Eurozone: Inflationsbekämpfung vs. Wachstumsdynamik

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Die Bedingungen in Europa offenbaren weiterhin das schwierige Gleichgewicht zwischen Inflationsbekämpfung und Aufrechterhaltung eines positiven Wirtschaftswachstums. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wird erwartet, dass die EZB durch höhere Leitzinsen (wir gehen davon aus, dass der Einlagensatz auf der nächsten Sitzung auf 3,75% angehoben wird) oder durch eine beschleunigte quantitative Straffung ihren Kurs beibehalten wird. Der aktuelle Marktkommentar von Katharine Neiss, Chief European Economist bei PGIM:

Die letztgenannte Methode könnte einen schnelleren Abbau der EZB-Bilanz beinhalten, indem die Reinvestitionen von Staatsanleihen, die im Rahmen des Pandemiekauf-Notkaufprogramms erworben wurden, vorgezogen werden, oder indem die Bestände an Unternehmensanleihen schneller abgebaut werden. Würde sie ein ähnliches Tempo wie etwa die Bank of England bei den aktiven Verkäufen von Unternehmensanleihen einschlagen, könnte die EZB-Bilanz über die derzeitigen Erwartungen hinaus um weitere 2% des BIP schrumpfen.

Das europäische Wachstum scheint sich aufzuteilen zwischen einer relativen Stagnation im verarbeitenden Gewerbe in Deutschland und einem schnelleren Wachstum in der Peripherie (angekurbelt durch den Tourismus) von Griechenland, Portugal und Italien. Dieses Wachstum hat auch zu einer bemerkenswerten Verbesserung der Schuldenquoten der Peripherieländer geführt – inklusive Italien. Gleichzeitig ist der Spread der italienischen Renditen zu Bundesanleihen nach wie vor deutlich größer als der von Portugal und sogar Griechenland, und er könnte sich noch weiter vergrößern, wenn sich die Wachstumsaussichten merklich abschwächen.

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Zusätzlich zu den Aussichten auf ein stagnierendes Wachstum schafft der geschwächte Kern Frankreichs und Deutschlands die Voraussetzungen für eine Periode des politischen „Durchwurstelns“ in der es nicht gelingen dürfte, die Kluft zwischen den großen Volkswirtschaften des Kontinents zu überbrücken. Dies gilt auch deshalb, weil die Energieversorgung der Region nach wie vor eingeschränkt ist und das Risiko weiterer Energieschocks besteht.

Katharine Neiss, PGIM

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