Anleihe von Werder Bremen nunmehr konkret

Die Hanseaten haben es nunmehr semi-offiziell gemacht: Werder Bremen kommt mit einer Anleihe-Emission via öffentlichem Angebot.

In den letzten Wochen waren bereits entsprechende Gerüchte durchgesickert bzw. nach Durchführung einer institutionellen Platzierung konnte Werder Bremen mit seinen Plänen nicht länger hinter dem Berg halten. Werder-Chef Klaus Filbry sprach bereits mit mehreren Medien, die FAZ sowie die gewohnt Werder-nahe ‚Deichstube‘ berichteten bereits gestern Abend.

So wurde dem Vernehmen nach in den vergangenen Wochen bereits eine erste Anleihetranche institutionell bei größeren Investoren sowie im Umfeld Werder Friends & Family platziert, Mindestzeichnung wie gewohnt die vorgeschriebenen 100 TEUR.

Mit einem Zielvolumen von maximal 30 Mio. EUR geht also jetzt die zweite Hälfte des Zielvolumens ins öffentliche Angebot für alle interessierten Anleger. Die Stückelung liegt bei 1.000 EUR.

Angesichts einer Bookbuilding-Spanne von weiten 6,0 bis 7,5% p.a. waren sich offenbar weder Vereinsführung noch die involvierten Dienstleister, u.a. Bankhaus Lampe, sicher, was sie erwarten durften. Üblich ist eine Spanne von 50 Basispunkten, also einem halben Prozentpunkt.

Die konkreten Details zur Werder-Anleihe dürften in den nächsten Werktagen erfolgen, spätestens aber mit Antrag auf Einbeziehung in den Börsenhandel. Der für ein öffentliches Angebot erforderliche Wertpapierprospekt dürfte in den finalen Abstimmungsschleifen bei der BAFin sein.

Bereits letzte Saison hatte Werder mit einem Minus von knapp 24 Mio. EUR gerade so über die Bühne gebracht. Das wirtschaftliche Eigenkapital liege ähnlich wie bei Schalke schon vor einigen Jahren rechnerisch im Minusbereich. Ein Transferüberschuss im Sommer ist also Pflicht.

Der Unterschied zwischen einer Mittelstandsanleihe, genauer: KMU-Anleihe, und einer Fan-Anleihe liegt auf der Hand. Eine KMU-Anleihe ist per heute ein etabliertes Kapitalmarktprodukt für sowohl private als auch institutionelle Investoren, eine Fan-Anleihe gilt als Verzweiflungsmaßnahme und letzter Notnagel, wenn gar nichts anderes mehr zur Verfügung steht.

Bei einigen Clubs wie z.B. dem HSV, Köln oder Schalke (2010) ging das sogar noch gut – aber eine Sondersituation wie seit März 2020 ist wahrscheinlich mit keiner Mismananagementkrise der Vergangenheit vergleichbar und die Fehlbeträge um einiges happiger. Alemannia Aachen versuchte 2008 auch ihr Glück über die sog. Tivoli-Anleihe, trotzdem folgte wenige Jahre später die Insolvenz. Fairerweise sollte erwähnt werden, dass Anleger damals unabhängig von der Definition der Kreditart leer ausgegangen wären.