Anleihen heute im Fokus: Rena, Scholz, Deutsche Forfait, Strenesse, NZWL

Panthermedia/Sascha Burkard

Zum Wochenstart dominierten die Bonds der üblichen Verdächtigen wie Scholz, Rena und Deutsche Forfait das Handelsgeschehen. Ebenfalls unter den Tops- und Flops waren die Schuldverschreibungen von Golden Gate, Travel24 sowie die Insolvenztitel von FFK und hkw. Für Strenesse nähert sich mit der am Donnerstag stattfindenden Gläubigerversammlung die Stunde der Wahrheit. Schließlich gab es mit Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig das erste echte IBO einer Mittelstandsanleihe im neuen Jahr.

Mit Tagesverlusten von jeweils über einem Fünftel wurden die ausstehenden Unternehmensanleihen der Rena GmbH im gestrigen Handelsverlauf vom Markt erneut zum Abschuss freigegeben. Grund: Die Ratingagentur Euler Hermes überprüft derzeit die Einstufung der Rena GmbH und setzt das Rating auf „B, Watchlist negativ“. Laut Euler Hermes haben sich die Risiken für den Maschinen- und Anlagenbauer im laufenden Quartal weiter erhöht, wodurch, aufgrund erhöhter Finanzierungsrisiken, eine negative Entwicklung des Ratings als durchaus wahrscheinlich gilt. Detaillierte Informationen zur Bewertung der aktuellen Situation seien derweil von Rena angefordert worden. Unterdessen scheinen Marktteilnehmer neues Unheil zu erwarten und warfen in weiser Voraussicht – der Markt hatte zuletzt vor allem bei drohenden „Bad News“ ein besonderes Gespür – entsprechende Rena-Anleihen aus ihren Depots. Fortsetzung folgt…

Getreu seinem operativen Geschäft präsentierte die Scholz AG wie vorab angekündigt gestern schrottreife 2013er-Jahreszahlen. Darin weist der Schrott- und Metallrecycler auf Basis vorläufiger, nicht geprüfter Zahlen bei einem Tonnage-Output von 8,63 Mio. Tonnen (-14,4% ggü. Vj.) einen Konzernerlös von 3,75 Mrd. EUR (-20%) aus. Konzern-EBITDA und EBIT beliefen sich auf 125 Mio. EUR (-31%) und 52 Mio. EUR (-50%). Unterm Strich ergab sich aufgrund von Wertberichtigungen und weiterer Belastungen aus dem Restrukturierungskonzept ein vorläufiger Konzernverlust von über 314 Mio. EUR. Laut Scholz sei Umsatz- und Ertragslage 2013 erneut durch ein sehr schwieriges Umfeld im europäischen Schrott- und Stahlmarkt sowie durch die eingeleitete, tiefgreifende Restrukturierung und Neuausrichtung des Unternehmens geprägt gewesen.

Unterdessen seien sämtliche bekannte Wertkorrekturen aus der Restrukturierung und aus Verlustrisiken im Jahresabschluss vor(weg)genommen worden. Das Eigenkapital sank daraufhin auf ca. -13 Mio. EUR (31.12.12: ~ 300 Mio. EUR). Erhebliche stille Reserven im Beteiligungsportfolio und Anlagevermögen der Scholz Gruppe würden den aktuellen buchtechnischen Eigenkapitalausweis aber relativieren. Die Finanzverbindlichkeiten (Bankkredite, Anleihe und Schuldscheindarlehen) lagen Ende 2013 bei rund 1,10 Mrd. EUR (+5%). Es sei unverändert vorgesehen, die Finanzverschuldung u.a. durch Desinvestments bis 2015 auf ca. 700 Mio. EUR zu drücken. Die am 8. März fällige 8,5%-Kuponzahlung über 15,5 Mio. EUR für die Scholz-Anleihe (2012/17) über 182,5 Mio. EUR sei nach wie vor in der Liquiditätsplanung berücksichtigt. Auch befinde sich der Investorenprozess in einem fortgeschrittenen Stadium – Restrukturierung also (noch) auf Kurs?

Nicht nur auf der US-amerikanischen OFAC-Blacklist sondern auch bei Anleiheinvestoren ganz oben auf der Verkaufsliste stand zum Wochenauftakt der 7,875%-Bond (2013/20) des Spezialisten für Außenhandelsfinanzierung DF Deutsche Forfait. Hintergrund: Nachträglich sei das Ergebnis 2013 durch die Aufnahme der Gesellschaft auf die Sanktionsliste des US-amerikanischen Office of Foreign Assets Control (OFAC) belastet, so die DFAG Anfang letzter Woche. Schlimmer jedoch: Die OFAC wirft der DF Deutsche Forfait vor, gegen die Handelssanktionen gegen den Iran verstoßen zu haben, was die Gesellschaft natürlich zurückweist. Auf der offiziellen Website der OFAC findet sich neben der DFAG auch der Name von Vertriebsvorstand Ulrich Wippermann. Scope hat indes bereits reagiert und das Rating (bisher BB+) auf „under review“ für eine mögliche Herabstufung gesetzt. Bestenfalls geht es mehrere Noten nach unten, schlechtestenfalls lässt Scope gleich ganz die Finger von der DFAG, denn an solch einem heißen Eisen kann man sich nur verbrennen. Der Markt scheint das ähnlich zu sehen und schickte die 30-Mio.-EUR-Anleihe gestern erneut auf Talfahrt: -10% auf 58,70%.

Ohne neue offizielle News ging es am gestrigen Handelstag für die Schuldverschreibungen von Golden Gate (-9%) und Travel24 (-7%) bergab. Nachrichtentechnisch zwar ebenfalls unauffällig, dafür aber kurstechnisch mit Nachdruck: die Anleihen von FFK Environment (+39%), hkw personalkonzepte (+17%) – am 24. Februar findet die Anleihegläubigerversammlung statt – und Hallhuber (-3%).

Kommenden Donnerstag, am 20. Februar, findet die Gläubigerversammlung für die Inhaber der 12-Mio.-EUR-Anleihe der Strenesse AG statt. Auf dieser möchte das Mode-Label seinen eigentlich in Kürze auslaufenden Bond „verlängern“ um weitere drei Jahre – dafür jedoch werden entsprechende Beschlüsse der Anleihegläubiger benötigt. Dass die zustande kommen, ist nicht so abwegig wie im Vorfeld zu vermuten: Strenesse war 2013 eine Privatplatzierung an institutionelle Investoren und kein öffentliches Angebot. Der Streubesitz und damit die Stimmverhältnisse dürften überschaubar geblieben sein selbst nach der Notierungsaufnahme. Dass die erforderliche Quote auf der ersten (von zwei möglichen) Versammlungen erreicht wird, ist mithin natürlich keineswegs sicher – ein zweiter Termin ist offiziell nicht angesetzt. Die Anmeldung mit Hinterlegungsbescheinigung endete übrigens am Montag. Unterdessen machen Bondinhaber erste eigene Vorschläge zur Anleihenrefinanzierung.

Und noch eine Neuemission: Mit der neuen Unternehmensanleihe der Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH (NZWL) setzte die erste echte Neuemission des Jahres im Rekordtempo an den Bondmarkt um. Ausgegeben wurde ein Anleihevolumen von 25 Mio. EUR. Angesichts des raschen Ausverkaufs wird die Einbeziehung des fünfjährigen 7,5%-Wertpapiers (2014/19) in den Entry Standard für Anleihen auf den 19. Februar vorgezogen, Ausgabe- und Emissionsvaluta bleibt der 4. März. Das Unternehmensrating wurde auf BB- (CR) festgesetzt.

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