Anleihen aus Grenzmärkten und Schwellenländern können bei steigenden Zinsen wahre Schätze sein

Marcelo Assalin, Head of Emerging Market Debt bei NN Investment Partners
Marcelo Assalin, NN IP

Der Expertenbeitrag von Marcelo Assalin, Head of Emerging Market Debt bei NN Investment Partners, über die Aussichten von Anleihen aus Schwellenländern im Umfeld einer künftig restriktiveren Geldpolitik.

Anleihen aus Schwellenländern in lokaler Währung und aus Grenzmärkten bieten Chancen, Portfolios gegen negative Auswirkungen einer Normalisierung der Geldpolitik und steigende Zinsen auszubalancieren.

• Diese Anlageklassen können daher für Investoren in den beiden wahrscheinlichsten Szenarien der Entwicklung der Weltwirtschaft attraktiv sein.

• Im ersten möglichen Szenario überspringt das globale Wirtschaftswachstum die Schwelle von 3,5%, die in den vergangenen sechs Jahren die Obergrenze markierte. Im zweiten Szenario bleibt das Wachstum in seinem bisherigen Korridor. Details zu den beiden Szenarien finden Sie hier.

Das zweite Szenario, bei dem das Wachstum der Weltwirtschaft in etwa auf dem bisherigen Niveau verharrt, ist unser Basisszenario. Dies wäre für die Schwellenländer insofern äußerst günstig, als sie auch bei einer allmählichen Straffung der Geldpolitik der Zentralbanken weiter von der globalen Liquidität und den Finanzierungsbedingungen profitieren würden. Die Kapitalzuflüsse dürften kräftig bleiben. Allgemein bieten Schwellenländeranleihen höhere Renditen. Wenn das Wachstum in seinem bisherigen Rahmen verbleibt, sollten die Spreads von in harter Währung denominierten Schwellenländeranleihen weiter zurückgehen. Dies gilt vor allem für die höher rentierenden Segmente dieses Marktes, die so genannten Frontier Markets oder Grenzmärkte.

Foto: © Andrey Popov – stock.adobe.com

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Lokalwährungsanleihen verdienen besondere Aufmerksamkeit, denn die Schwellenländerwährungen sind trotz der Aufwertung im bisherigen Jahresverlauf unseres Erachtens weiterhin um rund 15% unterbewertet. Anleger könnten dadurch zusätzliche Erträge erzielen, sofern die Schwellenländerwährungen den in den vergangenen fünf Jahren verlorenen Boden zum Teil wieder zurückgewinnen.

Darüber hinaus sind die Realzinsen in den Schwellenländern hoch und die Inflationsraten bleiben niedrig. Daher verfügen die Zentralbanken über Zinssenkungsspielraum, was die Renditen verringern und den Kurswert von Anleihen steigern sollte. In dieser Hinsicht sind Länder wie Südafrika, Russland, die Türkei und Brasilien attraktiv.

Bei einem gut ausbalancierten, kräftigeren Wirtschaftswachstum wie es unserem ersten Szenario entspricht, könnten Schwellenländeranleihen aus verschiedenen Gründen gut abschneiden. Im Zuge der Wachstumsbelebung sollte der Welthandel anziehen, wovon die Schwellenländer profitieren sollten. Daraus ergibt sich auch weiteres Aufwertungspotenzial für ihre Währungen. Darüber hinaus steigen die Rohstoffpreise bei einem stärkeren Wachstum. Mehrere Schwellenländer, insbesondere Grenzmärkte, sind Rohstoffexporteure und würden in diesem Szenario gut abschneiden.

Anleihen aus Grenzmärkten bieten Zugang zum Potenzial der nächsten Generation von Schwellenländern: stärkeres Wachstum, günstige demografische Entwicklung und höhere Renditechancen. Außerdem können diese Länder gut zur Diversifizierung von Portfolios genutzt werden, da sie eine geringe Korrelation mit anderen Anlageklassen, eine relativ kurze Duration und hohe Coupons aufweisen.

Fazit
Die Schwellenländer sind in einer deutlich besseren finanziellen Verfassung als früher. Zahlreiche wichtige Schwellenländer, die während des ‚Taper Tantrum‘ im Jahr 2013 noch Leistungsbilanzdefizite verzeichneten, erzielen inzwischen Leistungsbilanzüberschüsse. Damit sinken ihre Abhängigkeit von externem Kapital und ihre Anfälligkeit für externe Schocks. Dies bietet in einem Umfeld weltweit steigender Zinsen und einem potenziell stärkeren Dollar ein gutes Polster.

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