„Prognosen bewusst konservativ aufgesetzt“

Der bisher als Online-Reiseportalbetreiber bekannte Konzern Travel24 beabsichtigt einen Abstecher in die Budget Design Hotellerie („2 ½ Sterne“). Mit Hilfe des Emissionserlöses von geplanten 25 Mio. EUR stehen mehrere Hotelobjekte im Rahmen eines Sale & Lease Back auf der Agenda der Leipziger. Über die Pläne wie auch die Anleiheemission sprach BondGuide mit Vorstandssprecher Armin Schauer und Daniel Kirchhof vom Mehrheitsaktionär Unister.
 

Interview mit Armin Schauer, CEO Travel24.com AG, und Daniel Kirchhof, Aufsichtsratsvorsitzender, Unister Grupp

BondGuide: Herr Schauer, Herr Kirchhof, inwiefern fiel die Wahl auf den Entry Standard Frankfurt? Als in Leipzig ansässiges Unternehmen hatten Sie ja freie Auswahl ohne Regionalkolorit.
Schauer
: Das lag für Travel24 als bereits im Prime Standard aktiennotierten Unternehmen aus unserer Sicht am nächsten. Gegen z.B. den Stuttgarter Bondm sprach, dass sich dort vor allem viele Unternehmen aus dem Bereich erneuerbarer Energien angesiedelt haben. Im Bereich der Wachstumsunternehmen fänden wir uns im Entry Standard mit der Anleihe gut aufgehoben.

BondGuide: Mit einem Kupon von 7,5% liegt Travel24 im Mittelfeld. Wie ergab sich die Entscheidungsfindung hier?
Schauer
: Das ist die Kuponhöhe, die sich in Rücksprache, mit vielen Seiten natürlich und über die letzten Wochen hinweg, letztlich herauskristallisiert hat. Die Höhe des Kupons halten wir auch für gegenwärtig marktkonform.



BondGuide: Eine Peergroup zum Vergleich existiert für Travel24 so ja – noch – nicht. Die Investment Story ist sogar gewissermaßen eher Immobilien-affin. Wie haben Sie das dann bewerkstelligt?
Kirchhof: Das ist richtig, mit anderen Reiseveranstaltern oder Hoteleristen konnten wir die beabsichtigte Anleihe nicht vergleichen. Allerdings ist diese Kuponhöhe ein durchaus marktüblicher Renditefaktor in der Budget-Hotelerie. Von dem Hintergrund passt es dann.

BondGuide: Mit der zusätzlichen Zinsbelastung von rund 1,8 Mio. EUR pro Jahr fühlen Sie sich weiterhin wohl?
Schauer
: Absolut. Die Zinsen könnten wir auch während der anfänglichen Bauzeit der geplanten Budget Design Hotels allein aus dem Reisegeschäft der Travel24 bezahlen und sogar selbst dann, wenn diese nicht von Anfang an ihre Auslastung erreichen würden.
Kirchhof
: Das sollte wirklich kein Thema sein. Die Auslastungsprognosen haben wir so konservativ angesetzt, dass sie nicht annähernd unseren Praxiserfahrungen entsprechen, mit 50% im Eröffnungsjahr und dann 10 Prozentpunkte p.a. ansteigend. Die Praxis bei guten Budget Design Hotels zeigt eher 70, 80 und 90% Auslastungsquoten.

BondGuide: Budget-Hotels im Bereich „2 ½“ Sterne kennt man in Deutschland kaum. Erfinden Sie das Rad erst neu hierzulande?
Schauer
: Nein, keineswegs. Der Marktanteil in diesem Sektor liegt in Deutschland tatsächlich bei nur 10%. In Frankreich sind es dagegen 60%. Das ist praktisch eine ganz andere Hotelkultur. Und jeder USA-Reisende kennt die Motel-1 und wie sie alle heißen. Die Marktanteile für Budget Design Hotels können und werden aus dem Bereich der von der Marke unscharfen 3-Sterne-Hotels kommen.

BondGuide: Was genau hat das Wort „Design“ beim Begriff Budget-Hotel zu bedeuten? Sie betonen es mehrfach.
Kirchhof
: Diejenigen Hotelketten, die bislang kein Alleinstellungsmerkmal aufbauen konnten, werden es zunehmend schwerer haben, so viel steht fest. Gemessen daran sind einige 3-Sterne-Hotelketten zu teuer bzw. zu unprofitabel. Das ist die Lücke für Budget Design Hotels. Die Hotelgäste möchten aber auch keine Schmuddelzimmer. Deswegen legen wir großen Wert auf ein angenehmes, modernes Ambiente, ohne aber in die Kostenstrukturen der teureren Hotelketten zu fallen. Die Kostenstruktur muss schlank bleiben, um Durchschnittspreise von 60 bis 70 EUR zu gewährleisten. Es gibt viele nette Add-ons, die man einbauen kann, die für den Reisenden unheimlich angenehm sind, aber den Betreiber nichts oder fast nichts weiter kosten. Die Hotelzimmer sollen günstig sein, ja – modern, angenehm und sauber dürfen sie auch sein.

BondGuide: Aber während Messen etc. werden die Übernachtungspreise doch durchgehend verdoppelt, verdreifacht oder mehr.
Schauer
: Natürlich ziehen da auch die Preise von Budget-Hotels mit, aber ein spürbarer Preisabstand zu den höheren Kategorien bleibt auch dann gewahrt. Das macht einen hohen Teil der Attraktivität aus Betreibersicht aus.
Kirchhof
: Unser großer Vorteil ist das Zusammenspiel zwischen einem frischen Hotelambiente und dem Vertrieb über unsere Reiseportale. Es ist ein Fakt, dass Angebote, die weiter oben stehen, auch häufiger angesehen und schlussendlich häufiger genutzt werden. Genau darauf haben wir im Rahmen unserer Portale ja Einfluss.

BondGuide: Herr Schauer, Herr Kirchhof, an Sie beiden vielen Dank für die kurzfristige Gesprächsmöglichkeit und natürlich viel Erfolg bei Ihrem Vorhaben!
Interview führte Falko Bozicevic.

Kurzprofil: Travel24.com

Branche

Online-Reiseportale

Unternehmenssitz

Leipzig

Umsatz 2011

19,1 Mio. EUR

EBIT 2011

2,7 Mio. EUR

Umsatz 2012e

30,0 Mio. EUR

EBIT 2012e

4,0 Mio. EUR

Bewertung

Wachtumsstrategie/Mittelverwendung

*** #

Peergroup-Vergleich

***

Kennzahlen (Gearing, Zinsdeckung etc. )

*****

IR/Bond-IR

****

Covenants

**(*) #

Liquidität im Handel (e)

***

Fazit BondGuide

***(*) #

Anmerkungen: Abschlag aufgrund Verhältnis Anleihevolumen/Jahresumsatz;

Aufwertung aufgrund Treuhandmodel; Fazit = *** bis ****

Anleihenübersicht

WKN

A1P GRG

Erstnotiz

vstl. 17.9.

Zeichnungsstart

vstl. 29.8. bis 14.9.

Ausgabepreis

100%

Kupon

7,50%

Stückelung

ab 1.000 EUR

Laufzeit

5 Jahre

Marktsegment

Entry Standard

Emissionsvolumen

bis zu 25 Mio. EUR

Rating Unternehmen

(nicht erforderlich)

Banken/Sales

Acon Actienbank

Internet

www.travel24.com