Werder Bremen entscheidet sich für Mittelstandsanleihe

Keine Fan-Anleihe für Fußball-Enthusiasten, sondern eine waschechte Mittelstandsanleihe – so jedenfalls werden die gewohnt gut informierten Bremer Quellen zitiert.

Vor einigen Wochen hatte auch BondGuide entsprechende Gerüchte aufgegriffen und fand im Kreis der verdächtigen vermutlich beteiligten Dienstleister auch keine Dementis – insofern war bereits von einem hohen Wahrheitsgehalt auszugehen.

Auch der Weser-Kurier meldete die Entwicklung jüngst schon als Fait accomplie.

Es gehe wohl um 15 bis 20 Mio. EUR für Werder Bremen – eine absolut gebräuchliche durchschnittliche Größe für eine KMU-Anleihe.

Die Hanseaten hatten sich schon 2020 mit einer Landesbürgschaft durch die Corona-bedingte Krise geschlängelt, wobei eine sportliche noch hinzu kam: Werder rettete sich erst durch zwei Relegationsspiele vor einer finanziell desaströsen Demission in die zweite Liga.

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Schalke verfügt schon über Erfahrung mit KMU-Anleihen

Werder-Chef Filbry kommentiert entsprechende Anleihepläne nicht, ließ aber in der Vergangenheit durchblicken, dass das Minus in dieser Saison trotz wiedergefundenen sportlichen Mittelmaßes auf bis zu 40 Mio. EUR hinauslaufen könne.

Clubs aus der Tabellenmitte treffen die ausbleibenden Zuschauereinnahmen in der Regel am stärksten – sie verfügen häufig über große Stadien, deren gute Füllung sie gewohnt sind. Potenzielle Absteiger sind mehrheitlich kleiner – Ausnahme dieses Jahr: Schalke 04 – und kalkulieren von Beginn an ganz anders. Die mögliche Fallhöhe ist mehrheitlich eine ganz andere.

Womöglich haben auch Sponsoren der Grün-Weißen finanzielle Schwierigkeiten und können oder möchten nicht all ihren Verpflichtungen nachkommen. Und natürlich fehlen in diesem Jahr auch TV-Einnahmen.

Bereits letzte Saison hatte Werder mit einem Minus von knapp 24 Mio. EUR gerade so über die Bühne gebracht. Das wirtschaftliche Eigenkapital liege ähnlich wie bei Schalke schon vor einigen Jahren rechnerisch im Minusbereich. Ein Transferüberschuss im Sommer ist also Pflicht.

Der Unterschied zwischen einer Mittelstandsanleihe, genauer: KMU-Anleihe, und einer Fan-Anleihe liegt auf der Hand. Eine KMU-Anleihe ist per heute ein etabliertes Kapitalmarktprodukt für sowohl private als auch institutionelle Investoren, eine Fan-Anleihe gilt als Verzweiflungsmaßnahme und letzter Notnagel, wenn gar nichts anderes mehr zur Verfügung steht.

Bei einigen Clubs wie z.B. dem HSV, Köln oder Schalke (2010) ging das sogar noch gut – aber eine Sondersituation wie seit März 2020 ist wahrscheinlich mit keiner Mismananagementkrise der Vergangenheit vergleichbar und die Fehlbeträge um einiges happiger. Alemannia Aachen versuchte 2008 auch ihr Glück über die sog. Tivoli-Anleihe, trotzdem folgte wenige Jahre später die Insolvenz. Fairerweise sollte erwähnt werden, dass Anleger damals unabhängig von der Definition der Kreditart leer ausgegangen wären.