HAMBURG (dpa-AFX) – Die Hamburger Rickmers-Gruppe geht mit einer Unternehmensanleihe von bis zu 200 Millionen Euro an den internationalen Kapitalmarkt. Wer dem Unternehmen Geld leiht, soll dafür zwischen 8,5 Prozent und 9,125 Prozent Zinsen erhalten, teilte Rickmers in Hamburg mit. Die Laufzeit betrage fünf Jahre, das Papier werde an der Börse notiert. ‚Unser Angebot richtet sich an institutionelle Anleger wie Versicherungen, Banken und Pensionsfonds‘, sagte der Finanzchef der Hamburger Schifffahrts-Gruppe, Ignace Van Meenen. Bei einer Mindestanlage von 1000 Euro habe Rickmers aber auch private Geldanleger im Visier, so Mark-Ken Erdmann, stellvertretender Finanzchef.
Rickmers reagiert damit als erste Reederei auf die fundamentalen Änderungen, die nach der Finanzkrise die Schifffahrtsbranche heimgesucht haben. Die Schifffahrt steckt seit fünf Jahren in einer hartnäckigen Krise und Besserung ist wohl erst im übernächsten Jahr in Sicht. Durch Überkapazitäten sind die Fracht- und Charterraten auf ein sehr niedriges Niveau gefallen. Viele Schiffe können kaum ihre Betriebskosten erwirtschaften. Zahlreiche Anleger haben durch Schiffsfonds Geld verloren. Die Banken finanzieren kaum noch Schiffe oder haben sich – wie die Commerzbank – ganz aus dem Geschäft zurückgezogen.
‚Der Zugang zum Kapitalmarkt ist einer der entscheidenden Faktoren für die zukünftige Marktposition eines Schifffahrtsunternehmens‘, sagte Van Meenen. Rickmers wolle mit dem neu eingeworbenen Kapital zum Teil alte Verpflichtungen ablösen, zum Teil neues Wachstum finanzieren. Gegenwärtig habe Rickmers zwar keine neuen Schiffe geordert, doch müsse die Flotte von mehr als 90 Schiffen weiter modernisiert werden, vor allem mit Blick auf die Energieeffizienz.
Als Neuling auf dem Kapitalmarkt und als Unternehmen der Schifffahrtsbranche muss Rickmers den Investoren hohe Zinsen bezahlen. Das Unternehmen ist in Deutschland mit BB geratet, das ist eine eher verhaltene Beurteilung der Bonität und Kreditwürdigkeit. Das sei auch der Branche geschuldet, die gegenwärtig negativ beurteilt werde, sagte Van Meenen. Die Rickmers-Gruppe habe im vergangenen Jahr ihren Umsatz von 574 auf 618 Millionen Euro gesteigert. Das Ergebnis nach Steuern erhöhte sich von 14 auf 22,5 Millionen Euro. Das Potenzial sei allerdings weitaus höher./egi/DP/zb