KRIM-KRISE/GESAMT-ROUNDUP: Streit schürt weltweit Nervosität an den Märkten

FRANKFURT/NEW YORK (dpa-AFX) – Die Krim-Krise hat die Märkte am Freitag weltweit schwer belastet. An vielen wichtigen Börsenplätzen gingen die Kurse vor dem umstrittenen Russland-Referendum über eine Abspaltung der ukrainischen Halbinsel am Sonntag auf Berg- und Talfahrt. Der deutsche Leitindex Dax rutschte zum ersten Mal seit Dezember unter die psychologisch wichtige Marke von 9000 Punkten. Am Nachmittag erholte er sich wieder und schloss mit einem Plus von 0,43 Prozent bei 9056,41 Punkten. In dieser Woche hat das Börsenbarometer damit aber 3,15 Prozent eingebüßt.

Auch der zuletzt sehr starke Euro geriet unter Druck, der Kurs erholte sich aber bis zum späten Nachmittag wieder und stieg bis auf ein Tageshoch von 1,3937 Dollar. Anleger suchten ’sichere Häfen‘ wie Gold und deutsche Staatsanleihen. Kanzlerin Angela Merkel drohte Russland erneut mit Wirtschaftssanktionen.

GESPRÄCH LAWROW/KERRY BLEIBT OHNE EINIGUNG

Nach einem Spitzengespräch mit den großen Wirtschaftsverbänden in München sagte die CDU-Chefin am Freitag: ‚Wir wollen Lösungen über Gespräche – und die Tür dazu steht weiterhin offen.‘ Gespräche seien die beste Möglichkeit zur Lösungsfindung. ‚Wenn nicht anders möglich‘, müsse es allerdings auch Sanktionen geben können, betonte die Kanzlerin.

In London scheiterte derweil der Versuch der USA, die Abstimmung auf der Krim im letzten Moment auf diplomatischem Weg zu stoppen. US-Außenminister John Kerry konnte seinen russischen Kollegen Sergej Lawrow in einem rund sechsstündigen Gespräch in London nicht zum Einlenken bewegen. Kerry kündigte an, dass die USA das Ergebnis des Krim-Referendums am Sonntag nicht respektieren werden.

DEUTSCHE WIRTSCHAFT WARNT

Zwar warnt die deutsche Wirtschaft vor negativen Folgen von Wirtschaftssanktionen gegen Russland – sie hält solche Maßnahmen aber unter Umständen für unvermeidbar. Natürlich hätten Sanktionen negative Wirkungen für beide Seiten, sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Ulrich Grillo, am Freitag. Das Völkerrecht stehe aber über allem.

Zwei Tage vor dem umstrittenen Referendum drückten die Unsicherheiten viele Märkte kräftig ins Minus. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss 0,49 Prozent tiefer bei 3004,64 Punkten. Auf Wochensicht bedeutet das ein Minus von 2,93 Prozent und damit den größten Verlust seit sieben Wochen. In Paris fiel der Cac 40 um 0,80 Prozent auf 4216,37 Punkte und der FTSE 100 in London gab um 0,40 Prozent auf 6527,89 Punkte nach.

DEUTSCHE STAATSANLEIHEN PROFITIEREN

Druck kam auch von den internationalen Börsen: Der japanische Leitindex Nikkei 225 war wegen eines starken Yen über drei Prozent ins Minus gerutscht. ‚Die Nervosität an den Märkten ist immens hoch‘, sagte Marktanalyst Christian Henke vom Broker IG. An der Wall Street legte der Dow am Freitagabend moderat um 0,1 Prozent auf 16 125 Punkte zu.

Derzeit gehen die Anleger nach Einschätzung von Experten auf Nummer sicher und kaufen deutsche Staatsanleihen. Der Goldpreis profitierte am Freitag zwischenzeitlich von der hohen Nervosität der Märkte. Er stieg auf über 1380 Dollar je Unze und stand damit so hoch wie seit fast sechs Monaten nicht mehr. Am Abend stand er leicht mit 0,3 Prozent im Plus bei 1 377,20 Dollar./rad/DP/he