Italien sammelt weitere Milliarden am Anleihemarkt ein

ROM/FRANKFURT (dpa-AFX) – Italien hat zum dritten Mal innerhalb einer Woche die Finanzmärkte um frisches Geld angezapft. Nachdem die Regierungskrise vorerst abgewendet scheint, nahm der Zinsdruck auf die drittgrößte Volkswirtschaft im Euroraum am Donnerstag ab. Eine Auktion fünf- und zehnjähriger Anleihen spülte wie geplant 6,0 Milliarden Euro in die Staatskasse. Das geht aus einer Mitteilung der Schuldenagentur in Rom hervor.

Um Italien für zehn Jahre Geld zu leihen, verlangten Investoren einen durchschnittlichen Zins von 4,46 Prozent. Damit liegen die Refinanzierungskosten exakt auf dem Niveau der letzten Versteigerung von Ende Juli. Bei den fünfjährigen Papieren zog der Zins leicht von 3,22 auf 3,38 Prozent an. Die Nachfrage nach den Titeln blieb insgesamt stabil und hätte ausgereicht, um fast das 1,5-fache Volumen zu platzieren.

Bereits am Dienstag und am Mittwoch hatte Italien Anleger am Geld- und Anleihemarkt angepumpt. Beide Male war die Mittelaufnahme nur zu höheren Zinsen gelungen. Händler hatten die gestiegenen politischen Risiken verantwortlich gemacht. Nach einem Urteil gegen Ex-Premier Silvio Berlusconi drohte dessen an der Regierung beteiligte Partei, die Koalition platzen zu lassen.

Seit Mittwochabend stehen die Zeichen allerdings vorerst wieder auf Entspannung, nachdem sich Berlusconis Partei mit ihrer Forderung durchgesetzt hat, eine umstrittene Immobiliensteuer abzuschaffen. Die Steuerausfälle sollen durch Kürzungen der öffentlichen Ausgaben ausgeglichen werden, schrieb Innenminister Angelino Alfano auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Die Entscheidung dürfte zwar die Wogen im Regierungslager glätten, wird von Ökonomen jedoch kritisch bewertet./hbr/jsl