Musterdepot-Update: Filz

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Die temporäre Inflation geht schneller zurück, als sich die meisten dies vor Monaten vorgestellt haben. Das wird Auswirkungen haben.

Zuletzt weniger als 4% Preissteigerung laut Daten dieser Woche. Wieviel fordert doch gleich die GDL mehr an Lohnsteigerungen und ist bereit, für diese unverschämten Forderungen sogar auf die Barrikaden zu gehen?

Menschen neigen dazu, aktuelle Trends notorisch zu überschätzen. Wir wissen doch alle, wo die Zweitrundeneffekte bei Lohnsteigerungen ankommen. Ich bin auch dafür, dass Lokführer angemessen verdienen, da ich Ihnen mehrfach wöchentlich mein Leben anvertraue. Erhöht die Bahn die Löhne um 10%, steigen die Ticketpreise um 15%. Der Rest versifft in der Bürokratie eines Staatskonzerns und den Kosten für… eben die Gewerkschaften.

Das Hoch bei den Zinsen dürfte damit ziemlich definitiv erreicht sein. Die meisten dürften wiederum unterschätzen, wie schnell es von hier aus abwärts gehen könnte. Bei Technologiekomponenten wie auch solchen im Bereich erneuerbarer Energien ist sogar schon hier und dort von deflationären Tendenzen die Rede gewesen.

Und damit auch ein Wort zu Europas vermeintlichem ‚kranken Mann‘ Deutschland. Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich. Die Ausgangslage erinnert an vor 20 Jahren. Selbes Schlagwort. Deutschland ging als ohnehin größte Volkswirtschaft Europas als Wachstumslokomotive hervor.

Ich prognostiziere, dass es auch dieses Mal so sein wird: Die Preissteigerung in Deutschland wird die unserer europäischen Nachbarn wie vor zwei Jahrzehnten unterbieten, was de facto auf eine innerdeutsche Währungsabschwächung hinausläuft, obwohl wir uns alle unter einem vermeintlich einheitlichen europäischen Währungsdach befinden. Der Standort Deutschland wird günstiger, unsere Anrainerstaaten teurer. Relativ. Prof. Dr. Hans Werner Sinn hat mir das 2012 einmal persönlich bei einem Event an unserer damaligen Büroadresse erläutert und ich erinnere mich noch gut an diese Lehrstunde in Ökonomie und globalem Weitblick.

Seither sind meine monatlichen Prognosen für das ZEW viel näher an der Realität als der Konsens, den ich dann wenige Tage später veröffentlicht sehe.

Schlechtes Timing für alle Emittenten, die gerade jetzt eine Folgeanleihe begeben. Es besagt aber auch: Wer nicht unbedingt muss, sollte vielleicht noch ein halbes Jahr warten. Der Unterschied im Kupon könnte bereits deutlich sein. Vor allzu frühzeitigen Refinanzierungen sei daher gewarnt – ohne natürlich auf den letzten Drücker zu setzen, denn das geht auch zu oft nach hinten los.

In den vergangenen Tagen gab es nochmals einen ziemlichen Schub an Neunmonatszahlen. Auch zu denjenigen Emittenten aus dem Musterdepot sei daher am einfachsten auf unsere Online-Rubrik verwiesen.

Die mit Abstand höchste Nachrichtenfrequenz hat ganz zweifellos Beteiligungsholding Mutares. Bei mehr als einem Dutzend Übernahmen sowie dann und wann eine lukrative Veräußerung hört man mindestens 15 Male im Jahr von den Münchnern.

Ausblick
Keinerlei Handlungsbedarf aktuell. Unsere wesentlichen Kernpositionen sind übergewichtet, namentlich 4finance, Mutares, Katjes, DEAG. Alle anderen Positionen laufen unter ‚Ergänzungen‘ bzw. Spekulationen. Von Letzteren lassen wir künftig die Finger. Die 6,5% Minus dieses Jahr gehen zum Großteil auf Cardea sowie die empörende Insolvenz der Euroboden.

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