Spectrum Markets: DAX-Reform bestenfalls halbherzig

Deutsche Börse platziert Unternehmensanleihe über 600 Millionen Euro
Foto @ Deutsche Börse AG

Die Deutsche Börse hat eine Reform des deutschen Leitindex DAX angekündigt, die Tobias Stöhr, Sales Executive bei Spectrum Markets, folgendermaßen einschätzt:

Die von der Deutschen Börse angekündigte Reform des deutschen Leitindex DAX macht ihn für Anleger zwar attraktiver, lässt aber Chancen ungenutzt. Ab September 2021 wird der DAX die Entwicklung von 40, statt wie bisher 30 Werten umfassen, wodurch er die deutsche Aktienlandschaft besser abbildet.

Investoren, die den Index handeln möchten, können zukünftig von der größeren Risikostreuung profitieren und der daraus resultierenden geringeren zu erwartenden Volatilität. Ebenso positiv, wenn auch überfällig, ist, dass Mitglieder künftig ausgeschlossen werden, wenn sie innerhalb bestimmter Fristen keine testierten Quartalszahlen und Geschäftsberichte vorlegen. Dadurch steigt das Vertrauen in das Börsenbarometer.

Auch die Punktzahl des DAX wird sich mit der Umstellung im September nicht schlagartig ändern, da die 30 bereits im DAX vertretenen Titel entsprechend geringer gewichtet werden. Diese Änderungen werden die Emittenten von Derivaten nachvollziehen. Dadurch bleibt der Wert von Derivaten, die den Index abbilden, voraussichtlich stabil. Zusätzliche Kosten sollten für Investoren nicht entstehen. Der DAX wird daher sowohl als Investment als auch als Trading-Position attraktiver.

DAX-Reform lässt Chancen ungenutzt
Kann man so den Rückschlag, den der Wirecard-Skandal für die deutsche Aktienkultur bedeutet hat, kompensieren? Die Antwort ist „nicht vollständig“. Zwar ist ein Teil der Änderungen – ob überfällig oder nicht – zu begrüßen, diesen stehen allerdings Mängel gegenüber.

So wird der MDAX geschwächt, der die Entwicklung der 60 nächstgrößeren Aktienunternehmen abbildet. Hinzu kommt, dass sich die deutsche Unternehmenslandschaft auch durch einen ausgeweiteten DAX nicht darstellen lässt. Selbst die Aufnahme einer deutlich größeren Anzahl an Unternehmen, würde die volkswirtschaftliche Aussagekraft nicht zwangsweise steigern – wie der Blick auf den S&P 500 zeigt.

Auch sind Substanz- und Wachstumswerte nicht ausgewogen. Hier hätte man aus Fehlern der Vergangenheit und anderer Indizes lernen können. Zudem bleibt die Chance ungenutzt, den DAX im Hinblick auf Dividenden mit anderen Leitindizes vergleichbarer zu machen.

Tobias Stöhr, Spectrum Markets

Vor einem vorsätzlichen Betrug wie im Falle von Wirecard können Reformen dieser Art natürlich nicht schützen; unser Fazit bleibt daher zurückhaltend.

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