Anleihe im Fokus: Zamek macht Anlegern Appetit

Die eigenen Fertigsuppen, -soßen und Brühwürfel sind in vielen Geschäften nicht mehr zu finden. Seit 2006 stellt der Düsseldorfer Mittelständler vor allem die Eigenmarken großer Lebensmittelhändler und Discounter her. Um diese Neuausrichtung und die Expansion in neue Märkte zu finanzieren, emittiert Zamek eine fünfjährige Anleihe mit einem Volumen bis zu 35 Mio. EUR.
Eckdaten der Anleihe
Die Zeichnungsfrist wurde am 7. Mai vorzeitig beendet. Ab 15. Mai wird der Bond – wie bei den vergleichbaren Emittenten Underberg, Katjes und Valensina – im mittelstandsmarkt der Börse Düsseldorf notieren. Außerdem ist ein Listing im Freiverkehr der Frankfurter Wertpapierbörse geplant. Mit einer Stückelung von 1.000 EUR richtet sich das Angebot auch an Privatanleger. „Wir haben diese Finanzierungsform gewählt, um uns langfristig von Banken unabhängig zu machen“, erläutert Geschäftsführer Michael Krüger gegenüber dem BondGuide.
Der Kupon der Schuldverschreibung beträgt 7,75%. Er liegt damit auf dem Niveau der aktuellen Marktrendite von im Median 7,8%. Creditreform bewertete das Unternehmen mit BB. Beim Rendite-Risiko-Verhältnis rangiert der Bond damit im Vergleich zu anderen Mittelstandsbonds im unteren Mittelfeld. Allerdings haben Lebensmittel-Anleihen bei Anlegern einen guten Ruf. Im Vergleich mit anderen Konsum-Anleihen liegt Zamek vorne. Die derzeitigen Kurswerte bieten bei Valensina eine Rendite von 5,8% p.a., bei Katjes und Schneekoppe nur von 5,3 bzw. 4,2% p.a. Bei den Schutzrechten orientiert sich Zamek am üblichen Standard. So besitzen Zeichner ein außerordentliches Kündigungsrecht, wenn sich die Mehrheitsverhältnisse der Gesellschaft ändern sollten.
Unternehmen
Das Familienunternehmen besitzt eine lange Tradition in der Lebensmittelproduktion. Firmengründer Bernhard Zamek erfand 1932 den Brühwürfel. Heute entwickelt und vermarktet die Gruppe Brühen, Suppen, Soßen und Fertiggerichte. Hauptkunden sind große deutsche Lebensmittelhändler und Discounter. Im Discountbereich – 46% des Gesamtumsatzes – werden allerdings 42% der Erlöse nur mit sehr wenigen Kunden erzielt, was Creditreform als kundenseitiges Risiko bewertet. Im vergangenen Geschäftsjahr 2010/11 (Stichtag: 30.06.) erzielte Zamek einen Umsatz von 79 Mio. EUR sowie ein EBT von 400.000 EUR. Die EBITDA-Marge blieb konstant bei 4,4%. „Zwar sinkt die Eigenkapitalquote durch die Anleihe auf 23%, mittelfristig ist aber wieder ein Anstieg auf über 30% geplant“, erläutert Geschäftsführerin Petra Zamek.

Geschäftszahlen
Im laufenden Geschäftsjahr soll der Umsatz auf rund 90 Mio. EUR steigen, das EBT auf 1 Mio. EUR verbessert werden. Bis 2016/2017 wird eine EBITDA-Marge von etwa 10% angestrebt. Die Zahlen für die ersten acht Monate des laufenden Geschäftsjahres bestätigen diese Zielsetzung noch nicht. Während die Umsätze 56,8 Mio. EUR betrugen (Budget: 58,7 Mio. EUR), gab es einen Verlust vor Steuern von 1,4 Mio. EUR (Budget: -0,6 Mio. EUR). Das Management begründet die schlechteren Ergebnisse mit Sonderfaktoren wie den verstärkten Einsatz von Leiharbeitern, Verzögerungen bei der Einsteuerung neuer Umsatzprojekte sowie einem hohen Lagerstandsabbau.
Strategie
15 Mio. EUR aus der Anleihe will Zamek zum Abbau bestehender Verbindlichkeiten verwenden. „Mit über der Hälfte des Emissionserlöses wollen wir das weitere Wachstum finanzieren“, betont Zamek. So sollen 17 Mio. EUR in den Ausbau der Geschäftsbereiche Private Label (Belieferung von Großabnehmern) und Food Ingredients (Entwicklung neuer Aromen) fließen. Zudem ist die Expansion nach Übersee geplant. Der Auslandsanteil, der sich seit 2006 auf 40% verdoppelte, soll in drei Jahren bei deutlich über 50% liegen. Neben Südamerika und Neuseeland könnten auch afrikanische Länder zukünftige Märkte sein.
Fazit
Wegen des bekannten Namens und der Tradition des Familienunternehmens ist das Interesse der Anleger ähnlich stark wie bei den bisherigen Emissionen bekannter Markenartikler. Auch im Peergroup-Vergleich ist die Anleihe attraktiv. Das Management hat bereits tiefgreifende Maßnahmen ergriffen, um das Unternehmen wieder profitabel zu machen. So wurden die Strukturen verschlankt und neue Produkte auf den Markt gebracht. Zudem ist das Geschäft internationaler geworden. In den Geschäftszahlen schlägt sich diese Neuausrichtung noch nicht ausreichend nieder. Die Eigenkapitalausstattung ist steigerungsfähig. Zamek ist von einigen Großkunden abhängig. Zudem ist die Expansion in neue Märkte mit Unsicherheiten verbunden. Anleger sollten sich dieser Risiken bewusst sein.
Thomas Müncher

Bildunterzeile:
Geschäftsführer-Team bei Zamek: Petra Zamek und Michael Krüger.
Anleiheübersicht – Günther Zamek Produktions- und Handelsgesellschaft mbH & Co. KG

WKN

A1K0YD

Erstnotiz

15. Mai 2012

Zeichnungsfrist

vorzeitig beendet

Ausgabepreis

100%

Kupon

7,75% p.a.

Stückelung

ab 1.000 EUR

Laufzeit

5 Jahre

Marktsegment

mittelstandsmarkt (Börse Düsseldorf), Freiverkehr (Börse Frankfurt/Main)

Emissionsvolumen

bis zu 35 Mio. EUR

Rating

BB (Creditreform)

Banken/Sales

Close Brothers Seydler Bank, conpair

Internet

www.zamek.de/anleihe

Geschäfts- und Kennzahlen – Günther Zamek Produktions- und Handelsgesellschaft mbH & Co. KG

2010/11

2011/12e

2012/13e

Umsatz *)

79

85

92,5

EBITDA *)

3,7

3,5

5

EBIT *)

1,7

1,7

3

*) in Mio. EUR
Quelle: Unternehmensangaben, Eigenrecherche
Bewertung – Günther Zamek Produktions- und Handelsgesellschaft mbH & Co. KG

Wachstumsstrategie/Mittelverwendung:

***

Peergroup-Vergleich:

****

Kennzahlen (Zinsdeckung, Gearing o.Ä.):

**

IR/Bond-IR:

***

Covenants:

**

Liquidität im Handel

****

Fazit by BondGuide

*** (interessant – Chancen/Risiken ausgeglichen)