Die Anleihemärkte signalisieren, dass in den USA eine Rezession bereits eingetreten ist. Wie kann die Zinskurve da weiterhin invertiert sein? Von Eric Vanraes*
Der US-Anleihemarkt signalisiert nach wie vor, dass eine Rezession unausweichlich ist. Die Zinssätze sind zwar deutlich niedriger als vor drei Wochen, aber die wichtigste Entwicklung ist eine steiler werdende Zinskurve: Zweijährige Treasuries weisen eine Rendite von 3,85% auf, während zehnjährige US-Anleihen bei 3,40% liegen. Natürlich ist die Zinskurve damit invertiert, aber ‚nur‘ mit einem Abstand von 45 Basispunkten, verglichen mit 108 Basispunkten am 8. März. Die Inversion lässt sich an der Länge der Renditekurve erkennen.
Wie lässt sich diese Verengung des Spreads mit der weit verbreiteten Auffassung vereinbaren, dass eine inverse Zinskurve eine Rezession anzeigt? Die Antwort ist unserer Meinung nach einfach: Die Anleihemärkte sind schon einen Schritt voraus. Anders ausgedrückt: Die Anleihemärkte sagen uns, dass es nicht mehr nötig ist, eine Rezession zu prognostizieren, weil sie bereits eingetreten ist.
Schon vor den Vorfällen bei der Silicon Valley Bank (SVB) und der Crédit Suisse haben die Märkte das Risiko einer Rezession widergespiegelt. Jetzt erwarten die Marktteilnehmer drastische Maßnahmen der Zentralbanken, um u.a. eine Kreditklemme zu verhindern.
Der Futures-Handel deutet darauf hin, dass die Marktteilnehmer bis Ende 2023 eine Senkung der Federal Funds Rates um 100 Basispunkte antizipieren. Abgesehen von der symbolischen Anhebung um 25 Basispunkte durch die Federal Reserve in der vergangenen Woche ist die auffälligste Veränderung in der Geldpolitik der Umfang der FED-Bilanz.
Sie stieg zwischen dem 8. März und dem 22. März um 392 Mrd. USD auf 8,734 Bio. USD, obwohl die US-Notenbank weiterhin ein Programm zur geldpolitischen Straffung verfolgt. Das nach dem Zusammenbruch der SVB und anderer Banken durch die USA angekündigte ‚Bank Term Funding Program‘ sollte Liquidität schaffen, um das System am Laufen zu halten. Doch in nur einer Woche wurden dadurch mehr als zwei Drittel der seit Juni 2022 durchgeführten Straffung zunichtegemacht. Es ist einerseits beruhigend, dass die FED schnell handelt. Andererseits ist es besorgniserregend, denn solche Liquiditätsspritzen sind, wie Zinssätze von 5%, eindeutig nicht nachhaltig.
*) Eric Vanraes ist Portfoliomanager des Strategic Bond Opportunities Fund bei Eric Sturdza Investments
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