentlich unmöglich. Großbritannien hat ja bekanntlich einen eigenen Humor, aber zu dem unfassbaren „darwinistischen“ Ausrutscher von Premier Minister Boris Johnson („findet euch ab, dass viele eurer Familienangehörigen an Corona sterben werden“) darüber vor Publikum über einen erbärmlichen „Witz“ von Dr. Christian Jessen über Italien an diesen schwarzen Tagen sogar zu lachen, ist nicht witzig, sondern eine Warnung über Fehlentscheidungen mancher Länder aufgrund von Vorurteilen: „Italiener finden jede Ausrede, um die Arbeit niederzulegen und eine lange Siesta zu machen. Seien wir ehrlich, es ist nur wie eine schlimme Erkältung, die Epidemie findet mehr in der Presse als in der Realität statt“.

Was Deutschland jetzt dringend braucht, sind Fakten, um die Menschen für eine heute noch ungewisse, aber nicht ewige Zeit zu unterstützen, und zwar sofort, denn jeder Tag ohne Einnahmen gefährdet die Existenz von Menschen und Geschäften. Die Bundesregierung sollte ein Konjunktur-Programm vorbereiten und u.a. neben der neuen Regelung zum Kurzarbeitergeld sofort die Steuervorauszahlungen für Firmen und Geschäfte aussetzen, die Insolvenzfrist verlängern und Beihilfen für in Not geratene Firmen auszahlen (Bayern macht es vor und zahlt sofort 5.000 bis 30 .000 EUR an Firmen, die aufgrund von Corona finanzielle Probleme anmelden), sowie die Banken dazu aufzufordern, Kreditlinien einzuräumen anstatt sie dicht zu machen und in einer historischen Zeit des dringenden finanziellen Bedarfs Firmen- und Privatkunden in Stich zu lassen.

Die Banken sollten während dieser historischen Krise Kunden helfen und nicht deren Leben noch schwerer machen und mit noch mehr Ängsten füllen. Bankkredite mit vereinfachten Kreditgenehmigungsprozessen sollen Insolvenzen verhindern: Wer Einbußen durch Corona hat und u.a. keine Miete bzw. Immobilienkredit zahlen kann, sollte vom Staat wenigstens eine Zahlaussetzung eingeräumt bekommen. Die Bundesregierung sollte den Banken deutlich machen, keine Hexenjagd bei Kunden anzufangen, wofür sie nichts können. Um den Konsum zu beeinflussen, könnte die Mehrwertsteuer gesenkt und der Solidaritätszuschlag sofort abgeschafft werden. Last but not least sollte die Kirchensteuer ausgesetzt werden, denn die Kirche verfügt bereits über ein Vermögen, womit sie einen Beitrag für Krankenhäuser und Personal in diesem historischen Moment leisten sollte.

Wir lesen und hören immer wieder, dass die globalen Lieferketten von primären Mitteln in Deutschland gesichert seien, aber an der Grenze wird es jetzt Zollkontrollen mit Papierkram zu bewältigen geben. Bei dem schon formierten kilometer- bzw. stundenlangem Stau an den geschlossenen Grenzen wird es in wenigen Wochen eine Herkulesaufgabe sein, Waren zum Endziel wie bisher pünktlich zu liefern (reduziertes Personal und lange ungewisse Lieferzeit werden Wirtschaftlichkeit und Bereitschaft der Speditionsfirmen beeinflussen, Waren ins Ausland zu loszuschicken). Damit sollten wir rechnen und hoffen, dass die Menschen nicht in Panik verfallen und weiter Toilettenpapier bunkern.

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