Die EZB hat gestern die Zinsen um 25 Basispunkte gesenkt, wie von den Finanzmärkten und Ökonomen allgemein erwartet. Die in der Erklärung verwendete Sprache war indes ausgewogener als von den Märkten erwartet. Den jüngsten Zinsentscheid der EZB kommentiert Tomasz Wieladek, Chefvolkswirt für Europa bei T. Rowe Price:
Die EZB spricht zwar von einem schwächeren Wachstum, räumt aber gleichzeitig ein, dass die Inflation im Inland weiterhin hoch ist und die Löhne stark steigen. Es gibt auch keine Vorgaben für künftige Zinssenkungen, und die EZB beharrt auf Entscheidungen von Sitzung zu Sitzung.
Diese ausgewogene Sprache signalisiert, dass die EZB sich alle Optionen offen halten will. Es ist auch ein Signal, dass politische Ereignisse und Daten die Reaktion der EZB im Dezember bestimmen werden.
Führt beispielsweise die Androhung von US-Zöllen zu deutlich schwächeren Konjunkturumfragen im Euroraum, die den Eindruck verstärken, dass der Euroraum rasch in eine Rezession abrutscht, könnte die EZB die Zinsen auf einer der nächsten Sitzungen um 50 Basispunkte senken.
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Sollte sich hingegen die US-Zollpolitik gegenüber europäischen Waren nicht ändern, könnte ein Wiedererstarken des Vertrauens und stärkere Konjunkturumfragen die EZB veranlassen, wieder zu schrittweisen Zinssenkungen überzugehen.
Tomasz Wieladek, T. Rowe Price
In Anbetracht dieser erheblichen Risiken für die kommenden Monate sollte die gestrige Zinssenkung als eine Art Sicherheitssenkung interpretiert werden.
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