Finanzmärkte blicken auf möglichen Kurswechsel der US-Notenbank

WASHINGTON (dpa-AFX) – Die US-Notenbank Fed steht wahrscheinlich vor dem Einstieg in den Ausstieg aus ihrer Politik des ultrabilligen Geldes. Fachleute rund um den Globus rechnen damit, dass die Federal Reserve (Fed) am Mittwochabend bekanntgibt, ihre monatlichen Anleihekäufe in Höhe von 85 Milliarden Dollar (64 Mrd Euro) zu reduzieren.

Mit ihrer Mitteilung über den künftigen geldpolitischen Kurs wird gegen 20.00 Uhr deutscher Zeit gerechnet. Zudem legt die Zentralbank eine aktualisierte Wirtschaftsprognose für die USA vor, die erstmals auf 2016 blickt. Auch gibt der scheidende Fed-Chef Ben Bernanke seine wahrscheinlich vorletzte Pressekonferenz. Er hatte im Frühjahr angekündigt, dass die Anleihekäufe bis Mitte 2014 komplett eingestellt werden könnten, wenn die bisherigen Konjunkturprognosen Bestand haben.

Die Entscheidung über die Geldpolitik fällt bei einer zweitägigen Sitzung des Offenmarktausschusses der Zentralbank, die am Dienstag begann. Finanzmärkte, Regierungen aber auch Sparer weltweit blicken gespannt auf konkrete Ankündigungen, aber auch auf mögliche Wegweiser für die kommenden Monate.

Die Kurse von Aktien, Währungen und Rohstoffen bewegten sich am Mittwoch daher zunächst nicht besonders stark – dennoch erklomm der deutsche Leitindex Dax ein neues Rekordhoch. Am Vormittag sprang er kurz über seinen erst am Montag erreichten Höchststand und setzte eine neue Bestmarke bei 8.645,39 Punkten. Am frühen Nachmittag stand der Dax 0,44 Prozent höher bei 8.635 Punkten.

Möglich scheint, dass die Fed die derzeitigen Staatsanleihenkäufe in Höhe von monatlich 45 Milliarden Dollar auf 35 Milliarden senkt. Beim Erwerb von Pfandbriefen, die durch Immobilien besichert sind, könnte es hingegen bei 40 Milliarden Dollar monatlich bleiben. Auf diese Weise würden die Hypothekenzinsen stabil niedrig bleiben, damit die Erholung auf dem wichtigen Häusermarkt nicht abgewürgt wird.

Laut Experten wäre dieser erste Schritt zum Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik vorsichtig genug, um Panik an den Börsen zu vermeiden. ‚Wir haben volles Vertrauen in die Fed, dass sie die Märkte durch diesen Prozess steuern wird‘, sagte das Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB), Benoit Coeure, der ‚Börsen-Zeitung‘ (Mittwoch). Die Fed hatte zwar frühere Programme zur Stützung der Konjunktur auslaufen lassen, dann aber meist noch weit reichendere Maßnahmen ergriffen.

‚Ich mache mir keine Sorgen über das, was die Fed tut‘, sagte Bundesbank-Vorstand Joachim Nagel dem Blatt. Zumal erwartet werde, dass sich die US-Zentralbank weiter langfristig zu dem seit Ende 2008 geltenden Niedrigzins knapp über null Prozent bekennt, der bei der Ankurbelung der Wirtschaft helfen soll.

Die Fed hatte im vergangenen Jahr angekündigt, den Leitzins nicht anzuheben, solange die US-Arbeitslosenquote über 6,5 Prozent liegt. Derzeit beträgt sie 7,3 Prozent. Ebenfalls gegen einen tiefgreifenden Kurswechsel in der Geldpolitik spricht, dass die wirtschaftliche Erholung in den USA nicht so stark erscheint wie zuletzt erwartet worden war.

Ein leichtes Bremsen der Anleihekäufe könnte der Fed aber auch als Test dienen, um die Marktreaktionen zu beobachten. Als Bernanke im Frühjahr einen bevorstehenden Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik in Aussicht stellte, reagierten die Märkte sehr extrem. In mehreren großen Schwellenländern kam es nach dem Abzug von Investorengeldern sogar zu Währungskrisen./mcm/DP/hbr