
Ivan Nikolov, Head Convertible Bonds bei Fisch Asset Management, beleuchtet in seinem aktuellen Kommentar den Markt der Wandelanleihen
Angesichts deutlich überdurchschnittlicher Aktienmarktrenditen in den vergangenen Jahren haben Wandelanleiheinvestoren oftmals enttäuscht ihre Allokationen verringert oder sich vorübergehend ganz aus dieser Anlageklasse zurückgezogen. Im Zuge wachsender Anlagechancen und hoher Volatilität an den Aktienmärkten gibt es jedoch gute Gründe, eine baldige Trendwende zu erwarten. […]
Historisch gesehen gab es mehrere Phasen, in denen Wandelanleihen Aktien übertrafen, wie im Jahr 2020, und Phasen erheblicher Underperformance, wie in der jüngsten Vergangenheit. Diese Unterschiede sind jedoch meist nicht auf eine spezifische Bewertung oder Merkmale von Wandelanleihen (CBs) zurückzuführen, sondern auf die Art der Unternehmen, die CBs emittieren, im Vergleich zu den marktführenden Aktien der jeweiligen Periode. […]
Auch Übernahmeaktivitäten (M&A) haben zuletzt zugenommen. Für Wandelanleihen ist M&A nicht nur ein Katalysator für die Emissionstätigkeit, sondern auch für die Renditen: Wachstumsunternehmen, die Wandelanleihen emittieren, sind häufig Übernahmeziele, und viele Wandelanleihen beinhalten wertvolle Klauseln, die bei Übernahmen beträchtliche Zusatzerträge generieren können, manchmal sogar höher als der Anstieg des Aktienkurses selbst.
Dazu kommt, dass die Bewertungen der eingebetteten Optionen von Wandelanleihen derzeit attraktiv sind. Abflüsse von Long-Only-Asset-Managern in den vergangenen Jahren und das gestiegene Emissionsvolumen haben zu einer Unterbewertung des Wandelanleihenmarkts geführt (in Bezug auf die implizite Volatilität), wodurch auch Arbitrage-Hedgefonds angezogen wurden. Das aktuelle 50/50-Verhältnis zwischen Hedgefonds und Long-Only ist ideal und führt zu attraktiveren Bewertungen bei Neuemissionen, aber ohne den exzessiven Leverage im System wie vor der Finanzkrise. Das führt insgesamt zu einer höheren Stabilität des Gesamtmarkts.
Anleger sollten jedoch beachten, dass die Fähigkeit von Wandelanleihen, Verluste zu begrenzen und damit Kapital zu bewahren, wenn Aktien fallen, nicht bei allen Emittenten gleich ausgeprägt ist. Ein hoher Verschuldungsgrad, ein hoher Cash-Burn und/oder eine problematische Unternehmensführung (Governance) können das Risiko/Ertragsprofil deutlich verschlechtern – dies wird etwa bei mechanisch konstruierten Indizes oft übersehen, die sich auf Emissionsgröße und/oder Preis stützen. Für aktive Manager, die sich zutrauen, sich mit Überzeugung abseits dieser Benchmarks zu positionieren, ergeben sich dadurch mehr Möglichkeiten zur Alpha-Generierung.
Da Unsicherheit und Nervosität an den Aktienmärkten anhalten dürften, bieten Wandelanleihen einen überzeugenden Mehrwert für Investoren, die Wachstumschancen mit einem Puffer gegen Volatilität bevorzugen. Einerseits sollten Neuemissionen von Unternehmen, die von langfristigen Wachstumstrends und -themen profitieren, gut für die Wertentwicklung sein. Andererseits würde ein unsicherer und volatiler Aktienmarkt auch bedeuten, dass Wandelanleihen bessere risikoadjustierte Renditen im Vergleich zu Aktien liefern sollten.
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