Der Markt für Mittelstandsanleihen – die Gründe für den Sturm

Ralf Meinerzag

Momentan ist es stürmisch auf dem Markt für Mittelstandsanleihen: Der MiBoX® rutschte auf einen Jahrestiefstand von 94,75 Punkten. Ist diese Entwicklung substanziell begründet oder handelt es sich um eine Phase im Zyklus des „Erwachsenwerdens“?

Ich denke, es gibt zwei Seiten einer Medaille. Mittelstandsanleihen werden seit rund drei Jahren emittiert. Gerade am Anfang entstand ein Hype um dieses noch junge Segment. Häufig wurde eine Equity-Story mit einer Bond-Story verwechselt. Investoren stürzten sich ausschließlich aufgrund eines Renditeversprechens in Form hoher Kupons auf jeden neuen Emittenten.

Nun findet gerade eine Neuorientierung statt: Die Spreu trennt sich vom Weizen, der Markt wird erwachsen und es wird der Grundstein für eine weitere Entwicklung des Segments gelegt. Nicht jede Mittelstandsanleihe wird heute von den Käufern aus der Hand gerissen. Das ist auch richtig so. Nur so kann der Markt für Mittelstandsanleihen, der für die Entwicklung des Standortes Deutschland und die hiesige Kultur der Unternehmensfinanzierung wichtig ist, sich nachhaltig etablieren.

Machen wir uns nichts vor: Auf der anderen Seite wird es im bestehenden Segment auch zu Ausfällen kommen. Mit dem insolventen Onlinehändler getgoods.de traf es nach dem Baudienstleister Alpine das zweite Mal einen Emittenten, der nicht aus dem Bereich Erneuerbare Energien kommt. So wurde die Anspannung bei den Investoren noch verstärkt. getgoods.de notiert mittlerweile bei 5%. Nach einer Anzeige ermittelt inzwischen die Staatsanwaltschaft und es gab bei dem Onlinehändler eine Hausdurchsuchung.

Der Kurs der Anleihe des Suppenherstellers Zamek fiel seit September von rund 90% auf knapp 50%, bevor er am vergangenen Montag auf 29% weiter nachgab und ein Tief bei einem Kurs von 25,5% erreichte. Die erwartete Bekanntgabe der Geschäftszahlen im Dezember kann hier nicht der Grund sein. Denn das Management teilte bereits vor längerer Zeit mit, vor dem Hintergrund der Umstrukturierung mit einem Jahresfehlbetrag für das Ergebnis 2012/13 zu rechnen. Am 21. November meldete das Unternehmen die Inbetriebnahme des Standorts in Polen, der Kurs stieg zeitweise wieder auf 37% und pendelte sich schließlich bei 33% ein.

Spätestens wenn 2015/2016 im Segment der Mittelstandsanleihen rund 670 Mio. Euro an Refinanzierungsvolumen fällig werden, werden einige Unternehmen Schwierigkeiten bekommen, da sie kein frisches Geld von Investoren erhalten. Dennoch sind diese extremen Schwankungen, denen der Markt momentan unterliegt, irrational und gleichzeitig auch hausgemacht. Nicht alles was gestern gut war, ist heute schlecht. Ein entscheidender Fehler, der von den Emittenten häufig gemacht wird, ist, dass sie sich nicht richtig auf dem Kapitalmarkt zu Hause fühlen.

Transparente Kommunikation mit den Investoren ist jedoch das A und O. Es kann nicht sein, dass mit einer erfolgreichen Platzierung die Kommunikation endet. Jedes Unternehmen hat Krisen zu bewältigen. Unterlässt es aber, diese dem Markt zu erklären, dann werden Gerüchte den Markt bestimmen und Ratingagenturen werden harte Urteile abgeben.

Zurzeit sehe ich einen Vertrauensverlust zwischen allen Beteiligten. Vertrauen ist ein kostbares Gut. Nur durch transparente Kommunikation kann das Vertrauen zwischen allen Beteiligten wieder aufgebaut werden. Deswegen werden Emittenten, die nicht mit uns reden oder verspätete Ergebnisse liefern, nicht in den Steubing German Mittelstand Fund aufgenommen. Es gehört zum „Erwachsenwerden“ dazu, dass man aus seinen Fehlern lernt.

Nicht jeder Mittelständler sollte unbedingt eine Anleihe begeben. Investoren sollten kritisch sein, aber nicht in Panik verfallen. Eine erklärende, fundierte Investor Relations-Arbeit zum Vertrauensaufbau muss dazu gehören. Dann wird der Sturm auch wieder abnehmen und die See ruhiger werden.

Steubing German Mittelstand Fund – Einen ausführlichen Kommentar zum Thema „Debt Relations“ finden Sie in der zweiten Ausgabe des „Standpunkt German Mittelstand“ auf www.germanmittelstandfonds.de