Neuemission SUNfarming: „Attraktive Märkte stets erfolgreich identifiziert und besetzt“

BondGuide im Gespräch mit Martin Tauschke, Gesellschafter und Geschäftsführer der SUNfarming GmbH, über das aktuelle Anleihevorhaben. Konkret geht es um 10 Mio. EUR und 5,5% Kupon – die Zeichnungsfrist läuft seit einigen Tagen.

BondGuide: Herr Tauschke, kennen wir uns nicht schon von vor ziemlich genau zwei Jahren?
Tauschke: Das ist richtig – wir hatten im Sommer 2018 schon einmal einen ersten Anlauf zu einer Unternehmensanleihe unternommen. Trotz guter Nachfrage haben wir uns jedoch damals entschlossen, die Emission zu verschieben, um auf Anregung insbesondere institutioneller Investoren das Emissionskonzept zu optimieren. Dass letztlich zwei Jahre vergehen würden, bis wir den Schritt an den Kapitalmarkt tatsächlich vollziehen, war damals nicht so vorhersehbar. Aber es hat auch sein Gutes, denn die SUNfarming hat sich in dieser Zeit deutlich weiterentwickelt, so dass wir uns heute noch besser präsentieren können. Zudem haben wir das Investorenfeedback von damals ernst genommen und die entsprechenden Veränderungen umgesetzt.

BondGuide: Was war denn 2018 Stein des Anstoßes, um das Thema damit auch abzuschließen?
Tauschke: Vereinfacht ausgedrückt: Eine mit Assets besicherte Unternehmensanleihe, wie wir sie 2018 emittieren wollten, hätte ein anderes Setup erfordert. Wir haben die Finanzierungsform Unternehmensanleihe im Anschluss zwar nicht aus den Augen verloren, stattdessen zunächst jedoch eine Asset-basierte Inhaberschuldverschreibung sowie sog. Construction-Bridge-Finanzierungen im Volumen von über 60 Mio. EUR in der Unternehmensgruppe erfolgreich bewerkstelligt und uns dadurch noch einmal deutlich weiterentwickelt. Hinzu kommt, dass der Markt für Photovoltaik-Lösungen heute ein ganz anderer ist als noch vor wenigen Jahren – selbst unbenommen davon, dass sich Einspeisevergütungen, Fördergelder etc. ohnehin beinahe jedes Jahr verändern.

BondGuide: Wo wäre dann das aktuelle Jahr einzuordnen in dieser Hinsicht?
Tauschke: Wir erleben gerade eine Weichenstellung weg von den klassischen Solaranlagen mit Einspeisevergütung und hin zu Power Purchase Agreements, also bilateralen Stromlieferverträgen, die eine langfristige Preissicherheit bieten. Diese Umstellung findet in den nächsten zwei, drei Jahren statt. In diesen Markt wollen wir hinein – so, wie wir auch in den ersten 16 Jahren unserer Unternehmensgeschichte stets attraktive Märkte erfolgreich identifiziert und besetzt haben.

BondGuide: Wie kommt der Emissionserlös zum Einsatz?
Tauschke: Es liegt auf der Hand, dass die SUNfarming als Spezialist für die Projektierung und Realisierung schlüsselfertiger Solaranlagen im In- und Ausland, speziell wenn wir über große Solarparks sprechen, einen hohen Projektentwicklungs- und Vorfinanzierungsbedarf hat. SUNfarming ist mittlerweile weltweit tätig, von der Dominikanischen Republik bis China in West-Ost-Richtung und von Madagaskar bis England in süd-nördlicher Richtung. Der Emissionserlös von bis zu 10 Mio. EUR ist allerdings ausschließlich für heimische Solarprojekte avisiert.

BondGuide: Wie weit kommt eine SUNfarming mit diesem Erlös?
Tauschke: Also zum einen betrachten wir diese Anleihebegebung als unseren ersten Schritt am Kapitalmarkt. Wenn es nach unseren Plänen geht, soll es keineswegs der letzte sein. Zum anderen muss ich an dieser Stelle noch einmal kurz präzisieren: Die Anleihe dient der Finanzierung des operativen Geschäfts auf Ebene der GmbH. Den Emissionserlös könnten wir dabei zwei bis drei Mal pro Jahr für Projektrealisierungen, die anschließend veräußert werden, revolvierend einsetzen.

BondGuide: Dann mal ein Update: Wo stehen Sie gerade im PV-Markt?
Tauschke: Wir haben bisher schon rund 600 MW an Solarprojekten in Deutschland und zunehmend auch in Europa erfolgreich realisiert und davon rund 300 MW auch weiterhin in der kaufmännischen und technischen Betriebsführung. Unsere geschäftlichen Prognosen haben wir jeweils erfüllt oder sogar übertroffen – und dadurch seit unserer Gründung 2004 durchgehend profitabel gewirtschaftet.

BondGuide: Laufen die installierten Solaranlagen und Parks denn alle zufriedenstellend?
Tauschke: Ja, absolut. Ein unabhängiges Gutachten aus 2019 bestätigt sogar, dass die von uns errichteten PV-Anlagen von 2013 bis 2018 gegenüber den prognostizierten Ertragserwartungen um mehr als 7 Prozentpunkte überperformt haben. Darauf können wir durchaus stolz sein.

BondGuide: Woran liegt das bzw. wie kriegen Sie das bewerkstelligt?
Tauschke: Zunächst einmal bedeutet es, dass wir bisher vieles richtig gemacht haben. Die hohen Qualitätsstandards an die verwendeten Komponenten und bei ihrer technischen Auslegung sowie Installation bewirken nachweislich einen messbaren Unterschied. So verwenden wir ausschließlich Wechselrichter der deutschen SMA Solar, die zwar etwas teurer sind, aber auf Sicht ihres Lebenszyklus ihre anfänglichen Mehrkosten wieder mehr als hereinspielen. SMA hat über 30 Jahre Erfahrungen auf diesem Gebiet, die auch heute noch einen technologischen Vorsprung von bis zu zwei Jahren bedeuten. Das zahlt sich auch durch Langlebigkeit entsprechend aus.

BondGuide: Langlebigkeit scheint überhaupt der Rote Faden bei Ihrem Tun…
Tauschke: Da will ich natürlich nicht widersprechen. SUNfarming verfügt über jetzt 16 Jahre Erfahrung in der Projektierung und Realisierung schlüsselfertiger PV-Anlagen. Die wiederum brachten Investoren eine Überperformance bei ihren Anlagen. Mein Partner Peter Schrum ist genau wie ich seit 2004 ununterbrochen als Gesellschafter an Bord der SUNfarming. Mein Kollege Karsten Balzer, den Sie von unserem Treffen 2018 bereits kennen und der auch jetzt wieder neben mir sitzt, ist seit 2008 dabei. ‚Neuere‘ Partner im Management haben wir natürlich auch, denn die sind zwingend notwendig, wenn Sie bedenken, dass wir unseren Umsatz allein im vergangenen Geschäftsjahr um mehr als 40% gesteigert haben. Und fast noch wichtiger: Auch die Wartung und das Management bestehender Anlagen nehmen kontinuierlich und signifikant zu, je mehr realisierte Projekte vorzuweisen sind. Dazu gehören selbstverständlich auch solche Anlagen, die ihre prospektierte Regellaufzeit bald hinter sich haben, denn auch die produzieren ja weiter Strom. Da schließt sich der Kreis sehr gut in punkto Langlebigkeit.

Martin Tauschke, hier in der Mitte

BondGuide: Und die Perspektiven beim PV-Aus- und Zubau?
Tauschke: Der weltweite Photovoltaikmarkt wird 2021 wieder auf seinen Wachstumskurs zurückkehren. Unser Kernmarkt Deutschland soll laut einer aktuellen Studie im mittleren Szenario bei einer jährlichen Wachstumsrate, kurz CAGR, von 49,7 Gigawatt 2019 auf 78,6 Gigawatt im Jahre 2024 wachsen. Ein ähnlicher Trend wird auch auf globaler Ebene erwartet.

BondGuide: Herr Tauschke, besten Dank an Sie und Ihren Kollegen für Ihre neuerliche Zeit und das interessante Update!

Interview: Falko Bozicevic, Timothy Veigel

Grafiken und Fotos rechts unten: @SUNfarming