Anleihen am Mittag im Fokus: Air Berlin, PNE, RENA, Scholz, Adler, Dürr, SeniVita

Zum Wochenauftakt gingen Anleihen und Aktie von Air Berlin in den Sturzflug über – der Markt spekuliert über ein bevorstehendes Auschecken von der Börse. Unterdessen präsentierten PNE Wind und Singulus ihre 2013er-Jahresergebnisse. Auch am Primärmarkt für Bondneuemissionen gibt es mit Adler Real Estate, Dürr, DEWB und – ganz frisch – mit SeniVita mal wieder handfeste Neuigkeiten.

Zu Wochenbeginn weiterhin im Sinkflugmodus sind die ausstehenden Bonds und die im SDAX notierte Aktie von Air Berlin. Nachdem Deutschlands zweitgrößte Fluglinie die ursprünglich für den 20. März geplante Bilanzpressekonferenz vorige Woche mit der Begründung, derzeit an Maßnahmen zur Rekapitalisierung zu arbeiten, erneut auf nun bis spätestens Ende April verschoben hatte, reißen die Spekulationen nicht ab: Medienberichten zufolge seien sich Insider sicher, dass Großaktionär Etihad die seit Jahren defizitäre Airline tatsächlich von der Börse nehmen, im Zuge dessen die Kleinaktionäre abfinden und zusammen mit deutschen Investoren die Führung bei Air Berlin übernehmen werde. In diesem Zusammenhang sei bereits jetzt absehbar, dass der Konzernumbau Air Berlin von Grund auf verändern werde: „Die Linie wird saniert, geschrumpft und zu einer Abteilung im Etihad-Konzern – nur der Name bleibt noch, vorläufig“, kommentiert ein Insider.

Mit deutlich Rückenwind verzeichnete die PNE Wind AG 2013 das erfolgreichste Geschäftsjahr ihrer Unternehmensgeschichte. Bei einem Umsatzplus von 70% auf 144 Mio. EUR erwirtschaftete der Windparkprojektierer ein Konzern-EBIT von 45 Mio. EUR (+121% ggü. Vj.). Vor Steuern (EBT) verdienten die Cuxhavener mit rund 36 Mio. EUR ebenfalls mehr als doppelt so viel als noch vor einem Jahr, die Gesamtleistung belief sich auf 162 Mio. EUR (+72%). Bei einer soliden EK-Quote zum Jahresende von gut 35% (31.12.12: 47,5%) kletterte die Nettoverschuldung auf über 134 Mio. EUR (Vj.: 39,3 Mio. EUR), in der Konzernkasse befanden sich liquide Mittel von 77,4 Mio. EUR nach 36,6 Mio. EUR im Vorjahr.

„2013 war nicht nur finanziell ein herausragendes Jahr der PNE Wind AG, sondern auch ein Jahr, in dem wir die Basis für die weitere Entwicklung gelegt haben. Mit der erfolgreichen Platzierung einer Prime-Standard-Anleihe im Volumen von 100 Mio. EUR wurden die Übernahme von rund 83% der Anteile an der WKN AG sowie der Kauf von drei teilweise entwickelten Offshore-Projekten möglich“, fasst CEO Martin Billhardt zusammen. Operativ ist die Gruppe dynamisch in das Geschäftsjahr 2014 gestartet: In Deutschland werden derzeit Windparks mit rund 100 MW Nennleistung gebaut. Weitere Projekte befänden sich zudem im Genehmigungsverfahren. Als Gruppe projektieren PNE und WKN jetzt Windparks in 14 Ländern. Im Offshore-Bereich entwickelt PNE gegenwärtig sechs eigene Projekte.

Zum Mittag auf der Gewinnerliste befinden sich die Schuldverschreibungen der RENA GmbH. Das Amtsgericht Villingen-Schwenningen gab mit Beschluss vom 26. März dem Antrag der RENA GmbH auf Einleitung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung (gemäß § 270a InsO.) statt. Zum vorläufigen Sachwalter bestellte das Gericht den Sanierungsexperten Dr. Jan Markus Plathner von der Kanzlei Brinkmann & Partner. Er hat die Aufgabe, die wirtschaftliche Lage des Unternehmens zu prüfen und die Geschäftsführung sowie die Ausgaben im Interesse der Gläubiger zu überwachen. Der Geschäftsbetrieb einschließlich sämtlicher Arbeitsverhältnisse bei der RENA GmbH und den übrigen Gesellschaften der Gruppe laufe unterdessen unverändert weiter. Bei RENA sind die Würfel am vergangenen Mittwoch endgültig gefallen: Der angeschlagene Maschinenbauer flüchtete daraufhin in die Insolvenz (BondGuide berichtete).

Ebenfalls zum Wochenauftakt mit Kursgewinnen können die im Entry Standard für Anleihen gelisteten Bonds von Scholz (+6% ggü. Freitag), Berentzen (+3%) und Karlsberg (+2%) aufwarten. Unter den Tagesverlierern im Frankfurter Mittelstandssegment finden sich zur Stunde u.a. die Anleihen von gamigo (-4%), MIFA (-4%) und Laurèl (-3%).

Neuemissionen kurz notiert
Die SeniVita Sozial gGmbH beabsichtigt zur weiteren Stärkung der Eigenkapitalbasis und zur Wachstumsfinanzierung die Ausgabe eines börsennotierten Genussscheins. Wie der Betreiber von Alten- und Pflegeheimeinrichtungen mitteilte, soll die Platzierung an der Frankfurter Börse noch im zweiten Quartal stattfinden. Konkrete Details zur Ausgestaltung der Emission sind dagegen noch nicht bekannt. „Es gibt einen großen Bedarf an Pflegeeinrichtungen nach unserem neuen Konzept AltenPflege 5.0. Hier bauen wir in den nächsten Jahren unser Angebot in Bayern weiter aus. Um dies auf einer starken Eigenkapitalbasis tun zu können, wollen wir das Instrument eines börsennotierten Genussscheins nutzen, der für uns als gemeinnütziges Unternehmen die beste Lösung darstellt“, erläutert SeniVita-Gründer und -geschäftsführer Dr. Horst Wiesent das geplante Emissionsvorhaben.

Unterdessen sammelte die auf Wohnimmobilien spezialisierte Adler Real Estate AG via Safe-IBO 50 Mio. EUR an neuen Investorengeldern ein. Platziert wurde eine neue fünfjährige Schuldverschreibung mit einem halbjährlich fälligen 6%-Kupon. Ebenfalls über eine reine Privatplatzierung beabsichtigt die Deutsche Effecten- und Wechsel-Beteiligungsgesellschaft AG in Kürze bis zu 10 Mio. EUR an neuen Anleihegeldern einzunehmen. Die Erstemission, die Institutionellen voraussichtlich am 7. April angeboten werden soll, ist auch mit einem 6%-Kupon und einer fünfjährigen Laufzeit ausgestattet (zum Beitrag).

Am vorigen Donnerstag gab die Dürr AG die erfolgreiche Platzierung eines neuen Corporate Bonds über 300 Mio. EUR bekannt. Die nicht nachrangige, ungeratete Anleihe bezahlt einen jährlichen Kupon von 2,875% und wird nach sieben Jahren im April 2021 endfällig. Emissionsstart im regulierten Markt der Luxemburger Börse sowie voraussichtlich im Freiverkehr inländischer Börsen ist für kommenden Donnerstag, den 3. April, vorgesehen (zur News).

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