
Der US-Dollar und sein Status als Reservewährung stehen in diesen Tagen besonders unter Druck. Larry Fink, der CEO von Black Rock, dem weltweit größten Asset-Manager, drückt es in seinem kürzlich erschienen Brief an die Aktionäre drastisch aus: „Die Position des Dollars als globale Reservewährung ist nicht garantiert.“ Und: „Wenn die USA ihre Schulden nicht in den Griff bekommen, wenn die Defizite weiter anschwellen, riskiert Amerika, diese Position an digitale Vermögenswerte wie Bitcoin zu verlieren.” Der aktuelle Marktkommentar von Johanna Belitz, Valour:
Was wie ein Tabubruch klingt, hat durchaus Substanz. Denn Finks Warnung fällt nicht zufällig in eine Zeit, in der die Popularität des Bitcoin enorm steigt und die USA gleichzeitig mit einer historisch hohen Staatsverschuldung, Handels-Konflikten und einem schleichenden Vertrauensverlust gegenüber dem US-Dollar zu kämpfen hat. Dabei ist die Schwäche der globalen Leitwährung gar nicht mal so überraschend, hat der Abwärtstrend doch bereits vor rund zwanzig Jahren eingesetzt. So ist laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) der Anteil des Greenback an den weltweiten Währungsreserven in diesem Zeitraum von 70 auf derzeit rund 58% gesunken. Doch wenn der US-Dollar seinen Status als sicheren Hafen verliert, wie kann Bitcoin hier Abhilfe schaffen?
Bitcoin ist eine perfekte Ergänzung für Währungsreserven
Während der langfristige Status des US-Dollars als Weltreservewährung durchaus vor Herausforderungen stehen könnte, ist er derzeit nicht unmittelbar bedroht. Dennoch beginnen einige Nationalstaaten, alternative Vermögenswerte wie Bitcoin als Teil ihrer Reserve-Strategie zu prüfen. Auch wenn Bitcoin den US-Dollar in absehbarer Zeit wohl nicht ersetzen wird, können Regierungen erste Schritte unternehmen, indem sie einen Teil ihrer Reserven als Absicherung darin investieren.
Die Vereinigten Staaten selbst halten eine beträchtliche Menge an Bitcoin – Berichten zufolge über 200.000 BTC –, die größtenteils durch Beschlagnahmungen im Zusammenhang mit strafrechtlichen Verfahren erworben wurden. Bei einem Preis von etwa 77.000 US-Dollar pro Bitcoin entspräche dies einem Wert von über 15 Mrd. US-Dollar. Angesichts der Tatsache, dass die Gesamtmenge an Bitcoin auf 21 Millionen begrenzt ist, repräsentiert der Bestand der US-Regierung etwa 1% aller Bitcoins, die jemals existieren werden.
Die Währungsreserven eines Landes sollen unter anderem in Krisenzeiten als Puffer dienen, internationale Zahlungsverpflichtungen absichern und das Vertrauen in die wirtschaftliche Stabilität des Landes erhalten. Gold etwa hat deshalb in nahezu jeder nationalen Reserve einen festen Platz – neben stark nachgefragten Währungen wie dem US-Dollar. Und das aus gutem Grund: Das Edelmetall bietet in Krisenzeiten Liquidität und kann jederzeit als Zahlungsmittel eingesetzt werden. Was die USA in den vergangenen Monaten erkannt haben: Was für Gold gilt, gilt auch für Bitcoin.
Ebenso wie Gold ist die beliebte Kryptowährung nur begrenzt verfügbar, mehr als 21 Millionen Bitcoin wird es nicht geben. Die Menge an Bitcoin lässt sich also im Gegensatz zu Fiatwährungen wie dem US-Dollar nicht durch Nachdrucken einfach verwässern. Daher gilt der Bitcoin vielen Anlegern wie Gold als Inflationsschutz. Ähnlich wie das gelbe Edelmetall lässt sich Bitcoin zudem als Zahlungsmittel einsetzen. Und glänzt dabei mit weiteren Vorteilen gegenüber Gold: Durch die Blockchain ist Bitcoin technologisch sicher und schnell handelbar, es kann ohne großen Aufwand und mit nur geringen Kosten online gekauft und getauscht werden. Darüber hinaus ist Bitcoin zensurresistent, die Blockchain ist dezentral, Währungsinstitutionen wie Zentralbanken haben keine Kontrolle über die digitale Währung. All diese Vorteile machen Bitcoin zur perfekten Ergänzung für weltweite Währungsreserven.
Auch andere Nationen sind gut beraten, das digitale Gold in ihre Reserven aufzunehmen. Denn der US-Dollar könnte als Devise zunehmend zur Belastung der eigenen nationalen Währungsreserve werden. Kern des Problems: die Schulden der Vereinigten Staaten. Mit über 34 Billionen Dollar Staatsverschuldung bewegen sich die USA auf einem fiskalischen Pfad, der immer schwerer zu legitimieren und – vor allem – zu beherrschen ist. Die jährlichen Zinszahlungen haben bereits das Verteidigungsbudget überholt. Neue Schulden werden nicht mehr zur Finanzierung von Investitionen aufgenommen, sondern dienen zunehmend der Bedienung alter Schulden.
Portfolios als Vorbild: Währungsreserven brauchen Diversifikation
Der Status des US-Dollars als globale Reservewährung basiert vor allem auf Vertrauen – in die politische Stabilität, in die Kreditwürdigkeit, in die Führungskraft der Vereinigten Staaten. Doch dieses Vertrauen steht zunehmend infrage. Geopolitische Spannungen, Zoll-Konflikte und eine aggressive Handelspolitik sowie die expansive Geldpolitik der vergangenen Jahre säen weltweit Zweifel an der Stabilität des Greenback. Ähnlich wie Investoren sollten auch Staaten darüber nachdenken ihr “Portfolio”, sprich ihre Währungsreserven, zu diversifizieren, um Risiken zu managen.
Klar ist: Bitcoin wird nicht über Nacht den US-Dollar als Reservewährung ersetzen. Aber er wird zunehmend als Alternativwährung und als echte Option für Währungsreserven wahrgenommen. Wenn der US-Dollar unter der Last der Schulden und aggressiven Handelspolitik zu schwanken beginnt, könnte Bitcoin zum stabilisierenden Gegenpol werden. Die Worte von Blackrock-CEO Larry Fink sind daher kein Weckruf, sie sind vielmehr eine Bestandsaufnahme. Und vielleicht auch eine Vorhersage.
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