Anleihen heute im Fokus: Zamek, Golden Gate, Bastei Lübbe

Nach der Insolvenz sollen die Zamek-Bondholder die
Suppe auslöffeln?! Foto @ Zamek-Gruppe

Schlechte Kost gab es zuletzt für die Inhaber der Zamek-Anleihe. Laut Insolvenzbericht können die Gläubiger des Suppen- und Brühwürfelherstellers ihre offenen Forderungen wohl weitestgehend abschreiben – die jetzt in Aussicht gestellte Insolvenzquote belaufe sich nur auf etwa 1%. Hoffnung haben dagegen die Anleihegläubiger der insolventen Golden Gate GmbH: Der gestern zur Verfahrenseröffnung vom Amtsgericht München bestätigte Insolvenzverwalter Axel W. Bierbach schätzt die Befriedigungsaussichten nach wie vor mit gut ein.

Abgekocht & abserviert? – So oder so ähnlich dürften sich die Inhaber der ausstehenden 7,75%-Unternehmensanleihe (2012/17) über nominal 45 Mio. EUR der Günther Zamek Produktions- und Handelsgesellschaft mbH & Co. KG fühlen, nachdem u.a. das Handelsblatt und FINANCE berichteten, dass den Bondholdern von der Insolvenzverwaltung um Verwalter Dr. Christoph Niering lediglich eine Befriedigungsquote von 1% ihrer offenen Forderungen in Aussicht gestellt wird. Die Situation habe sich dem Vernehmen nach insbesondere in den vergangenen Wochen dramatisch verschlechtert. Nach dem PE-Investor Dricon Capital drei operative Töchter des Düsseldorfer Suppen- und Brühwürfelherstellers übernommen hatte, war noch von einer Insolvenzquote von um die 20% die Rede. Offenbar flossen aus dem Distressed M&A-Deal aber nur etwa 1,2 Mio. EUR zurück in die klamme Zamek-Kasse. Die dort bilanzierte Verschuldung liege laut Insolvenzbericht aber inzwischen bei etwa 76 Mio. EUR.

Damit dürften nun die Anleiheinhaber die Suppe auslöffeln. Ein letzter, wenn auch vergleichsweise unrealistischer Hoffnungsschimmer für die Gläubiger dürfte demnach nur noch sein, dass der Insolvenzverwalter seine Forderung gegenüber der ehemaligen Geschäftsführung durchsetzt: Danach werden von der damaligen Geschäftsführung, im Einzelnen von Petra Zamek, Michael Krüger und Bernhard Zamek, gesamtschuldnerisch insgesamt über 55 Mio. EUR zurück beansprucht, weil sie die Mittel aus der Anleihe ungesichert an die Tochtergesellschaften weitergegeben haben sollen. Zweifelhaft sei jedoch, ob und in welcher Höhe die in Anspruch genommenen ehemaligen Zamek-Geschäftsführer wirtschaftlich überhaupt in der Lage wären, der Forderung nachzukommen.

Das Amtsgericht München hat am Dienstag das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Golden Gate GmbH eröffnet. Zum Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt und vorläufiger Verwalter Axel W. Bierbach von der Kanzlei Müller-Heydenreich Bierbach & Kollegen bestellt. Das Verfahren werde nun mindestens zwei bis drei Jahre andauern. Die Befriedigungsaussichten schätzt Bierbach aber nach wie vor mit gut ein. Im Zuge der vorläufigen Verwaltung seien bereits zwei Immobilien auf Sylt und in Hamburg veräußert worden. Im eröffneten Verfahren sollen nunmehr auch die beiden ehemaligen Bundeswehrkrankenhäuser in Leipzig und Amberg sowie die Liegenschaft in Brandenburg bestmöglich verkauft werden. Der avisierte Abverkauf dieser Immobilien werde indes weiterhin mit Sanierungsgeschäftsführer Dr. Hans Volkert Volckens in enger Zusammenarbeit mit der Insolvenzverwaltung organisiert und verantwortet.

investoren_eckdaten_Golden_Gate_Bilanzwerk_enttäuschtDie Gläubiger der Anfang Oktober 2014 offiziell ausgelaufenen 6,5%-Schuldverschreibung über nominal 30 Mio. EUR müssen ihre Forderungen nicht selber oder über einen anwaltlichen Vertreter zur Insolvenztabelle anmelden. Das werde vom gemeinsamen Anleihevertreter, dem Sanierungsspezialisten One Square Advisory, übernommen. Unterdessen werde eine erste Abschlagszahlung an die Gläubiger frühestens mit Verkauf der Immobilien in Leipzig oder Amberg möglich sein, so die Verwaltung weiter. Die auf Gesundheits- und Wohnimmobilien spezialisierte Gesellschaft hatte am 2. Oktober 2014 einen Insolvenzantrag wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung gestellt. Zuletzt in den BondGuide-News …

basteilübbeDie Bastei Lübbe AG baut die Digitalisierung ihrer Medieninhalte aus: Danach beabsichtigt das Kölner Medien- und Verlagshaus, seine Bestseller, Romanserien und Hörbücher künftig im Abo anzubieten. Ab kommendem Jahr sollen Leser über die Online-Plattform Beam Inhalte streamen können. „Das haben wir uns ein bisschen von Netflix abgeguckt“, sagte Bastei-Lübbe-Chef Thomas Schierack dem Handelsblatt am Dienstag. Durch das Abo-Prinzip, das neben einer webfinanzierten Version in Form einer kostenpflichtigen Flatrate angeboten wird, sollen bis 2020 24 Mio. gewonnene Nutzer in aller Welt rund 400 Mio. EUR zum Umsatz beitragen. Nach Abzug von Lizenzen und Ausschüttungen an Partner sollen davon bis zu 100 Mio. EUR in die eigene Firmenkasse fließen. Zunächst trete der Verlag aber in Vorleistung: In den kommenden zwei Jahren seien Ausgaben von 15 bis 20 Mio. EUR kalkuliert – 4 bis 4,5 Mio. EUR für den Aufbau der Plattform, einiges für Inhalte und der große Rest fürs internationale Marketing. Ab 2016 sollen Inhalte dann auf Deutsch und Englisch erscheinen, ab 2017 auch auf Spanisch und Portugiesisch, ab 2018 auf Mandarin. Bastei Lübbe in den News …

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