Anleihen heute im Fokus: Zamek, Rena, Scholz, Singulus, Reiff, Strenesse & Rena Lange

Leere Kassen bei Zamek, Rena und Co.
© PantherMedia/Marc Dietrich

Die Insolvenz des traditionsreichen Brühwürfel- und Suppenspezialisten Zamek dürfte einigen Anlegern einmal mehr den Appetit auf Mittelstandsanleihen gehörig verdorben haben. Und mit dem zuletzt massiven Kursverfall beider Rena-Anleihen kündigt sich auch schon das nächste Drama an: Ist hier in Kürze ein weiterer Ausfall von gleich zwei Mittelstandsanleihen zu beklagen?

Eiskalt abserviert wurde die im Düsseldorfer mittelstandsmarkt umlaufende 7,75%-Anleihe der Günther Zamek Produktions- und Handelsgesellschaft mbH & Co. KG gestern nach Wiederaufnahme des Börsenhandels – gut zwei Drittel Kursverlust auf nur noch 11%. Am Dienstag hatte der Suppen- und Soßenhersteller Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenregie gestellt. Gestern hat das Amtsgericht Düsseldorf für die vier antragstellenden Gesellschaften der Zamek-Gruppe das Eröffnungsverfahren in Eigenverwaltung angeordnet und mit Rechtsanwalt Dr. Christoph Niering und Michael Bremen die vorläufigen Sachwalter bestellt. Es bleiben nun drei Monate Zeit, ein nachhaltiges Sanierungskonzept zu erarbeiten, das sowohl die Zustimmung der Gläubiger als auch die vom Gericht erhält. Währenddessen ist das Unternehmen vor Vollstreckungen und Zwangsmaßnahmen geschützt. Ein Fondsmanager äußerte sich gegenüber BondGuide diesbezüglich relativ erwartungsfroh, dass mit Zamek erstmals eine gelungene Sanierung gesehen werden könnte – womöglich würden die Düsseldorfer den Gläubigerschutz gezielt zur Entschuldung einsetzen, entsprechende Vermögenswerte in Form von Immobilien seien schließlich nach wie vor vorhanden.

Was ist los bei der Rena GmbH? Nach den zuletzt schlechten News brachen die ausstehenden Unternehmensanleihen im Gesamtvolumen von 78 Mio. EUR am Mittwoch noch einmal stark ein: -22% (2013/18) und -11% (2010/15). Fest steht: Nach der angekündigten Refokussierung auf Kernaktivitäten mit separater Sanierung der u.a. in der Wasseraufbereitung tätigen Töchter der SH+E Gruppe in der Insolvenz und dem Rating-Downgrade auf nur noch CC steht Rena auf wackeligen Füßen. Und der gestrige massive Kursverfall spricht Bände: Offenbar scheint der Markt trotz eingeleiteter Gegenmaßnahmen nicht mehr an einen Turnaround zu glauben und dementsprechend ein weiteres Ausfallszenario einzupreisen. Zudem ist das aus der Erfahrung anderer distressed Bonds in der Regel der Vorlauf schon Besserwissender zur finalen Ad-hoc-Meldung. In Kürze sollte und muss Rena hier für Klarheit sorgen. Lesen Sie die jüngsten Beiträge zu Rena im Rückblick.

Ebenfalls auf der gestrigen Verliererliste im Entry Standard zu finden, war der 182,5-Mio.-EUR-Bond (2012/17) der Scholz AG. Offizielle News zum aktuellen Stand der Konzernrestrukturierung gab es zwar nicht, aber in Kürze, am 8. März, ist die zweite 8,5%-Kuponzahlung über 15,5 Mio. EUR fällig. Laut Scholz ist die Zinszahlung in der Liquiditätsplanung berücksichtigt – wir werden sehen! Aufwärts ging es dagegen für die Schuldverschreibungen von Travel24 (+6% ggü. Vortag) und Singulus Technologies (+1%). Der Spezialmaschinenbauer veröffentlichte in der Vorwoche vorläufige 2013er-Jahreszahlen, woraufhin das Analysehaus Warburg Research das Kursziel für Singulus-Aktien anhob.

Mit deutlichen Kursverlusten verabschiedeten sich gestern auch die Bonds der Reiff-Gruppe (-6%) und Ekotechnika (-5%) aus dem Mittwochshandel im Stuttgarter Bondm. Der Reifenhändler Albert Reiff hatte zuletzt den Verlust seines Investment Grade-Ratings zu verkraften. Um zwei Stufen von zuvor BBB- (watch) auf jetzt nur noch BB (watch) senkte Creditreform das Konzernrating. Zu Wochenbeginn informierte Reiff, dass sich der Jahresumsatz der Gruppe um 4% auf 509 Mio. EUR zum Vorjahr reduzierte. Hintergrund seien die fallenden Preise und die Überkapazitäten im Reifenmarkt. Sondereffekte, die sich 2014 nicht wiederholen werden, der starke Margendruck im Reifengroßhandel und auslaufende Serienteile im Bereich Elastomertechnik hätten das Jahresergebnis zudem belastet. Nach Steuern fuhren die Reutlinger einen Konzernverlust von etwa -8,7 Mio. EUR (Vorjahr 0,6 Mio. EUR) ein.

Ohne neue News dafür zur Abwechslung aber mit Kursgewinnen meldeten sich gestern die Mode-Bonds von Strenesse (+10%) und Rena Lange (+3%) zurück auf den Anleihen-Laufsteg. Die in Sippenhaft genommene Rena Lange Holding GmbH berichtete am Montag über den aktuellen Stand der Geschäftsentwicklung. Danach arbeite das Mode-Label derzeit mit Hochdruck an der Umsetzung weiterer Expansionsziele, speziell am Ausbau der Herbst/Winter Kollektion 2014. Auch der aktuelle Abverkauf der Frühjahr/Sommer Kollektion liege derzeit über den Vorjahreszahlen. Für 2013/14 geht die Modefirma neben Umsatzerlösen zwischen 30 und 32 Mio. EUR dennoch von einem negativen Jahresergebnis von bis zu 1 Mio. EUR aus. Darin seien Einmaleffekte für die Begebung der 8%-Anleihe (2013/17) sowie die Transaktionskosten für die St.-Emile-Übernahme enthalten.

Kurse der genannten Mittelstandsanleihen finden Sie hier. Zum BondGuide-Musterdepot geht’s hier.

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