Risiken & Nebenhöhlen – ein Kommentar von Falko Bozicevic

Falko Bozicevic, BondGuide

BondGuide erhielt diverse Leserzuschriften verbunden mit der Frage, wer eine Zuteilungsquote bei einer Emission überhaupt festlegt und nach welchen Maßstäben. Bei Privatanlegern kam hierbei zuletzt und wiederholt wenig Begeisterung auf. Vor allem Intransparenz und Logik werden moniert – die haben allerdings tatsächlich ihre Grenzen.

Tenor: Zum Auffüllen des Platzierungsvolumens sind Privatanleger gern gesehen. Das betonen unisono die beteiligten Dienstleister. Allerdings nur, um sie dann bei den Zuteilungsquoten doch wieder zu düpieren, stellt sich nämlich heraus, dass Institutionelle eine Vollzuteilung erhielten, indes Privatanleger keine.

Nun ist klar, dass bei einer Überzeichnung zwangsläufig ein Kompromiss gefunden werden muss. Dass das Emissionsvolumen einfach kurzerhand aufgestockt wird wie in den Heydays der Anfangsjahre, ist zum Glück – fast – komplett aus der Praxis verschwunden.

Nun ist unsere Aufgabe nicht die, nur zu mosern. Im Musterdepot war BondGuide selbst betroffen. Wir haben die fehlende Stückzahl schlicht und einfach über die Börse aufgefüllt. Natürlich erhöht dies den Einstiegskurs und senkt die Gesamtperformance – trivial.

Allerdings sollten Anleger dabei die Kirche im Dorfe lassen: Der um 50 Eurocent höhere Einstiegskurs bei Underberg und Euroboden schmälert die durchschnittliche Rendite über die gesamte Laufzeit allenfalls in der ersten, womöglich sogar nur zweiten Nachkommastelle. Mir fehlt ein wenig die Muße, mich darüber aufregen zu können.

Oder waren doch Privatanleger am Werke, die lediglich auf den schnellen Euro auswaren? In dem Falle müssen wir ganz klar sagen: Die möchte man bei einer Neuemission eh nur ungern haben. Auch auf derlei weiche Kriterien achtet die begleitende Bank bei einer Emission, und dies kann schwer in einem Zuteilungsschlüssel publiziert werden: Wer wird langfristiger Investor sein, wer „dreht“ nur die Anleihe in Aussicht auf einen raschen Prozentpunkt? Verstößt ein semi-/institutioneller Anleger gegen seinen hinterlegten Status, darf er sich bei der nächsten Transaktion die Kurse von der Börse aus anschauen.

Summa summarum würde ich konstatieren, dass Privatanleger die Vorteile einer überzeichneten Emission wertschätzen sollten. Gefährlicher für eine stabile Wertentwicklung sind doch diejenigen, die es nicht waren.

Ihr
Falko Bozicevic,
BondGuide

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