Der ambivalente Einfluss der Demokratie auf Wirtschaftspolitik und Anlageergebnisse

Von Marshall L. Stocker, Ph.D., CFA, Director of Country Research und Portfolio Manager Global Income Team Eaton Vance Management

Übersicht und Auszug

  • Ausgehend von der empirisch nachgewiesenen Beziehung zwischen Wirtschaftspolitik und Vermögenspreisen untersucht diese Studie die wichtigsten Einflussfaktoren nationaler Wirtschaftspolitik.
  • Der Einfluss der Demokratie (politische Rechte; Mehrheitsprinzip) auf die Wirtschaftspolitik und damit die Investitionsbedingungen in einem Land (unter ansonsten gleichen Bedingungen) hat sich im Laufe der Jahrzehnte verändert.
  • Bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist in allen Ländern eine Korrelation zwischen demokratischer und wirtschaftlicher Freiheit erkennbar.
  • Im Zeitraum von 2000 bis 2017 ist der Einfluss der Demokratie hingegen uneinheitlich: In Ländern mit wenig wirtschaftlicher Freiheit wirkt sie nach wie vor positiv. In Ländern mit einem hohen Maß an wirtschaftlicher Freiheit spielt Demokratie jedoch entweder keine oder sogar eine konträre Rolle, etwa indem sie eine antiliberale Wirtschaftspolitik begünstigt.
  • Die Beziehung zwischen Demokratie und wirtschaftlicher Freiheit ist also womöglich weniger eindeutig, als Anleger vermuten.
  • Eaton Vance analysiert die politischen Institutionen von 130 Ländern. Diese Studie ergänzt eine Reihe anderer Analysen, deren Ergebnisse in konkrete Anlageentscheidungen einfließen. 

! Zum Vergrößern bitte anklicken !


Wie politische Institutionen Wirtschaftspolitik und Kapitalmarkrenditen beeinflussen

In unserem letzten White Paper („Emerging Markets Debt: Determinants of Sovereign Bond Quality and Returns“) haben wir festgestellt, dass sich Risikoaufschläge und Ratings von Staatsanleihen durch die Wirtschaftspolitik des jeweiligen Landes erklären lassen („Emerging markets debt: Determinants of sovereign bond quality and returns“, Stocker, M, September 2019.)

Die Studie enthält ein Regressionsmodell, das die hohe Korrelation zwischen der dem wirtschaftspolitischen Kurs eines Landes (gemessen am Economic Freedom of the World Index des Fraser-Institute) und den Kreditratings von Moody‘s nachweist. Wirtschaftliche Freiheit, so das Ergebnis der Analyse, ist der wichtigste Einflussfaktor für die Kreditqualität von Staatsanleihen und deren Risikoaufschläge). 

Länder mit einer liberaleren Wirtschaftspolitik profitieren dabei von niedrigeren Finanzierungskosten und höheren Ratings (Wirtschaftliche Freiheit bezeichnet die Fähigkeit eines Landes, Güter und Dienstleistungen zu produzieren, zu handeln oder zu konsumieren, die ohne Anwendung von Gewalt, Betrug oder Diebstahl erworben wurden. Diese Freiheit wird durch Rechtsstaatlichkeit, Eigentumsrechte und Vertragsfreiheit verkörpert).  Die Konsequenz für Anleger ist eindeutig: Liberalisiert ein Land seine Wirtschaftspolitik während des Anlagezeitraums, können Anleger Mehrrenditen gegebenenfalls durch sinkende Risikoaufschläge erzielen.

Diese empirisch nachgewiesene Beziehung zwischen Wirtschaftspolitik und Vermögenspreisen wirft eine für Anleger wichtige Frage auf: Welche Faktoren beeinflussen die Wirtschaftspolitik? Wir kommen in unserer Analyse zu dem Ergebnis, dass die politischen Institutionen eines Landes Rückschlüsse auf die Wahrscheinlichkeit einer (De-)Liberalisierung der Wirtschaftspolitik zulassen.

In restriktiveren Ländern fördert die Demokratie eine Liberalisierung der Wirtschaftspolitik, in demokratischen und weitgehend liberalen Ländern beobachten wir dagegen häufiger einen Rückgang der wirtschaftlichen Freiheit. Wer die Einflussfaktoren für politische Entscheidungen und ihre Richtung erkennen kann, kann daher auch besser Anlagen mit potenziell höherem Renditepotenzial identifizieren.

Marshall L. Stocker, Eaton Vance

In diesem White Paper gehen wir im Rahmen einer umfangreichen Analyse auf die Rolle der Demokratie sowohl in liberalen als auch in restriktiven Ländern ein und erläutern, wie sich diese Rolle im Laufe der Jahre verändert hat. Im Anhang definieren wir die in diesem White Paper verwendete Terminologie und Datensätze.

Für die Fortsetzung und damit die Gesamtstudie verweisen wir auf das (englische) Original mit zahlreichen interessanten Grafiken: https://www.eatonvance.de/media/36583.pdf