Schieflagige TERRAGON auf Pirsch nach Investoren

Noch bis heute können Interessierte Angebote für den Einstieg bei der schieflagigen TERRAGON abgeben. Ziel soll der Erhalt der Gruppe sein.

Insolvenzverwalter Rainer Eckert hatte nach der Insolvenzanmeldung vor einigen Wochen einen sog. strukturierten Investorenprozess auf die Schiene gesetzt. Den Garaus Richtung Insolvenzanmeldung machte die Pleite einer Tochterfirma der TERRAGON, die der Mutterkonzern nicht mehr ausgleichen konnte – oder wollte, und lieber den Sanierungsweg einschlug bzw. einschlagen musste.

TERRAGON wird von One Square Advisors beraten. Interessierte Investoren können noch bis heute ein indikatives Angebot abgeben.

Michael Held, CEO der TERRAGON, ist offenbar weiterhin am Ruder. Er lobt das ‚große Interesse von finanzstarken Investoren‘. Meister der blumigen Worte war er noch nie, allerdings von Prognosen, die sich mehrheitlich nicht materialisierten, und dies noch bis kurz vor Toreschluss. In diesem Punkt und in ihrer tönernen Führung erinnert die TERRAGON schmerzlich an die ebenfalls insolventige SeniVita.

Ziel von Insolvenzverwalter Eckert sei der Erhalt der Gruppe in ihrer Gesamtheit. Anleiheeigner, die de facto einen Totalverlust ihrer Investoren in Anleihe 2019/24 hinnehmen müssen, werden sich ggf. die Frage stellen, ob dieses Ziel so erstrebenswert ist – speziell, warum es das sein sollte.

Im Juni hatten Anleiheeigner auf zwei AGVs der Stundung der fälligen Anleihezinsen zugestimmt und einmal zu viel den Beteuerungen von Held vertraut. Es schien ja auch plausibel. Oberflächlich jedenfalls. Bei genauerem Blick unter die Decke hätte schon da die voraussichtliche Insolvenz absehbar sein können, erläutern Experten gegenüber BondGuide. Für Privatanleger wie auch Medien eine Unmöglichkeit, zählen wir doch lediglich zur ‚Bereichsöffentlichkeit‘. Sprich: Wir kriegen nur zu sehen, was wir sehen sollen. In diesem Punkt wiederum scheint es Parallelen zur Eyemaxx zu geben.

Zu den rund 30 Mio. EUR Verbindlichkeiten (inzwischen eher höher) der TERRAGON entfallen fünf Sechstel auf die Anleihe 2019/24. Fairerweise muss man sagen, dass der Konzern mit der Emission im Mai 2019 ein denkbar ungünstiges Timing erwischte: Corona kam, sah und siegte.

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