Creditreform Default Study 2023: Ausfallraten in der deutschen Wirtschaft

In der Default Study 2023 wurde die Risikosituation im gesamten deutschen Unternehmenssektor von Creditreform untersucht.

Dabei wurde eine Basel-konforme Definition des Ausfallereignisses zugrunde gelegt. Die Creditreform Rating AG kann dabei auf eine umfassende Datenbasis mit 2,42 Mio. wirtschaftsaktiven Unternehmen zugreifen, was einer Vollerhebung des deutschen Unternehmenssektors entspricht.

Die Ergebnisse entsprächen damit den tatsächlichen, empirischen Ausfallraten und keinen Hochrechnungen oder Schätzungen.

Zentrale Ergebnisse der Default Study 2023

– Mehr Ausfälle: Die Ausfallrate deutscher Betriebe ist im Jahr 2022 von 1,1% auf knapp 1,2% gestiegen. Die Zahl der Insolvenzen bzw. signifikanten Zahlungsschwierigkeiten sollte über die kommenden Monate hinweg steigen. Aktuelle Creditreform-Daten der ersten drei Monate des Jahres 2023 untermauern dies: Kumuliert wurden 10.831 Unternehmensausfälle bzw. Fälle von erheblichem Zahlungsverzug erfasst, 22% über dem Niveau des Vorjahres. Zum Ende des Jahres 2023 erwartet Creditreform Rating eine 1-jährige Ausfallrate von 1,44%.

– Entwicklung des BIP: Bei den Aussichten für das Wirtschaftswachstum überwiegen derzeit noch die Abwärtsrisiken. Für das laufende Jahr rechnen die Volkswirte von Creditreform Rating mit einer nur geringen Expansion der realen Wirtschaftsleistung von 0,2%. Die straffere Geldpolitik und weitere Zinserhöhungen dürften allmählich eine stärker konjunkturbremsende Wirkung entfalten.

– Wirtschaftszweige: Im Verkehrs- und Logistiksektor gab es auch im Jahr 2022 mit 2,5% die höchste Ausfallrate, gefolgt vom Baugewerbe (1,6%). Dennoch bleiben die Raten noch unter dem Vor-Pandemie-Jahr 2019. Nur die Chemiebranche verzeichnet inzwischen eine Ausfallrate, die über der des Jahres 2019 liegt, was bei der energieintensiven Branche zum Teil auf den Energiepreisschock von 2022 zurückgehen dürfte.

– Steigende Quoten in allen Bundesländern: In allen Bundesländern ist die Ausfallquote 2022 gestiegen, und Berlin führt mit 1,95% erneut die Statistik an. Den stärksten Anstieg mit 0,25 Prozentpunkten gab es im Saarland. In den östlichen Bundesländern ist die Ausfallrate tendenziell niedriger.

– Unternehmensalter: Unternehmen, die länger als zehn Jahre am Markt sind, weisen deutlich niedrigere Ausfallraten als jüngere Unternehmen auf. Die Ausfälle bewegen sich über alle Altersklassen hinweg noch deutlich unter dem für 2019 berechneten Stand.

Dr. Benjamin Mohr, Head of Public Finance and Economic Research der Creditreform Rating AG, dazu:Nachdem die staatlichen Hilfen während der Pandemie einen wichtigen Sicherheitspuffer darstellten, und derzeit auch noch höhere Energiekosten abfedern, sehen wir nun doch, dass der Mix zweier schwerwiegender Schocks sowie eine recht rasante Straffung der Geldpolitik ihren Tribut fordern. Unternehmen mit energieintensiver Produktion laufen aufgrund der Energiekrise höhere Gefahr, insolvent zu werden. Auch wenn sich die prognostizierte Ausfallrate noch unter dem 10-Jahresdurchschnitt für 2010-19 bewegt, dürfte es im Zuge des deutlich angespannteren Finanzierungs- bzw. Schuldentilgungsumfeldes aufgrund des unerwartet aggressiven Zinserhöhungszyklus zu einer spürbar höheren Dynamik bei den Zahlungsrückständen und letztlich bei Zahlungsausfällen kommen.“

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